bz klärt auf
Gibt es in Döbling ein Heurigensterben?
Immer wieder ist zu lesen, dass die in Wien so traditionsträchtige Heurigenkultur am absteigenden Ast ist. Die Zahlen sagen aber etwas anderes.
DÖBLING. Die bz ist diesem Thema nachgegangen und hat recherchiert sowie bei Elmar Feigl, dem Geschäftsführer des Vereins "Wiener Heurigen", nachgefragt. "Es gab 2010 45 Heurigen in Döbling. Auch 2019 sind es genauso viele", sagt Feigl. In ganz Wien sind knapp 100 Betriebe gemeldet. Nach Döbling mit 45 liegen Floridsdorf mit 32 und Liesing mit 11 Heurigen an der Spitze.
Der Grund für das Empfinden, dass es weniger Betriebe gibt, liegt für Feigl auf der Hand. "In den 1950er-Jahren gab es in Döbling rund 200 Betriebe. Aber diese waren ganz klein und hatten meist nur ein bis zwei Wochen im Jahr geöffnet", sagt er.
Geändertes Verhalten
In den vergangenen Jahren haben einige renommierte Betriebe geschlossen. Reinprecht, Welser und einige mehr. Meistens wurden keine Nachfolger gefunden und die Grundstücke zu einem guten Preis an Immobilienfirmen verscherbelt. Es wurden aber auch einige Heurigen angemeldet. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Betriebe mit eigenem Anbau, die in den Sommermonaten im Grünen eine Buschenschank betreiben. Wie zum Beispiel am Nussberg, wo viele derartige Betriebe ausstecken. Ein weiteres Problem ist die schwierige Suche nach familieninternen Nachfolgern. "Dieses Thema ist sehr präsent. Doch wo junge Besitzer am Ruder sind, kommen auch wieder junge Gäste hin", so Feigl. "Ich denke da an die Familien Fuhrgassl-Huber oder Wolff, wo dies bereits bestens funktioniert", so der Experte weiter.
Jugend liebt Neustift
Geändert hat sich mit Sicherheit das Fortgeh- und Konsumverhalten der Jugendlichen. "Früher war es üblich, dass man als 16- oder 17-Jähriger zum Heurigen geht. Dies hat sich etwas gedreht", so Wolfgang Zeiler, Obmann des Weinbauvereins. "Doch die 100.000 Besucher des Neustifter Kirtags beweisen, dass die Jugend auf Tracht steht und auch gerne nach Döbling geht", sagt der Heurigenbesitzer.
Gute Stimmung verbreiten
Seitens der Bezirkspolitik werden alle möglichen Anstrengungen unternommen, um die Heurigenkultur im 19. Bezirk zu erhalten. "Wir können nur Werbung machen und positive Stimmung verbreiten. Was ich als Politiker tun kann, tue ich auch", bekräftigt Bezirkschef Daniel Resch (ÖVP).
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