„Lieber früher als zu spät“
Freytag zieht sich als Bezirksvorsteherin-Stellvertreter zurück, blei bt aber politisch aktiv
Der Bezirksvorsteherin-Stellvertreter Stefan Freytag zieht sich nach sieben Jahren an der Spitze der Grünen am Alsergrund von seiner Position zurück. Er überlässt das Feld dem Frauenteam Momo Kreutz und Christa Schmid. Über die Gründe seiner Entscheidung sowie Aussichten auf eine politische Karriere auf Landesebene spricht er im BZ-Interview.
BEZIRKSZEITUNG: Sie haben bekannt gegeben, dass Sie für die Position des Bezirksvorsteherin-Stellvertreters nicht mehr zur Verfügung stehen. Warum haben Sie sich dazu entschieden?
Stefan Freytag: „Der Hauptgrund für meine Entscheidung ist, dass die Funktion sehr viel Zeit und Energie in Anspruch nimmt. Ich habe die Aufgabe sehr gerne gemacht und auch recht nette erste Reaktionen nach der Bekanntgabe meines Rücktritts bekommen. Aber man kann nicht mit einem Hintern auf vielen Kirtagen tanzen.“
BZ: Sie sind nach 2005 dieses Jahr zum zweiten Mal als Spitzenkandidat der Grünen am Alsergrund in den Wahlkampf gegangen. Beide Male war es das Ziel, die Bezirksvorstehung zu übernehmen. Auch heuer hat es nicht gereicht. Können Sie denn Fehler im Wahlkampf festmachen?
Stefan Freytag: „Bei der letzten Wahl haben wir über zwölf Prozent dazu gewonnen und wir haben auch jetzt noch den zweithöchsten Stimmenanteil aller Bezirke in Wien. Ich denke, dass unter diesen Umständen, besonders in Bedacht auf die Ereignisse in anderen innerstädtischen Bezirken, einfach nicht mehr drinnen war. Wir haben einen guten Wahlkampf gemacht, viele persönliche Kontakte gesucht und auch positive Rückmeldungen erhalten. Außerdem habe ich mehr Vorzugsstimmen als die Bezirksvorsteherin und für einen Bezirkspolitiker einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Es ist einfach der Punkt gekommen, sich zu entscheiden, und ich mag keine Sesselkleber. Also gehe ich lieber früher als zu spät.“
BZ: Monika (Momo) Kreutz und Christa Schmid werden in Zukunft als Bezirksvorsteherin-Stellvertreterin bzw. Klubobfrau die Grünen im Bezirk anführen. Ist das ein bewusstes Zeichen, dass man in Zukunft mehr auf das Team setzt als auf einzelne Personen?
Stefan Freytag: „Wir sind bisher schon immer stark als Team aufgetreten. Wir hatten ja auch ein Steuerungsteam, in dem wir wesentliche Sachen gemeinsam besprochen haben. Nach außen hin ist es eher ein Signal, dass wir Grünen personell sehr gut aufgestellt sind.“
BZ: Was denken Sie, wird sich auf Bezirksebene mit einer rot-grünen Koalition auf Stadtebene verändern? Welche Projekte können vorangetrieben werden?
Freytag: „Nachdem Maria Vassilakou die Agenden Planung und Verkehr übernimmt, werden wir auch auf Bezirksebene sicher Unterstützung für Projekte in diesem Bereich bekommen. Auch in Sachen Bürgerbeteiligung und Informationspolitik wird es der SPÖ nicht mehr so gelingen, zu blockieren. Hier erwarte ich mir eine neue Dynamik. Ansonsten wird es hoffentlich bei dem konstruktiven Verhältnis bleiben, das bisher auch schon auf Bezirksebene bestand.“
BZ: Werden Sie im Bezirk weiterhin politisch aktiv sein?
Freytag: „Ich bleibe als Bezirksrat aktiv und werde natürlich auch die Projekte, die ich eingefordert habe – wie den Grätzelfonds und die Belebung der Nußdorfer Straße –, in Zukunft verfolgen. Der Alsergrund lässt einen nicht so schnell los.“
Das Interview führte
Vera Aichhorn
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