Abgang mit Seitenhieb
Hilfswerk-Obmann legt Funktion zurück, Steiner übernimmt
Nach fast 21 Jahren legt Oswald Klikovits seine Funktion als Obmann des Burgenländischen Hilfswerks zurück. Dieses wird nun zur gemeinnützigen "Hilfswerk-Betriebs-GmbH" umgewandelt und Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP) neuer Präsident. Zum Abschied gab's von Klikovits einen politischen Seitenhieb für's Land
BURGENLAND. Als das "Ende einer Ära" bezeichnet das Hilfswerk den Abgang von Obmann Oswald Klikovits. Dieser legt seine Funktion als Obmann nach fast 21 Jahren zurück und verabschiedet sich in die Pension. „Ich tue das ohne Wehmut, aber in Demut und Dankbarkeit vor den Leistungen meiner MitarbeiterInnen“, so der scheidende Obmann, der seine Arbeit im Jahr 2000 (Obmann ab März 2001) mit etwa 100, überwiegend geringfügig beschäftigen Mitarbeitern begann.
Sechs Pensionen errichtet
Heute kümmern sich rund 320 teil- und vollzeitbeschäftigte Mitarbeiter um rund 1.000 Pflegebedürftige im Burgenland. In seiner Ägide war Klikovits auch für die Errichtung der sechs Hilfswerk-Seniorenpensionen in Eisenstadt, Purbach, Draßmarkt, Lockenhaus, Güttenbach und Limbach verantwortlich. Für die Teams der Mobilen Hauskrankenpflege wurde zudem in jedem Bezirk ein Stützpunktbüro etabliert.
Neuaufstellung
Mit seinem Ausscheiden wird das Hilfswerk nun personell und organisatorisch neu aufgestellt. Dies sei schon lange geplant gewesen, so Klikovits. Konkret wird das Hilfswerk nun in die gemeinnützige "Hilfswerk-Betriebs-GmbH" umgewandelt, die 320 Mitarbeiter würden dabei dieselben Rechte und Pflichten behalten. Gleichzeitig werde der operative Bereich in die GmbH verlagert, um die Haftungen der Vorstandsmitglieder zu minimieren. Außerdem sollen die Geschäftsführer als handelsrechtliche Geschäftsführer mehr Verantwortung in der Betriebs-GmbH bekommen.
Bürgermeister als Nachfolger
Neuer ehrenamtlicher Hilfswerk-Präsident wird der Eisenstädter Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP). "Er wird meine Befugnisse übernehmen und sich für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Pflegeangebote für die Bedürftigen im Burgenland einsetzen", erklärt Klikovits. Steiner selbst spricht von einer "schönen Aufgabe". Er unterstreicht die "notwendige Ausbildungsoffensive im Pflegebereich" und wolle auch die Rahmenbedingungen für Pflegekräfte verbessern: "Die meisten Pflegekräfte arbeiten wegen der Dokumentationspflichten mehr am Computer, als am Menschen. Das ist für die Pflegekräfte, die mit Herz und Seele pflegen, unbefriedigend.“
Günther Ofner, der bereits Klikovits unterstützte, wird Steiner sowohl als Vorsitzender des neu einzurichtenden Aufsichtsrates, als auch als Vizepräsident zur Seite stehen.
Seitenhieb zum Abschied
In der Aussendung am Dienstag übt Klikovits auch Kritik am Land Burgenland: "Der im Jahr 2017 an das Land gestellte Antrag, die Seniorenpensionen erweitern zu dürfen, stieß politisch auf taube Ohren, obwohl im ganzen Land mehr Pflegeeinrichtungen entstanden. Wir hätten da mehr Synergien erzeugen können“, meint Klikovits, der sich in seiner 35-jährigen politischen Karriere stets der Sozialpolitik gewidmet und auch als "Soziales Gewissen" der ÖVP gegolten habe.
Außerdem habe es in seiner Laufbahn des Öfteren Unstimmigkeiten aufgrund der "zaghaften Zahlungsmoral des Landes" gegeben und Tagessätze seien nicht den tatsächlichen Notwendigkeiten angepasst worden. "Politisch gesehen hatte das Burgenländische Hilfswerk keinen leichten Stand", meint Klikovits. Außerdem habe er "seit Jahren" auf mangelnde Ausbildungskapazitäten für das Pflegepersonal hingewiesen und die Folgen dieser "Versäumnisse" seien heute "schmerzlich spürbar". "Ich hoffe, dass endlich in eine Ausbildungsoffensive im Pflegewesen investiert wird".
Fürst: "Parteipolitik in den Vordergrund gestellt"
SPÖ-Sozialsprecher Roland Fürst kommentierte die Klikovits-Seitenhiebe auf Anfrage der Bezirksblätter: „Herr Klikovits hat in seiner Funktion als Obmann des Hilfswerks immer die Parteipolitik in den Vordergrund gestellt, das hat aber niemanden im Burgenland beeindruckt." Wichtig sei, welche Qualität in den verschiedenen Bereichen angeboten werde und hier gebe es insgesamt eine Zufriedenheit, "ansonsten wäre das Hilfswerk nicht so gefragt im Burgenland". Klikovits widerspreche sich daher in seinen Aussagen, "wenn er sich über eine Ungleichbehandlung beschwert".
Mit Thomas Steiner trete jemand in die Fußstapfen, wo Fürst meint, "dass ebenfalls die Türkise Parteipolitik eine wichtige Rolle spielen wird und nicht das Soziale oder die Gesundheit. Trotzdem wünsche ich Thomas Steiner im Sinne der vielen Kunden des Hilfswerks viel Glück."
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