"Der Cerro Torre ist mein zweites Wohnzimmer"

Obwohl ich mutterseelenallein und nur auf mich gestellt war mit eiskalt gefrorenen Fingern die schroffen Eiswände Meter für Meter hochkletterte, habe ich mich wohl gefühlt. Ich wusste, hier gehöre ich hin", beschreibt Markus Pucher seine Gedanken in der S | Foto: KK
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Der Oberkärntner Extrem-Eiskletterer Markus Pucher über sein außergewöhnliches Hobby.

Extrem-Eiskletterer Markus Pucher, der nochmals versuchen wird, den Cerro Torre (Patagonien) als erster Mensch im Winter zu besteigen, im WOCHE-Interview.

GENDORF. WOCHE: Sie haben schon vergangenen September als zweiter Bergsteiger dieser Welt versucht, den Cerro Torre (C.T.) im Winter, noch dazu im Alleingang, zu erklettern. Ihr Resümee?
PUCHER: Witterungsbedingt musste ich leider 300 Höhenmeter vor dem Gipfel umkehren. Daher bleibt der Berg im Winter durch Solobesteigungen weiterhin unbesiegt. Aber er sieht mich im August wieder.

Auf welcher Route?
Wieder auf der Ferrari Route, der Westseite des Cerro Torre. Auf ihr habe ich mich mit meinem erfolgreichen, ungesicherten Alleingang in den Annalen des Alpinismus verewigt.

Gratulation, aber warum Annalen?
Weil ich als erster Free-Solo-Bergsteiger diesen 3.128 Meter hohen Berg im patagonischen Sommer erfolgreich bestieg.

Free Solo?
Alleine, ohne Kameraden und Sicherung am Seil.

Außenweltkontakt?
Nur via Satellitentelefon nach Gendorf. Ab dem Einstieg ist dann Funkstille, das Handy steigt nicht mit.

Welcher Gedanke manifestierte sich da in der Steilwand?
Obwohl ich mutterseelenallein und nur auf mich gestellt war, mit eiskalt gefrorenen Fingern die schroffen Eiswände Meter für Meter hochkletterte, habe ich mich wohl gefühlt. Ich wusste, hier gehöre ich hin. Mein zweites Wohnzimmer.

Filmregisseur Werner Herzog („Fitzcarraldo“) meinte zum Cerro Torre, er hat Eigenschaften, wie sie sonst nur Menschen haben: Er hat etwas Böses, etwas Mysteriöses, etwas Schreckenerregendes". Teilen Sie seine Meinung?
Nein, für mich ist nichts Böses vorherrschend, eher Respekteinflößendes und positive Energien.

Was fasziniert Sie noch am Cerro Torre?

Er ist einer der zehn schwierigsten Eiskletterbergen der Welt. Witterungsbedingt eine Herausforderung, der pilzförmige Gipfel mit seinem 400 Quadratmetern flachen Schneefeld eine Belohnung für alle Mühen.

Also Belohnung abholen. Wie laufen die Vorbereitungen?
Sportlich ausgezeichnet. Fit halte ich mich im The Rock (Kletterhalle Mühldorf), im Maltatal (Eisklettern) und den Karnischen Alpen (Kellerspitz). Viele Trainingseinheiten ergeben sich aber auch aus meinem Bergführerberuf.

Und finanziell?
Hier unterstützen mich meine Ausrüster Grivel, Scarpa, Direct Alpine. Budgetär (10.000 Euro) fehlt noch etwas. Daher bin ich für jeden Gönnereuro dankbar.

Zehntausend Euro?
Ja, weil ich das Zeitfenster von vier auf sechs Wochen erweitert habe.

Warum?
Um die klimatischen Verhältnisse besser handeln zu können.

Winterbesteigung ist nicht gleich Sommerbesteigung?
Stimmt. Andere Schneeverhältnisse, tiefere Minusgrade (-30), kürzere Tage (6 Sunden) erfordern exakte Planungen und Nachtklettern.

Kann man an ihren schönen Impressionen in Form von Wort und Bild auch teilhaben?
Ja sehr bald. Am 25. Feber 2016 lade ich gemeinsam mit Präsidentin Bettina Wassertheurer (Lions Club Drautal) zu einem Benefizvortrag (Gemeinschaftshaus Feistritz/Drau).

Zur Person:

Name: Markus Pucher
Geboren: 15. Juni 1976 in Villach
Lebensgefährtin: Tina Preiml
Kinder: Emily (11 Jahre), Mia (8 Jahre)
Wohnhaft: Gendorf (Gemeinde Baldramsdorf)
Beruf: Berg- und Skiführer, Industriekletterer
Hobbys: Armdrücken, Mountainbiken, Skifahren
Einstieg ins extreme Eis: 2004 mit Franz Karger im Maltatal
Bergsteigermotto: „Ich gehe mit Ehrfurcht und Demut durch die Natur und viele unmögliche Wege führen zu meinem Weg. Ich danke immer dem Berg“
Charakter: Ruhig, zielstrebig, flexibel
Vision: Den K2 im Alleingang besteigen
Highlight: Chefbergführer bei den dreijährigen Dreharbeiten zum preisgekrönten Film "Cerro Torre" mit David Lama, Peter Orter in Extrem-Bergsteigerszenen.

Zum Berg:

Name: Cerro Torre
Nachbarn: Cerro Stadhardt, Punta Heron, Terro Egger
Größe: 3.128 Meter
Beschaffenheit: Granit mit Eis überzogen
Schwierigkeitsgrad: +6 in der siebenstufigen Eisklettererscala
Lage: Argentinische-chilenisches Grenzgebiet, Patagonien, Südamerika Klima: Sommer (Dezember bis März), Winter (Juni bis September)
Sommererstbesteigung: Casimiro Ferrari (1974/erste dokumentierte Besteigung)
Wintererstbesteigung: Bisher witterungsbedingt zwei erfolglose Versuche

Eiskletterrap:
Start auf 450 Meter, zwei Tage auf Tourenski zum Wandfuß (Einstieg/1.500 m), Start der Kletterei, erste Gefahrenstellen (2.500 m), 95 Grad überhängende Steilwand, Schwierigkeitsgrad Mixed 6, flaches Schneefeld, pilzförmiger Gipfel, danke Berg, ich bin am Ziel, wieder hinunter. Gesamtzeit: fünf Tage.
Peter TIEFLING

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