Brigittenau
Label "enVie" setzt auf Nachhaltigkeit mit Erinnerungswert
Alte Pelze und Armeesachen vereinen sich bei Marcel Jouja in der Brigittenau zu einem zweiten Leben. Upcycling ist das Zauberwort!
WIEN/BRIGITTENAU. Marcel Jouja ist in große Fußstapfen getreten. Schon sein Großvater und auch sein Vater verarbeiteten in der Brigittenau Tierfelle zu kostbaren Pelzen, welche damals als todschick galten.
Doch in den 1990er-Jahren wandelte sich der Trend: Tierschutzorganisationen prangerten „das blutige Geschäft“ mit dem Tierleid an. Das jähe Ende eines ehemaligen Statussymbols rückte immer näher, plötzlich war es äußerst verpönt, sich mit solchen Produkten zu kleiden.
Auch Jouja erlernte das Kürschnerhandwerk von der Pike auf. Er sah mit eigenen Augen, wie diese Branche den Bach runterging. Trotz der misslichen Lage übernahm er den elterlichen Betrieb. Er wusste, dass er sich was einfallen lassen musste.
„Ich wuchs in einer Zeit auf, in der die Mods-Szene in aller Munde war, und das Erkennungsmerkmal der Anhänger dieser Subkultur war nun mal der alte Armeeparker“, erzählt Jouja. Und so kam er auf die Idee, aus alten Armeesachen neue Mode herzustellen. Und da er eben Kürschner ist, kombiniert er dies mit Pelzen. Wohlgemerkt aber mit bereits alten, verarbeiteten Stücken.
Schlafsack wird zur Jacke
2011 gründete er gemeinsam mit Modedesignerin Nina Eiber das Label „enVie“. Fortan wollte man handgefertigte Bekleidung anbieten, die aus 100 Prozent upgecycelten Materialien hergestellt wird. Gemeinsam werden aus Militärbeständen Zeltplanen und Schlafsäcke aufgekauft, woraus man schicke Parkerjacken- und Mäntel schneidert. Und die bereits getragenen Tierfelle werden umgenäht und so zum warmen Innenfutter. Dabei entstehen aber nicht einfach "nur" upgecycelte Nato-Jacken.
In seiner Brigittenauer Werkstatt feilt Jouja stets an neuen Modellen. „Wer so ein Unikat wünscht, kann sich Außenmaterial, Schnitt und Pelzart beziehungsweise Farbe selbstverständlich aussuchen“, erklärt er. Zeitlos und im klassischen Stil werden die Modelle kreiert, Sonderwünsche berücksichtigt und nachdem Maß genommen wurde, macht man sich an die Arbeit. In der Zwischenzeit hat es sich herumgesprochen, dass man bei „enVie“ nicht nur qualitativ hochwertige Kleidung bestellen kann, sondern durch die verwendeten Materialien gleichzeitig den Umweltgedanken hochleben lässt.
Das führt auch dazu, dass man die alten Tierhäute zum Anziehen nicht mehr einfach nur wegwirft. „Zu 90 Prozent bringen meine Kunden die Pelze zu mir, meist aus Familienbesitz. Mit Erinnerungswert an die Oma oder Tante, zu schade zum Wegwerfen, aber in der heutigen Zeit einfach nicht mehr korrekt, sie so zur Schau zu stellen und zu tragen“, erzählt der smarte Geschäftsmann. Schon nach einigen Wochen erhält man ein Kleidungsstück, das wie angegossen sitzt und für Wohlbehagen und Wärme sorgt. Und das mit dem Wissen, dass kein Tier dafür leiden musste.
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