„Das ist nur ein billiger Ersatz“
Wolfgang Rehm von der Umweltorganisation Virus im Exklusiv-Interview mit den BEZIRKSBLÄTTERN.
BAD DEUTSCH-ALTENBURG (sawa). Vor Kurzem hat die via Donau mit den ersten Bauarbeiten am linken und rechten Donauufer begonnen: Wolfgang Rehm von der Umweltorganisation Virus ist einer der schärfsten Kritiker des Donau-Pilotprojektes Bad Deutsch-Altenburg. Den Bezirksblättern erklärt er warum.
BEZIRKSBLÄTTER: Sie sind seit Beginn des Projektes ein Gegner: Was kritisieren Sie genau?
Wolfgang Rehm: Das Gesamtpaket wurde nicht rechtmäßig genehmigt. Außerdem wurden einige der Maßnahmen suboptimal und schlecht geplant. Das Kernproblem ist der Grobschotterteppich, der in einer späteren Bauphase aufgebracht werden soll.
Sie meinen damit die granulometrische Sohlverbesserung?
Genau, sie führt zu einer Verschlechterung des Lebensraumes des Flusses und löst das Problem der Eintiefung nicht. Eine bewegliche Sohle ist wichtig. Wenn ich mit Grobkorn arbeite, muss ich keinen großflächigen Teppich schütten. Ich könnte damit auch viel punktförmiger arbeiten.
Wie würden Sie denn vorgehen?
Ich würde mich von unten herantasten und nur minimal eingreifen. Ich halte eine Normalgeschiebezugabe als Sofortzugabe für den richtigen Weg. Darüber hinaus braucht es eine Maßnahmenkombination. Man muss z.B. den Hauptstrom durch die Wiederanbindung von Nebengewässern entlasten.
Der Johler Arm wird doch bereits wieder angebunden.
Es wäre aber viel sinnvoller den Spittelauer Arm anzubinden, wie wir es bereits vor Jahren vorgeschlagen haben. Das ist ein großes Nebenarmsystem, viel größer als dieser kleine Johler Arm. Aber dann wäre die Strecke über drei Kilometer und eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig gewesen. Der Johler Arm war nur ein billiger Ersatz.
Das klingt fast so, als würden die Verantwortlichen absichtlich alles falsch machen.
Ich will jetzt keine Absicht unterstellen, aber ich kann es mir selber nicht erklären, wie Jahrzehnte lang über dieses Problem diskutiert und immer wieder mit den selben Scheuklappen gedacht wird.
Gibt es auch Ansichten, die Sie mit der via Donau teilen?
Die Anbindung der Nebengewässer und den Uferrückbau unterstützen wir. Diese sind uns aber noch nicht weitgehend genug.
Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof haben Sie bereits eingereicht: Wie ist der Stand der Dinge?
Es geht hierbei um die Nichtzuerkennung der Parteistellung. Die Beschwerde liegt beim VwGH. Der ist überlastet. Es kann also Jahre dauern, bis es eine Entscheidung gibt. Das ist aber nicht unser einziges Mittel.
Welche gibt es noch?
Die will ich noch nicht verraten.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.