Julius-Tandler-Platz
Bezirk setzt Schritte für eine Umgestaltung
Es tut sich was am Julius-Tandler-Platz: Derzeit läuft der Abriss der Freitreppe für die Neugestaltung des Bürogebäudes am Bahnhof als Teil des Projekts Althan Quartier. Der Bezirk wünscht sich auch eine Neugestaltug des Platzes.
ALSERGRUND. Große Abbruchgeräte, Staub und Lärm: In der Nordbergstraße laufen schon seit längerem die Abbrucharbeiten für das neue Althan Quartier. Der Bauträger 6B47 errichtet hier ja zwei neue Wohngebäude und saniert das ehemalige Bank-Austria-Gebäude direkt am Julius-Tandler-Platz – hier entstehen abermals Büros.
Nun sind die Abbrucharbeiten auch direkt am Platz angekommen: Die große Treppe vor dem glasverkleideten Bürogebäude wird seit einigen Wochen abgetragen. Das rückt auch die Frage ins Zentrum, was der Umbau dem Platz bringen wird.
Zur Erinnerung: Zu einer finanziellen Beteiligung an einer neuen Oberflächengestaltung ist der Projektentwickler nicht verpflichtet, da eine ursprünglich geplante Kooperation mit dem Bezirk hier nicht zustande gekommen ist. Weil die Flächenwidmung nicht verändert wurde, wurde das nicht vereinbart, genauso wenig wie soziales Wohnen im Projekt.
"Der Vorplatz ist öffentliches Gut, hier liegen die Pläne und Nutzungskonzepte beim Bezirk", heißt es von 6B47. Zwar werde die Bauführung abgestimmt, um Ressourcen zu schonen, aber man habe keine Kenntnis über die Pläne – und auch nicht darüber, ob der Brunnen, der sich unter der Treppe verbirgt, erhalten bleibt.
Plan für die Umgestaltung soll erstellt werden
Vonseiten des Bezirks hat man sich noch nicht entschieden, was geschehen soll. "Es ist höchste Zeit, dass sich der Bezirk auch um die Zukunft des Platzes kümmert", sagt die Klubvorsitzende der ÖVP Alsergrund, Lisa Fuchs. "Das ist ein enorm wichtiges Bezirksprojekt. Der Platz soll weiterhin einer sein, der zum Verweilen einlädt", so Lisa Fuchs. Sie hat deswegen in der Bezirksvertretung einen Antrag eingebracht, in dem die Stadt Wien ersucht wird, Pläne für eine mögliche Umgestaltung inklusive Terminschätzung zu erstellen. Dabei soll auch ein Fahrplan für einen Beteiligungsprozess inkludiert werden.
Die ÖVP hat sich eigentlich eine Förderung aus dem Corona-Gemeindepaket, das Investitionen der Kommunen ermöglichen soll, gewünscht. Das sei aus zeitlichen Gründen nicht möglich, teilt der zuständige Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) dem Bezirk mit, da Projekte bis 2024 abgeschlossen sein sollten. "Diese Antwort scheint mir etwas zu kurz gegriffen, immerhin will der Bauträger 2023 mit dem Althan Quartier fertig sein. Möchte man hier die Synergien der Baustelle nutzen, könnte man durchaus bis 2024 fertig sein." Nun sollen aber, so Lisa Fuchs, andere Förderungen auf unterschiedlichen Ebenen für eine Finanzierung geprüft werden. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
Wie genau die Umgestaltung letztendlich aussieht, soll in einem Beteiligungsprozess erarbeitet werden. "Es geht aber nicht nur um den Vorplatz, sondern um den ganzen Platz", so Fuchs. Vielleicht könne man auch den Verkehr neu planen, etwa "mit den Wiener Linien darüber reden, dass die Straßenbahnstationen zusammengelegt werden. Auch beim Radverkehr gibt es Luft nach oben."
"Verweil- und nicht nur Verteilqualität"
"Uns ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger mehr als ein kosmetisches Mitspracherecht haben", sagt Christoph Weißenbäck, der Sprecher jener Bürgerinitiative, die sich als Reaktion auf die ursprünglichen Pläne der Bebauung am Bahnhof gegründet hatte. "Wir wollen für den Platz mehr Verweil- und nicht nur Verteilqualität."
Dazu würden Gastgärten, wie sie in den derzeitigen Renderings von 6B47 auftauchen, durchaus beitragen – aber eine Gastromeile ohne konsumfreie Zonen sei zu viel. Zu den Renderings, die am Vorplatz überdachte Markt- oder Gastrostände zeigen, heißt es von 6B47: "Das sind Planungsstände, die auf Ideen und Diskussionen mit dem Bezirk basieren, aber immer Änderungen vorbehalten sind."
Baustelle bleibt noch für einige Jahre
Bezirksvorsteherin Saya Ahmad (SPÖ) stimmt mit ÖVP und Weißenbäck darin überein, dass die Umgestaltung auf jeden Fall gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern geplant werden soll. "Wir haben großes Interesse daran, den Vorplatz neu zu gestalten", sagt sie, "und wir wollen das mit einem Beteiligungsprozess tun."
Sie sieht aber, anders als Lisa Fuchs, noch keinen sofortigen Handlungsbedarf: Auch wenn sich jetzt mit dem Abbruch der Stiege etwas tut, hier wird es noch einige Jahre eine Baustelle geben." Grundsätzlich sei das Ziel aber mehr Lebensqualität für den Julius-Tandler-Platz, mehr Begrünung und Beschattung und auch die Schaffung konsumfreier Zonen: "Ich möchte dort auch auf einem Bankerl ein Buch lesen können", sagt Ahmad.
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