Bezirksvorsteherin Saya Ahmad im Interview
"Rede den Leuten nicht nach dem Mund, aber höre ihnen zu"
Hörlgasse, Servitengasse und Lichtentalerpark: Die Bezirkschefin spricht über anstehende Projekte und wo ihr der Bezirk derzeit gar nicht gefällt.
ALSERGRUND. 2018 wurde Saya Ahmad als Nachfolgerin von Martina Malyar Bezirksvorsteherin. Nun wurde die aktuell jüngste Bezirkschefin der Stadt – sie ist 36 Jahre alt – im Amt bestätigt. Die SPÖ lag mit 31,5 Prozent der Stimmen – einem Plus von 0,17 Prozentpunkten – einmal mehr vor den Grünen mit 29,2 Prozent. Im Interview spricht Ahmad über das Wahlergebnis und worauf sie als Bezirkschefin stolz ist.
Was hat die SPÖ bei dieser Wahl richtig gemacht?
SAYA AHMAD: Wir leben in einer beginnenden Wirtschaftskrise, mit einem Virus das jeden treffen kann. Die Sozialdemokratie ist hier jene Kraft, die ausgleicht, abfedert und sich schützend vor die Menschen stellt.
Sind Sie zufrieden mit dem Wahlergebnis am Alsergrund?
Ich bin sehr zufrieden, es war ein spannender und sehr anstrengender Wahlkampf in einer Pandemie. Ich freue mich sehr: Es war immer mein Ziel, dass wir stimmenstärkste Partei bleiben.
Die Umbaupläne für die Servitengasse wurden heftig diskutiert. Wie geht es da weiter?
Anfang September hatten wir ein Dialogforum und haben viele Anliegen mitgenommen. Viele Anrainer freuen sich, dass die Gasse zu einer Fußgängerzone gemacht werden soll, aber natürlich gab es auch Sorgen. Jetzt prüfen die Fachabteilungen, was von den Rückmeldungen eingearbeitet werden kann. Es ist noch ein weiteres Dialogformat geplant, wo man wieder Stellung nehmen kann.
Was sagen Sie zur Kritik, das hier fertige Pläne einfach präsentiert wurden?
Ich verstehe, dass man den Eindruck haben kann, dass schon alles festgeschrieben war, aber was wir präsentiert haben, waren keine fertigen Pläne. Wir haben aber eine grobe Skizze gebraucht, damit wir um eine Förderung der Stadt ansuchen konnten und als Diskussionsgrundlage. Für die weiteren Schritte brauchen wir das Feedback der Anrainer. Und ich muss auch sagen: Die Servitengasse zur Fußgängerzone zu machen, ist der letzte logische Schritt für diese Gasse. Seit 14 Jahren bin ich im Bezirk aktiv, und seit dem ersten Tag bekomme ich mit, dass durch die Servitengasse, eine Wohnstraße, Autos durchfahren und sich nicht an die 5 Km/h-Beschränkung halten. Es gibt hier unterschiedliche Interessen, und allen werde ich es nicht recht machen. Wenn es mein Anspruch wäre, es allen Recht zu machen, dann wäre ich in der Politik falsch.
Wie geht es weiter mit der Hörlgasse?
Der Pop-Up-Radweg hat nicht so gut geklappt, aber das ist in Ordnung: Das haben wir als Testphase gesehen. Eine Verkehrsberuhigung der Hörlgasse bleibt unser Ziel. Verkehrsberuhigung ist aber weit mehr als ein Radweg: Vielleicht macht es Sinn, die Straße überhaupt anders zu denken, wenn mit dem U-Bahn-Bau in der unmittelbaren Nähe ohnehin große Verkehrsachsen gekappt werden müssen.
Wann wird denn der Zimmermannplatz fertig?
Demnächst wird der Baubeginn sein und dass er heuer fertig wird, ist das Ziel. Ich freue mich schon auf einen schattigem und abgekühlten Park im nächsten Sommer. Übrigens soll auch der Lichtentalerpark schon nächstes Jahr einen Wasserspielplatz und damit ein bisschen Urlaubsfeeling bekommen.
Wenn Sie auf die letzten zwei Jahre zurückblicken: Worauf sind Sie stolz?
Auf die Kinder und Jugendlichen. Wir konnten mit vereinten Kräften und viel Beteiligung von ihnen endlich den Skatepark eröffnen. Und ich möchte meine "Rote Couch" und die anderen Gesprächsformate auf jeden Fall weiterführen. Weil die Menschen mir einerseits viel mitgeben und andererseits das Gefühl bekommen, dass ich als Bezirkspolitikerin für sie da bin und ihnen zuhöre – ich rede ihnen nicht immer nach dem Mund, aber ich höre ihnen zu.
Was sind denn die schönsten und hässlichsten Plätze im Neunten?
Hässlich? Vielleicht die Stiegenlagen, die auf der Höhe des Siemens-Nixdorf-Steg zum Donaukanal führen. Sie verfallen und sind nicht in Gebrauch, nächstes Jahr wollen wir sie sanieren. Servitenviertel, Sobieskiplatz und Donaukanal sind wunderschön. Meiner Meinung nach unterschätzt wird der Lichtentalerrpark, weil er so viele soziale Gruppen miteinander verbindet und weil er ein wichtiger Lebensraum ist für viele Menschen.
Ein Drittel der Wienerinnen und Wiener war bei dieser Wahl nicht wahlberechtigt, weil sie die Staatsbürgerschaft nicht haben. Werden bei der nächsten Wahl wieder mehr Menschen wählen dürfen?
Dafür müssten wir das Staatsbürgerschaftsrecht ändern, was leider eine Bundeskompetenz ist. Das ist mittlerweile aber ein wirklich großes demokratiepolitisches Problem. Es ist nicht im Interesse von irgendjemandem, wenn wir unsere Demokratie auf diese Art und Weise gefährden. Einem Drittel der Bevölkerung das Gefühl zu geben, sie sind hier geboren oder aufgewachsen, sie gehen hier zu Schule, arbeiten hier, aber sie haben kein Recht mitzubestimmen, halte ich für fatal – zumal die politischen Entscheidungen sie direkt treffen. Ich denke das muss man auf jeden Fall angehen.
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