"Kommunismus lebt noch"

- <b>KPÖ-Spitzenkandidat </b>Gerhard Schauderer im Gespräch mit BEZIRKSBLÄTTER-Redakteurin Sarah Wallmann.
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Gerhard Schauderer, KPÖ-Spitzenkandidat des Regionalwahlkreises Baden-Bruck, im Interview.
BEZIRKSBLÄTTER: Vier Kandidaten stehen auf der KPÖ-Regionalwahlkreisliste Baden-Bruck. Allesamt aus dem Bezirk Baden. Wieso ist kein Brucker dabei? Gibt es keine Brucker Kommunisten mehr?
Schauderer: Das Problem ist, dass wir schon Mitglieder und Sympathisanten haben, sich aber nicht jeder traut für die KPÖ bei der Wahl anzutreten, weil es leider nach wie vor berufliche und gesellschaftliche Nachteile bringt.
Und das ist auch in Bruck so?
Ja.
Mit welchen Inhalten will die KPÖ denn bei den Wählern punkten?
Eine unserer Hauptforderungen ist, dass der Mindestlohn bei zehn Euro pro Arbeitsstunde liegt. Wenn ich arbeiten gehe, muss ich auch davon leben können. Das ist heute nicht mehr gegeben. Ein zweiter wichtiger Punkt ist das Wohnen: Was überhaupt verschwunden ist, sind die wirklichen Sozialwohnungen. Es gibt zwar die geförderten Wohnungen mit einem Baukostenzuschuss, aber den muss sich auch erst jemand leisten können. Wir sagen, es braucht wieder einen richtigen Sozialwohnbau, wo die Höchstmiete bei drei Euro pro Quadratmeter liegt.
Bei der Nationalratswahl 2008 gab es auf Bundes-, Landes- und Regionalwahlkreisebene jeweils nur 0,6 Prozent für die KPÖ: Ist es überhaupt noch sinnvoll bei dieser Wahl anzutreten?
Realistisch gesehen, werden wir die Vier-Prozent-Hürde nicht schaffen. Das darf uns aber nicht davon abhalten, unseren sozialen Gedanken unter die Menschen zu bringen.
Warum kann die KPÖ nur so wenige Stimmen sammeln? Ist der Kommunismus mittlerweile ausgestorben?
Haben Sie Graz beobachtet? Das zeigt: Dort wo wir die Möglichkeiten bekommen - auch in den Kommunen - dort lebt die kommunistische Idee schon noch. Wenn Sie jetzt unter Kommunismus den Alt-Kommunismus der sowjetischen Ära meinen, der ist ausgestorben.
Sie sagten eben selbst, dass Sie die Vier-Prozent-Hürde nicht schaffen werden: Wie lautet dann Ihr Wahlziel?
Unser Grundziel ist, über ein Prozent zu kommen. Das werden wir auch erreichen.
Der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill sagte einst: "Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz, wer mit 40 noch immer einer ist, hat keinen Verstand." Sie sind jetzt 55 Jahre...
(lacht): Ich habe erst mit 50 diesen Verstand bekommen. Auch ich war in den Jahren davor einfach zu feige, weil ich es beruflich nicht riskieren konnte. Jetzt kann ich das machen, wovon ich überzeugt bin.
Interview: Sarah Wallmann
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