Brigittenau Familienpolitik Sozialpolitik
Kurzes Gedächtnis und das Blaue vom Himmel ...
Die Brigittenau ist kein Villenbezirk. Freiheitliche Mietzuschüsse von 2.500€/Monat wird man hier nicht finden. Wenn BrigittenauerInnen feiern, stehen diesen eher selten Beträge von 60.000€ zur Verfügung, um bei – mit dem Kanzler befreundeten – „Szene-Gastronomen“ die Rechnung zu begleichen.Die Menschen in der Brigittenau leben in einem traditionellen Arbeiterbezirk. Sie haben die „Neue“ Politik am eigenen Leib zu spüren bekommen – vielleicht mehr als in den meisten anderen Bezirken, denn nach Rudolfsheim-Fünfhaus ist die Brigittenau der ärmste Bezirk Wiens - mit der dritthöchsten Arbeitslosigkeit in unserer wunderschönen Stadt.
Was an einer Politik „neu“ sein soll, die einen sozialpolitischen Rückschritt um 100 Jahre verursacht – gestützt von der Partei des „kleinen Mannes“ – wird in der Brigittenau kaum jemand beantworten können. Hieß es noch vor kurzem, dass diese „Arbeitszeitflexibilisierung“ bloß die Ausnahme sein würde, zeigt sich bereits nach einem Jahr, dass nahezu ein Drittel der Wiener ArbeitnehmerInnen davon betroffen sind. Zudem haben die Menschen, wie AK Präsidentin Anderl verlauten ließ, in diesen Betrieben 12 Stunden am Tag zu arbeiten, ohne dass Überstundenzuschläge ausbezahlt werden! Die Regierung hatte doch versprochen, dass diese selbstverständlich bleiben würden. Das Gedächtnis scheint ebenso „kurz“ zu sein, wie die Absichtserklärung unwahr.
Die Brigittenauer brauchen keine „Arbeitszeitflexibilisierung“. Die Brigittenauer brauchen Arbeitsplätze und eine „Lebenqualitätsflexibilisierung“! Was bedeutet es für eine jede Jungfamilie, wenn beide Elternteile die Hälfte eines Kalendertages im Job sein könnten, das Betreuungsangebot der von Kindergärten und Schulen diese Zeit bei weitem nicht abdeckt? Die Antwort liegt auf der Hand. Ein Elternteil muss sich von der Vollbeschäftigung verabschieden. Das schlägt sich nicht nur im monatlichen Haushaltseinkommen nieder und drückt den ohnehin schon bescheidenen Lebensstandard - nein, das bedeutet in Folge auch, dass die Pension eines Tages auch wesentlich bescheidener ausfallen muss; der Freifahrtschein zur garantierten Altersarmut!
Die sogenannte Arbeitszeitflexibilisierung bedeutet für die Menschen in unserer Stadt nicht, dass mehr Arbeitsplätze geschaffen wurden – ganz im Gegenteil! Den Wienerinnen und Wienern stehen nun sogar weniger Arbeitsplätze zur Verfügung und wenn diese ihre Kinder nicht bloß am Morgen nach dem Aufstehen und am Abend vor dem Schlafengehen sehen wollen, sieht es seit Einführung dieser Regelung ganz schlecht aus.
Eine Arbeitszeitverkürzung aber – nebst der leichteren Erreichbarkeit einer sechsten Urlaubswoche – würde sofort für mehr Arbeitsplätze sorgen - aber davor scheuen die Vertreter der Wirtschaft ebenso zurück, wie der Teufel vor dem Weihwasser.
Bald wird die neue Bundesregierung feststehen. Was dürfen sich die BrigittenauerInnen von dieser erwarten? Ich für meinen Teil erwarte mir, dass im Parlament ein Antrag auf Durchführung einer Volksabstimmung, das Arbeitszeit- und Arbeitsruhegesetz betreffend, eingebracht wird. Jene Parteien, die diese verhindern, sollen bei der nächsten Wahl die Rechnung für die familienfeindliche Politik eines herz- und kinderlosen Kanzlers präsentiert bekommen!
Dabei ist dessen Haltung doch irgend sogar noch nachvollziehbar. Wenn sich ein unverheirateter, kinderloser Mann in Sozial- und Familienpolitik versucht, muss das Resultat in etwa so sein, als würde Graf Dracula Sonnencreme-Testberichte verfassen.
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