Ein echter Kämpfer mit Herz aus Kaisermühlen
Als Guli und Opa ist der 90-jährige Kaisermühlner August Kraushofer fast überall bekannt. Der bz erzählt er aus seinen Kindheitserinnerungen und was ihn bis heute fit hält.
DONAUSTADT. Pferde, Fußball und Politik sind die großen Leidenschaften von August Kraushofer, auch wenn er sich heute über so manche Entwicklung, so manchen Abgeordneten oder über Fanausschreitungen ärgert. Seine Meinung hat er schon immer vertreten. „Mit dem Pfarrer Elmar, der Pfarrer von Kaisermühlen war und das Pflegehospiz Kaisermühlen gebaut hat, habe ich im Park so laut über die Kirchensteuer gestritten, dass uns 20 Leute umrundet und zugehört haben“, lacht Kraushofer, der aber auch verrät, dass er sich danach vom selbigen Pfarrer im größten Einverständnis verabschiedet hat.
Mit jedem, der nicht seiner Meinung war, hat Kraushofer schon diskutiert, um aber gleichzeitig jeden zu helfen und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Seine Freunde waren die Leute direkt in Kaisermühlen, aber auch bekannte Persönlichkeiten aus der Politik, wie Bruno Kreisky, Hannes Androsch oder Viktor Klima.
Barfuß und mit Begeisterung
Als 1934 der Goethehof von der Regierung Dollfuß beschossen wurde, war August Kraushofer sechs Jahre alt und ging zur Schule. Von dort lief er barfuß und noch mit der Schultasche direkt zum Ort des Geschehens. Später fand man ihm mit seinen Freunden in den Gärten, die damals noch bis zur Reichsbrücke gingen, wo er sich an grünen Kirschen und Pfirsichen labte – Bauchschmerzen inklusive. Trotzdem spielten alle Fußball. „Wir waren immer alle bloßfüssig, nur der Andi, vom Wirthaus Maier, hatte Lackschuhe. Aber dem habe ich auch das Fußballspielen gelernt“, erinnert sich Kraushofer.
Im Teich hinter der Wagramer Straße fischte er nach Krebsen, die er anschließend beim Wirt verkaufte und vom Erlös mit seinen Brüdern das Scherbenringelspiel im Prater unsicher machte. Hier im Prater, in der Krieau, war er später immer anzutreffen. „Ich bin um fünf Uhr aufgestanden und habe die Pferde vor meiner Arbeit versorgt. Später durfte ich auch im Sulky fahren, bin dann 40 Jahre Trabrennen gefahren und noch heute Funktionär im Trabrennsport“, erzählt Kraushofer von seiner Leidenschaft. Über 50 Platzierungen, zahlreiche Pokale, Urkunden und Ehrungen zeugen in seiner Wohnung, in der er auch geboren wurde, von seinen Erfolgen. Noch heute ist er bei jedem Rennen in Baden und in der Krieau dabei.
Änderungen in Kaisermühlen
Kraushofer hatte in Kaisermühlen das erste Fernsehgerät. Damals kamen viele Bekannte, Freunde und auch seine Vorgesetzten zu ihm zum Fernsehen. Dabei wurde er oft um Gefälligkeiten gebeten, die er gerne erfüllte. „Wir waren hier wie eine große Familie, wo jeder jeden kannte und auch geholfen hat“, denkt Kraushofer an vergangene Zeiten. Heute ist davon nur mehr wenig für ihn zu fühlen. Die Bewohner sind vielschichtiger geworden, oft mit Migrationshintergrund. Trotzdem will Kraushofer sein Kaisermühlen nicht verlassen. Hier fühlt er sich zu Hause und feiert in wenigen Tagen seinen 90. Geburtstag.
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