Raupen
Reizende Raupen

- hochgeladen von Josef Koller
Reizende Raupen
Sie rieseln von Eichen, kommen mit dem Wind geflogen, hängen im Gras – die Raupenhaare des Eichenprozessionsspinners können heftige allergische Reaktionen auslösen. War’s das mit dem Waldspaziergang?
Erst leichtes Jucken, dann großflächigen Hautausschlag am nächsten Tag: Reihenweise melden sich die Mitarbeiter einer am Waldrand gelegenen Firma krank. Die Verantwortlichen sind ratlos. Welche tückische Krankheit hatte sich da in ihrem Unternehmen breit gemacht? Ein Sachverständiger musste her, der das Unternehmen unter die Lupe nahm. „Als wir hinkamen, war der Fall schnell geklärt“, erzählt der Biologe Dr. Hans-Jochen Schröter im NetDoktor-Gespräch, „die Belüftungsanlage hatte Haare der Eichenprozessionsspinner-Larven in den Räumen verteilt.“
Die Haare der Larven sind tückische Waffen: fein, mit Widerhaken versehen, mit reizender Flüssigkeit gefüllt. Ein paar Härchen alleine wären nicht schlimm, aber die Tiere sind sehr gesellig. Vor allem beim Wechsel der Larvenstadien – der Häutung - bilden sie große, weiße Gespinste an der Baumrinde. Die wuscheligen Knäuel bleiben, auch wenn die Raupen selbst schon weitergezogen sind. Flauschig sehen sie aus. Aber, Finger weg! Denn Abermillionen von Haaren stecken darin. Wer sie berührt oder einatmet, kann heftige Reaktionen erleiden. „Wie stark jemand reagiert, ist allerdings unterschiedlich“, sagt Schröter, Mitarbeiter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt von Baden-Württemberg.
Die ersten Symptome entwickeln sich erst sechs bis acht Stunden nach dem Kontakt. Jucken, Hautrötungen, Pusteln, Schwindel, Fieber, Müdigkeit oder sogar Asthmaanfälle sind möglich. Im schlimmsten Fall kann es zum anaphylaktischen Schock kommen – der Kreislauf bricht zusammen, mit potentiell tödlichen Folgen. Auf jeden Fall ist der Besuch eines Arztes empfehlenswert. Meist werden Medikamente eingesetzt, welche die allergische Reaktion des Körpers gegen die Haare dämpfen. Die Symptome können zwei Tagen oder sogar bis zu zwei Wochen andauern.
Eichen meiden
Die Gefahr auf die Haare zu stoßen, ist allerdings nicht überall gleich groß. Eichenprozessionsspinner brauchen Eichen. Hier legen die unauffälligen, braunen Schmetterlinge ihre Eier, hier entwickeln sich die Raupen. Träger der Brennhaare sind vor allem die älteren Larvenstadien, die von Mai bis Juni unterwegs sind. Auf der Suche nach Nahrung wandern die Raupen dicht aneinandergereiht – den Kopf am Hinterteil der Vordermanns - umher. Diese „Prozession“ ist auch der Grund für den Namen des Falters. Die Raupenschlange sieht zwar kurios aus, aber Spaziergänger sollten lieber einen großen Bogen um sie machen.
Und das ist derzeit in Deutschland gar nicht so einfach, denn die Tiere breiten sich immer weiter aus. „Das hängt mit der Klimaentwicklung zusammen“, erklärt Schröter „Die Falter mögen es warm und trocken. Gerade milde Frühjahre lassen die Population gut gedeihen.“ Die Insekten erschließen sich so kontinuierlich neuen Lebensraum. Vergleicht man die Verbreitung von 2007 und 2011 haben sich die Tiere vor allem in Bayern, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen neue Gebiete erobert. In Hessen und Baden-Württemberg stagniert die Population der Insekten. Hier gab es aber schon vor 2007 große Probleme mit den Raupen.
Spur halten im Wald
Heißt das nun: Waldspaziergang, ade? „Aber nein“, beruhigt Biologe Schröter, „wenn man auf den Waldwegen bleibt, muss man schon großes Pech haben, wenn trotzdem etwas passiert“. Grundsätzlich gilt: Bereiche mit Befall meiden, keine Raupen und Gespinste anfassen, die haarigen Kugeln sollten nur Experten entfernen. „Wer frühzeitig mitbekommt, dass er Kontakt mit den Haaren hatte, sollte seine Kleidung nicht mit ins Haus nehmen.“ In den Mülleimer müssen die Klamotten aber nicht, denn eine Wäsche bei 60 Grad zerstört die feinen Haare.
Geheimwaffe Bakterien
Zu Problemen kommt es trotzdem, vor allem an Häusern am Waldrand, in Sportstätten oder Schwimmbädern. Die Experten wissen meist, welche Gebiete besonders gefährdet sind. Und sie sind nicht wehrlos. Ein kleines Bakterium namens Bacillus thuringiensis hilft, die Larven der Eichenprozessionsspinner gezielt zu bekämpfen. Auf die Bäume gesprüht, nehmen die Raupen die Mikrobe auf - und die tötet sie von innen. Die biologische Waffe wirkt spezifisch auf die Falter und ist für Menschen ungiftig. Dass die Larve tot ist bedeutet, dass es keinen neuen Falter gibt. Das Problem lässt sich so zwar eindämmen, ganz los würde man es aber nicht mehr, weiß Schröter: „Der Eichenprozessionsspinner wird bleiben. Deswegen warnen wir auch jedes Frühjahr wieder neu davor.“
Sie rieseln von Eichen, kommen mit dem Wind geflogen, hängen im Gras – die Raupenhaare des Eichenprozessionsspinners können heftige allergische Reaktionen auslösen. War’s das mit dem Waldspaziergang?
