Die bz war auf Fußstreife in der Brigittenau: Unterwegs mit "Theodor 600"
BRRIGITTENAU. Zweimal täglich – und zwar von 8 bis 11 Uhr und von 15 bis 22 Uhr – sind je zwei Beamte der Polizeiinspektion in der Passettistraße (insgesamt gibt es noch 3 – Pappenheimgasse und Vorgartenstraße; die Bäuerlegasse wurde per 1. September geschlossen) im Bezirk auf Streife.
Neuer Name für den Bezirk
„Theodor“ steht für die Brigittenau, „600“ für die Fußstreife. Die bz-Wiener Bezirkszeitung begleitete die Inspektoren Christian I. und Philip B. einen Vormittag lang durch den Großstadtdschungel.
„Es geht hauptsächlich um das sogenannte subjektive Sicherheitsgefühl“, erklärt Christian I. „Die Bevölkerung soll sehen, dass wir präsent sind.“ Alles klar, somit handelt es sich bei einem Theodor 600 um eine präventive Vorkehrung.
Alte Bekannte
Im Allerheiligenpark und rund um die Grünanlagen in der Jägerstraße treffen die Beamten täglich „alte Bekannte“, von denen sie leicht ironisch begrüßt werden: Unterstandslose, Arbeitslose, die sich ein Dosenbier-Frühstück genehmigen. „Die machen keinem was“, erläutert Christian I. Maximal, wenn es kalt wird verzupfen sich sie in die warmen Vorräume der U-Bahn-Stationen. „Da kann es schon sein, dass sich eine Mutter mit dem Kinderwagen, die nicht zum Aufzug oder zum Klo kann, belästigt fühlt.“
Beliebt im Grätzel
In der U-Bahn-Station Handelskai werden die beiden Beamten von einer älteren Dame herzlich begrüßt: „Ich finde es toll, dass sie hier für Sicherheit sorgen.“ Manche Passanten fragen nach dem Weg. Bereitwillig wird Auskunft gegeben.
Drogenhandel an der Tagesordnung
Eine klassische Nummer Eins an strafbaren Vergehen gibt es nicht. Delikte, die sich häufen oder wegen deren die Beamten gerufen werden, doch.
„Drogenhandel, Taschendiebe, Handyraub sowie Körperverletzungen oder Gewalt in der Familie stehen quasi an der Tagesordnung“, verrät Chefinspektor Werner Zwiauer. „Die Kombination aus Arbeitslosigkeit, Eifersucht und Alkohol kann dramatische Folgen haben.“
Exakte Zahlen, wie viele Anzeigen es gibt, wie oft ausgerückt werden muss oder wie viele Verhaftungen durchgeführt werden, gibt es nicht. Prioritäten werden doch gesetzt. Sind alle Mann bzw Frauen (in der Passettistraße verrichten rund 40 BeamtInnen Dienst) im Einsatz, ist es nur logisch, dass ein versuchter Raub vor einer Lärmbelästigung behandelt wird.
Spritzen wegräumen als tägliche Aufgabe
Ein wahres „Katz- und Maus-Spiel“ gibt es im Bereich des Drogenhandels. Die U-Bahn-Linie 6 gilt – unter der Hand – als Paradies für Suchtgiftdealer. „Da sind wir meistens nur Zweiter“, gibt Inspektor Christian I. zu.
Gerade am Handelskai gibt es für Dealer zu viele Ausgänge, um zu entkommen. „Mache laufen dann einfach über die Gleise davon.“ Vor kurzem aber wurde ein „Body-Packer“, der 19 Kugeln Suchtgift im Mund hatte, dingfest gemacht. Gefixt und gespritzt wird in den WC-Anlagen der U6-Stationen Dresdner Straße oft.
Die Streife-Beamten müssen dann auch übrig gebliebenes Besteck – wie etwas Nadeln – entsorgen. In seltenen Fällen steht man auch vor dem Worst-case-Szenario, dem Auffinden eines Drogentoten.
Froh über gutes Team
Chefinspektor Werner Zwiauer ist jedenfalls stolz auf sein Team: „Das sind alle sehr motivierte Kollegen.“ Ewig bleibt aber niemand auf Streife. Manche streben eine Polizei-Karriere an, andere lassen sich versetzen. Im Durchschnitt bleiben die Brigittenauer Beamten drei bis vier Jahre am Posten.
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