Cabrio-Beet am Alsergrund
Darum wachsen aus diesem Auto in Wien Kräuter
Das Cabrio als Nachbarschaftsbeet wird derzeit im 9. Bezirk getestet. Die Kräuter aus dem Auto von Initiator Christoph Schwarz sind zur freien Entnahme.
WIEN/ALSERGRUND. So ruhige Beifahrer hat man selten gehabt. Keiner erklärt einem, dass man zu weit links oder rechts fährt. Keiner ermahnt einen, wenn man die Geschwindigkeit überschreitet. Und keiner versucht einen zu beruhigen, wenn andere Fahrer einem den Puls in die Höhe treiben.
Seit Kurzem steht in der Sobieskigasse ein ganz besonderes Auto, nämlich ein begrüntes Cabrio. Als Beifahrer sind hier Rosmarin, Salbei und verschiedenste Blumen eingestiegen und machen die Straße zu einem echten Eye-Catcher.
Klimaaktivist als Organisator
Christoph Schwarz ist der Initiator des Projekts Cabriobeet mit dem er auf die miserable Parkraumnutzung in Wien aufmerksam machen möchte. Er ist Filmemacher und Klimaaktivist und hat bereits mehrere Projekte zum Thema Klimaschutz organisiert. "Das Auto hat ein Parkpickerl und ist fahrbar", erklärt Schwarz und ergänzt: "Mit wenigen Handgriffen kann man den Fahrersitz so umbauen, dass das Beet auch mobil ist."
In der Nachbarschaft scheint das neue Autobeet auf viel Zuspruch zu stoßen: "Es sind viele vorbeigekommen und haben selbst Pflanzen in das Cabrio eingegraben", erzählt der Initiator. Das Projekt ist im Zuge des Ideenwettbewerbs "Wien wird Wow" der Stadt Wien entstanden. Dort wurde es allerdings von einer Jury aussortiert: "Ich glaube es war ihnen zu aktivistisch", meint Schwarz. Er fasste daraufhin den Beschluss das Projekt auf eigene Faust umzusetzen: "Eigentlich hat das Projekt nichts gekostet. Einzig das Parkpickerl und eine kleine Reparatur mussten erledigt werden."
Null-Euro-Projekt
Sämtliche Umbauarbeiten wurden dann in der Nachbarschaft erledigt. Das Auto wurde mit Holzplatten, Teichfolie und Keramik-Kugeln versehen und erhielt einen eigenen Wasserabfluss. "Gerade hier in Sobieskigasse gibt es einfach so viel Beton und Parkplätze. Ich möchte mit meinem Projekt auch darauf aufmerksam machen, dass man in Wien um zehn Euro pro Monat parken kann, aber um denselben Preis auf der Fläche auch ein Hochbeet entstehen könnte", zeigt sich Schwarz überzeugt.
Er möchte mit dem Cabriobeet eine Diskussion starten: "Ich fühle mich ehrlich gesagt von der Politik ein bisschen alleine gelassen", beteuert er. Auch von Elektroautos hält er wenig, denn diese würden ja ebenfalls Parkraum benötigen. Einzig das Car Sharing sei eine zukunftsfähige Lösung. Doch nicht nur Hochbeete sind potentielle Parkraumfüller. Schwarz könnte sich auch "Wuzzler, Obstbäume oder Kaffeetischerl" als Autoersatz vorstellen
Wer also in Zukunft auch lieber Rosmarin, Salbei und Co. als Beifahrer haben möchte, ist eingeladen, ebenfalls ein begarteltes Auto zu konstruieren. "Ich freue mich über Nachahmer", erklärt Schwarz. Vielleicht können ja dadurch künftig die CO2-Emissionen, die beim Autofahren entstehen, gleich durch das Beet auf der Rückbank kompensiert werden.
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