Klassische Musik
Michael Linsbauer: "Ich bin der Haydnregion sehr dankbar!"

PETRONELL-CARNUNTUM. Gerald Sutter von Bücherei Marc Aurel-TV führte mit Michael Linsbauer künstlerischer Leiter der Haydnregion & der Serenaden-Konzerte des Landes Niederösterreich & Leiter des Haydn-Geburtshauses in Rohrau bei gemütlicher Atmosphäre ein Interview.

Gerald Sutter: „Wie sind Sie zur Musik gekommen?“
Michael Linsbauer: „Ich bin aus einer relativ musikalischen Familie. Mein Vater hatte damals einen Chor geleitet - über 40 Jahre - in der auch meine Mutter mitgesungen hat. Weiters haben meine Eltern Klavier gespielt, wie auch jetzt meine Schwester. Sie ist Pianistin - vor allem Liedbegleiterin, die aber ursprünglich mit Geige begonnen hat. Und da lag es nahe, dass ich auch ein Instrument lernen musste und das wurde damals für mich ausgewählt - da hatte ich gar nicht so viel Mitsprache. Für die Besetzung in der Hausmusik musste ich das Cello spielen. Das ich auch viele Jahre gespielt habe, solange bis ich 28 Jahre alt war. An der Universität habe ich dann noch meine Cello-Abschlussprüfung absolviert. Aber: Es war für mich nie eine riesengroße Passion Cello zu spielen, obwohl ich es selber sehr gerne höre, das heißt aber nicht, dass man es auch unbedingt selber gerne spielt. Schon mit 21 Jahren bin ich nach Passau gegangen, um dort Kulturmanagement und Musikpädagogik zu studieren. Es hat mich schon immer mehr interessiert in der Organisation zu arbeiten als selber auf der Bühne als Musiker zu stehen.“

Gerald Sutter: „Sie sind künstlerischer Leiter der Haydnregion, was ist für Sie das Besondere bei Haydnmusik?“
Michael Linsbauer: „Die Haydnregion stützt sich natürlich auf die Tatsache, dass Joseph und Michael Haydn in Rohrau in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf die Welt gekommen sind. Ich war ursprünglich jetzt nicht so ein großer Fan von Haydnmusik. Ich habe viel lieber Opern von Richard Strauss, Brahms-Lieder oder Symphonien von Sibelius gehört. Durch meine Arbeit für das Land Niederösterreich habe ich mir das nicht aussuchen können. Ich wurde mehr oder weniger vor vollendeten Tatsachen gestellt. Im Nachhinein muss ich sagen, bin ich sehr dankbar. Erst durch die ganze Beschäftigung mit Joseph und Michael Haydn habe ich gelernt was für ein Universum diese Musik für sich ist. Also, allein die Vielfalt an Musikgattungen, die vor allem Joseph Haydn komponiert hat: von Opern, Oratorien, Messen, Sinfonien - er ist quasi Vater des Streichquartetts - das alles hat mich fasziniert. Die Begeisterung ging so weit, dass wir gemeinsam mit Kammersängerin Angelika Kirchschlager vor fünf Jahren den Internationalen Haydn-Gesangswettbewerb in Rohrau gegründet haben.“

Gerald Sutter: „Die Haydnregion wurde im Jahr 2019 neu strukturiert, welche Vorteile haben sich daraus ergeben?“
Michael Linsbauer: „Ursprünglich war die Idee der Haydnregion seit dem Jahr 2017 als das Haydngeburtshaus neugestaltet und wieder eröffnet wurde, hier die ganze Region mitzunehmen. Also, Konzerte nicht nur im Haydngeburtshaus zu veranstalten, sondern an ganz vielen verschiedenen Plätzen im Bezirk Bruck an der Leitha. Es war natürlich nicht von Anfang an klar, inwiefern das auch von der Bevölkerung angenommen wird. Seit der Saison 2019 ist der regionale Entwicklungsverein „Römerland“ ein Partner und eine große Stütze des Landes Niederösterreich. Durch sein breites Netzwerk bis in jede Mitgliedsgemeinde ist der Verein als Veranstalter ganz wichtig für uns. Dadurch konnten wir leichter Ansprechpartner finden und mit Erfolg in vielen Partnergemeinden Wurzeln schlagen.“

