Wiener Starfotograf knipste in den amerikanischen Todestrakten

- Foto: Baumann
- hochgeladen von Thomas Netopilik
Starfotograf Manfred Baumann „Da lief es mir kalt über den Rücken!“
WIEN/USA. Zwei Jahre musste Starfotograf Manfred Baumann auf das Shooting warten. Davor gab es nur Briefverkehr mit den zum Tode verurteilten Häftlingen. „Jedes Mal, wenn mich eine Nachricht aus den USA erreichte, lief es mir kalt über den Rücken“, schildert Baumann. „Es kam auch Post von einem Häftling, der sich verabschiedete. Wir sehen uns auf der anderen Seite“, so seine letzten Zeilen. Zwei Wochen danach wurde er hingerichtet.
Nach Abklärung aller Details mit der Gefängnisdirektion und dem Verlag startete Baumann mit seiner Gattin Nelly nach Texas, um die Häftlinge im Gefängnis von Huntsville auch persönlich zu treffen. Nach endlosen Sicherheitschecks durften die beiden Wiener mit den zum Tode verurteilten Häftlingen Charles „Chucky“ Mamou und Arnold Prieto (beide mehrfacher Mord) Gespräche führen. „Zum Glück durch eine Glasscheibe getrennt. Da war ich ziemlich froh darüber“, sagt Baumann.
Bedrückende Stimmung
Mamou wurde bereits 1999 zum Tode verurteilt und wartet seither auf seine Hinrichtung. „Er hat immer wieder beteuert, unschuldig zu sein. Er kann sich aufgrund eines Drogenrausches an nichts erinnern“, sagt Nelly Baumann, die die Interviews führte. Das Leben im Hochsicherheitsgefängnis bezeichnet Baumann als menschenunwürdig. „Keine Fenster und nur wenig Licht. Für Alltagsdinge müssen die Insassen selber aufkommen. Wer kein Geld hat, hat auch kein Klopapier“, so der Starfotograf.
Der zweite Gesprächspartner Arnold Prieto wurde 1995 wegen dreifachen Mordes zum Tod durch die Giftspritze verurteilt. Er verbrachte 7.173 Tage im Todestrakt und wurde mittlerweile hingerichtet. „Es gibt kein Ende, nur einen Neuanfang. Ich liebe euch alle, wir sehen uns bald wieder“, waren die letzten Worte des Häftlings, der ebenfalls seine Unschuld beteuerte.
Eigenartige Gegend
Auch die Stimmung in der Gegend rund um das Gefängnis ist sehr eigen. „Es gibt dort nur zwei Prozent Arbeitslosigkeit, denn das Gefängnis ist der größte Arbeitgeber. In einem Lokal wird sogar ein Killer-Burger angepriesen“, erzählt Baumann, der die Todesstrafe als sehr veraltet und nicht mehr zeitgemäß empfindet.
Zur Sache:
Das Buch „End of Line“ ist pünktlich zum Tag der Menschenrechte erschienen. Es umfasst mehr als 200 Aufnahmen des Todestrakts in Huntsville und der unmittelbaren Umgebung des Gefängnisses. Erhältlich ist das Buch (€ 29) im Internet unter www.manfred
baumann.com
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