Erst leichtes Jucken, dann großflächigen Hautausschlag am nächsten Tag: Reihenweise melden sich die Mitarbeiter einer am Waldrand gelegenen Firma krank. Die Verantwortlichen sind ratlos. Welche tückische Krankheit hatte sich da in ihrem Unternehmen breit gemacht? Ein Sachverständiger musste her, der das Unternehmen unter die Lupe nahm. „Als wir hinkamen, war der Fall schnell geklärt“, erzählt der Biologe Dr. Hans-Jochen Schröter im NetDoktor-Gespräch, „die Belüftungsanlage hatte Haare der Eichenprozessionsspinner-Larven in den Räumen verteilt.“
Die Haare der Larven sind tückische Waffen: fein, mit Widerhaken versehen, mit reizender Flüssigkeit gefüllt. Ein paar Härchen alleine wären nicht schlimm, aber die Tiere sind sehr gesellig. Vor allem beim Wechsel der Larvenstadien – der Häutung - bilden sie große, weiße Gespinste an der Baumrinde. Die wuscheligen Knäuel bleiben, auch wenn die Raupen selbst schon weitergezogen sind. Flauschig sehen sie aus. Aber, Finger weg! Denn Abermillionen von Haaren stecken darin. Wer sie berührt oder einatmet, kann heftige Reaktionen erleiden. „Wie stark jemand reagiert, ist allerdings unterschiedlich“, sagt Schröter, Mitarbeiter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt von Baden-Württemberg.
Die ersten Symptome entwickeln sich erst sechs bis acht Stunden nach dem Kontakt. Jucken, Hautrötungen, Pusteln, Schwindel, Fieber, Müdigkeit oder sogar Asthmaanfälle sind möglich. Im schlimmsten Fall kann es zum anaphylaktischen Schock kommen – der Kreislauf bricht zusammen, mit potentiell tödlichen Folgen. Auf jeden Fall ist der Besuch eines Arztes empfehlenswert. Meist werden Medikamente eingesetzt, welche die allergische Reaktion des Körpers gegen die Haare dämpfen. Die Symptome können zwei Tagen oder sogar bis zu zwei Wochen andauern.
Eichen meiden
Die Gefahr auf die Haare zu stoßen, ist allerdings nicht überall gleich groß. Eichenprozessionsspinner brauchen Eichen. Hier legen die unauffälligen, braunen Schmetterlinge ihre Eier, hier entwickeln sich die Raupen. Träger der Brennhaare sind vor allem die älteren Larvenstadien, die von Mai bis Juni unterwegs sind. Auf der Suche nach Nahrung wandern die Raupen dicht aneinandergereiht – den Kopf am Hinterteil der Vordermanns - umher. Diese „Prozession“ ist auch der Grund für den Namen des Falters. Die Raupenschlange sieht zwar kurios aus, aber Spaziergänger sollten lieber einen großen Bogen um sie machen.
Und das ist derzeit in Deutschland gar nicht so einfach, denn die Tiere breiten sich immer weiter aus. „Das hängt mit der Klimaentwicklung zusammen“, erklärt Schröter „Die Falter mögen es warm und trocken. Gerade milde Frühjahre lassen die Population gut gedeihen.“ Die Insekten erschließen sich so kontinuierlich neuen Lebensraum. Vergleicht man die Verbreitung von 2007 und 2011 haben sich die Tiere vor allem in Bayern, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen neue Gebiete erobert. In Hessen und Baden-Württemberg stagniert die Population der Insekten. Hier gab es aber schon vor 2007 große Probleme mit den Raupen.
Spur halten im Wald
Heißt das nun: Waldspaziergang, ade? „Aber nein“, beruhigt Biologe Schröter, „wenn man auf den Waldwegen bleibt, muss man schon großes Pech haben, wenn trotzdem etwas passiert“. Grundsätzlich gilt: Bereiche mit Befall meiden, keine Raupen und Gespinste anfassen, die haarigen Kugeln sollten nur Experten entfernen. „Wer frühzeitig mitbekommt, dass er Kontakt mit den Haaren hatte, sollte seine Kleidung nicht mit ins Haus nehmen.“ In den Mülleimer müssen die Klamotten aber nicht, denn eine Wäsche bei 60 Grad zerstört die feinen Haare.
Geheimwaffe Bakterien
Zu Problemen kommt es trotzdem, vor allem an Häusern am Waldrand, in Sportstätten oder Schwimmbädern. Die Experten wissen meist, welche Gebiete besonders gefährdet sind. Und sie sind nicht wehrlos. Ein kleines Bakterium namens Bacillus thuringiensis hilft, die Larven der Eichenprozessionsspinner gezielt zu bekämpfen. Auf die Bäume gesprüht, nehmen die Raupen die Mikrobe auf - und die tötet sie von innen. Die biologische Waffe wirkt spezifisch auf die Falter und ist für Menschen ungiftig. Dass die Larve tot ist bedeutet, dass es keinen neuen Falter gibt. Das Problem lässt sich so zwar eindämmen, ganz los würde man es aber nicht mehr, weiß Schröter: „Der Eichenprozessionsspinner wird bleiben. Deswegen warnen wir auch jedes Frühjahr wieder neu davor.“
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