Gerald Sutter: „Sie sind zum elften Mal Leiter der Serenaden-Konzerte des Landes NÖ, was macht den Erfolg aus?“
Michael Linsbauer: „Die Serenaden-Konzerte sind eine ganz besondere Konzertreihe. Sie existieren durchgehend seit dem Jahr 1960 und gehören somit zu den Ältesten ihrer Art. Das Besondere ist, dass man Konzerte an Orten mit authentischer Atmosphäre - wie in einem ehemaligen Wohnhaus eines Komponisten - veranstaltet und dann dort international renommierte Stimmen oder Instrumentalisten auftreten lässt, die man sonst nur im Konzerthaus, Musikverein oder in der Staatsoper hören kann. Ich glaube, das ist schon was ganz Besonderes und das macht für mich den Erfolg dieser Konzertreihe aus.“

Gerald Sutter: „Wie sehen Sie die Entwicklung der klassischen Musikfestivalszene?“
Michael Linsbauer: „Was jetzt die Erfahrung der letzten zehn Jahre betrifft, ist mir schon aufgefallen, dass es immer schwieriger wird das Publikum zu erreichen. Als Veranstalter oder Programmverantwortlicher für ein Festival gerät man immer mehr unter Druck, insofern, dass man sich immer wieder neue Sachen einfallen muss - auch im Klassikbereich was die Formate betrifft. Sehr gerne werden Konzerte besucht, wo Musik mit Lesungen von Gedichten kombiniert werden. Unser Vorteil ist, dass wir während des Jahres fast kein Konzert am gleichen Ort haben. Bei dreizehn verschiedenen Konzertstandorte in der Haydnregion ist hier grundsätzlich schon eine Abwechslung gegeben, damit wir auch ein gewisses Level an Besuchern halten können.“

Gerald Sutter: „In Ihrer Funktion als künstlerischer Leiter, welche Wünsche und Ziele haben Sie?“
Michael Linsbauer: „Man hat natürlich in erster Linie den Wunsch, dass das Publikum nicht ausbleibt, sondern einem die Treue hält. Darüber kann ich mich bisher nicht beschweren. Die Auslastung der Konzerte im letzten Jahr lag im Durchschnitt bei 95%. Weiters wünsche ich mir, dass die Idee der Haydnregion von mehr Gemeinden im Bezirk angenommen wird und es als Win-Win-Situation verstanden wird, die einem touristisch und kulturell nach vorne bringt.“

Gerald Sutter: „Als Büchereiverein, darf ich Sie fragen, welches Lieblingsbuch Sie haben?“
Michael Linsbauer: „Das ist natürlich eine ganz schwierige Frage, denn man hat nicht ein Lieblingsbuch, sondern ganz viele. Aber: Ein Buch, dass ich im Abstand vielleicht von zwei bis drei Jahren immer wieder lese, ist: Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams.“

Gerald Sutter: „Danke für das Gespräch!“

Das gesamte Interview kann man sich hier auch auf Video ansehen: 

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:00

Wassermann – Glückskind des Monats
So wird das Horoskop im April

Alle zwölf Sternzeichen sind schon gespannt, was Astrologe Wilfried Weilandt zu berichten hat. Wie der April wird, wollt ihr wissen? Werft einfach einen Blick ins aktuelle Horoskop! ÖSTERREICH. Der April macht, was er will, das sagt uns schon der Volksmund. Damit es aber nicht ganz so turbulent wird, schauen Astrologe Wilfried Weilandt und Moderatorin Sandra Schütz wieder in die Sterne. Und so viel sei vorweg verraten: Der Wassermann ist das Glückskind des Monats, tapfer müssen hingegen die...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.