AUVA
Betriebsrat kritisiert Schließung von Lorenz Böhler ohne Gutachten
Laut dem Betriebsrat des Personals hätte die AUVA den Entschluss zur Schließung des ehemaligen Lorenz Böhler UKH veranlasst, ohne überhaupt das Gutachten zu kennen. Die AUVA weist die Kritik als unberechtigt zurück. Man habe bereits zuvor einen Zwischenbericht mit den wichtigsten Erkenntnissen erhalten, das Gesamtgutachten wäre dafür nicht nötig gewesen.
WIEN. Die vorübergehende Schließung des Traumazentrums Wien, in der Öffentlichkeit bekannter als Lorenz Böhler Unfallkrankenhaus, schlägt weiter hohe Wellen. Der stellvertretende Obmann des Betriebsrats Heinz Brenner sagte im Gespräch mit MeinBezirk.at, dass man einen Warnstreik am Donnerstag, 14. März, plane, falls die drei Forderungen seitens der zuständigen Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) bis Mittwochabend nicht erfüllt werden. Auch dauerhafte Streiks seien möglich.
Anfang der Woche kam es zum ersten gemeinsamen Treffen vom Zentralbetriebsrat und dem AUVA-Management. Brenner lobte erste Annäherung, etwa beim Thema Sozialvereinbarung. Da sei man "relativ weit gekommen" und die Vereinbarung sollte in den nächsten Tagen unterschrieben werden.
Jedoch echauffierte sich Brenner über die Gespräche und sprach von "Dilettantismus" auf der AUVA-Seite. "Ich dachte, ich sitze bei einer versteckten Kamera", schildert er. Die AUVA-Seite habe dem Betriebsrat, was eine der drei Forderungen der Personalvertretung war, das in den Medien viel zitierte Gutachten, auf deren Basis die Entscheidung der Schließung getroffen wurde, zum ersten Mal gezeigt. Brenner schilderte, dass das Gutachten, welches aus "ein paar Zetteln" bestehe, erst diese Woche in die Hände der AUVA gelangte. Er sprach vom "Lorenz-Böhler-Gate".
AUVA: Gutachten-Gate "nicht korrekt"
Auf MeinBezirk.at-Anfrage teilte ein AUVA-Sprecher mit, dass dies "schlichtweg nicht korrekt" sei. "Der Zwischenbericht lag am 28. Februar vor und hat zur Entscheidung des Verwaltungsrats geführt. Die vertieften Prüfwerte - ein Bericht von über 100 Seiten mit mehr als 600 Abbildungen - sind am Wochenende übermittelt worden", so Sprecher Christoph Luke. Dies habe jedoch nichts mit der Essenz daraus zu tun, "nämlich der frühzeitigen und berechtigten Warnung seitens der Sachverständigen an Behörde und AUVA", heißt es weiter.
Luke bestätigte auch die bevorstehende Sozialvereinbarung zwischen Zentralbetriebsrat und den Betriebsräten der Standorte Brigittenau und Meidling, was Brenner bereits im MeinBezirk.at-Gespräch erwähnte. Diese Vereinbarung garantiert, dass keine Kündigungen oder Schlechterstellungen im Rahmen der Leistungsverlagerung erfolgen. "Zudem wurde den Betriebsratskörperschaften zugesichert, in die konkreten Planungsarbeiten, die mit den Leistungsverlagerungen einhergehen, vertieft einbezogen zu werden. Bereits gestern (Dienstag, Anm.) haben erste gemeinsame Schritte stattgefunden", so Luke.
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