Infrastruktur Donaustadt
Finaler Vorbereitungsschritt für Stadtstraße
Der Bau für die Stadtstraße in der Donaustadt rückt mit einem Schritt näher, das besagt der heutige Beschluss im Ausschuss für Innovation, Mobilität und Stadtplanung.
DONAUSTADT. Der finale Vorbereitungsschritt für den Bau der Stadtstraße in der Donaustadt ist gefallen. Für den Wiener Teil von A23 bis S1 Ast Heidjöchl sind alle rechtlichen Verfahren abgeschlossen. Nun geht es um die Vergabe des Bauvorhabens.
Die besagte Straße wird das Stadtentwicklungsgebiet Aspern mit der A 23 (Südosttangente) verbinden. Dort soll sie dann an die Spange Aspern anschließen, die die Seestadt künftig an den noch zu errichtenden S1-Abschnitt zwischen Schwechat und Süßenbrunn ("Nordostumfahrung") anbinden wird. „Wir Donaustädter freuen uns über den heutigen Beschluss, die Stadtstraße bringt Lebensqualität für die Donaustädterinnen und Donaustädter und ist essentiell für den Wirtschaftsstandort im Norden Wiens“, erklärt Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ).
Wirtschaftsstandort erhalten
Der Norden Wiens wächst immer weiter. Besonders die Gebiete in Aspern, Hausfeld oder Breitenlee. Eine gute Infrastruktur ist hier essentiell. Die Einwohnerzahl in der Donaustadt soll sich bis 2038 auf 220.000 Menschen erhöhen. Das sind in etwa 25.000 mehr als jetzt. „Diese brauchen nicht nur Wohnraum, sondern auch Arbeitsplätze, was durch den Zuzug neuer Betriebe sichergestellt werden kann“, sagt Luise Däger-Gregori (SPÖ, Gemeinderätin Donaustadt).
Die Stadt Wien will mit der Stadtstraße, dass der nordöstliche Teil der Großstadt als wichtiger Wirtschaftsstandort durch eine hochwertige Verkehrsanbindung besser erreichbar ist. Weiters gilt es Arbeitsplätze vor Ort zu sichern und den Standort für Unternehmen attraktiver zu machen.
Verkehrssituation in Griff bekommen
Geplant ist eine vierspurige Straße, die den Verkehrsfluss verbessern soll. Dadurch sollen Staus und damit einhergehend Emissionen reduziert werden um für eine bessere Luftqualität zu sorgen.
"Verkehrsexperten und Verkehrsexpertinnen erwarten eine Verringerung des Durchzugsverkehrs im 22. Bezirk, wie beispielsweise entlang der Erzherzog–Karl–Straße und der Groß-Enzersdorfer Straße", heißt es weiter in der heutigen Presseaussendung von Nevrivy und Däger-Gregori. "Na da wird man sich noch wundern. Wem nicht zu raten ist, ist auch nicht zu helfen", meint Verkehrsexperte Hermann Knoflacher in einer ersten Reaktion dazu. Knoflacher ist der Meinung, dass man durch neue Fahrbahnbauten den Anreiz zum Autofahren nicht reduzieren kann und durch neue Fahrbahnen neuer Stau erzeugt wird.
Mit der Errichtung der Stadtstraße und der erhofften Entlastung und Steuerung des Individualverkehrs, soll mehr Platz für die Öffentlichen Verkehrsmittel entstehen. In weiterer Folge sind dichtere Intervalle und schnelleres Öffi-Verbindungen möglich, "wie beispielsweise ein Schnellbus von der Donaustadt nach Wien – Landstraße", heißt es weiter in der Presseaussendung von Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy und Luise Däger-Gregori.
Weiters sollen Fuß- und Radwege ausgebaut und Wohnbereiche untertunnelt werden, damit mehr Frei- und Grünflächen für die Bewohner an der Oberfläche geschaffen werden. Der Bundesverwaltungsgerichtshof hat im August 2020 die Umweltverträglichkeitsprüfung zur Stadtstraße bestätigt.
Kritische Meinungen
„Rot-Pink startet als Betonkoalition“, zeigt sich Verkehrssprecherin Heidi Sequenz (Grüne) enttäuscht. 3,2 Kilometer lang soll die Stadtstraße werden. „Damit zementieren SPÖ und NEOS eine Quasi-Autobahn mit nur einer Ampel und ohne Querungen in die Stadt“, ergänzt Sequenz. Die Grünen stehen einem Ausbau der Infrastruktur offen gegenüber und sehen Anbindungen in Stadtentwicklungsgebiete als sinnvoll und notwendig.
„Das Projekt in seiner jetzigen Form ist aber deutlich überdimensioniert und zeigt weder verkehrs- noch klimapolitisches Bewusstsein“, sagt Sequenz. Ihrer Meinung nach sollte das Konzept so aussehen: Zwei Spuren, mehrere Ampelquerungen und zusätzliche Maßnahmen zur Berücksichtigung des Flächenverbrauchs und der Klimarelevanz. "Warum sich Rot-Pink so gegen konstruktive Vorschläge und Fakten wehrt, ist mir unbegreiflich und ein irreversibler Einschnitt in die Lebensqualität der Wienerinnen und Wiener", ergänzt sie.
Heinz Mutzek, Vertreter des Bürgerinnen-Netzwerks Verkehrsregion Wien-NÖ bedauert das Vorhaben: "Im Laufe des UVP-Verfahrens wurde von Fachleuten des Verkehrsclub Österreich attestiert, dass die Stadtstraße aufgrund der Dimensionierung als Autobahn eine Geschwindigkeit von 120 km/h zulässt. Damit führt die klima- und menschenfeindliche Stadtstraße nicht wie proklamiert in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit." Er zitiert Stadtökologen Bernd Lötsch: „Die Stadtstraße im Stadtgebiet heute zu bauen ist wie Ratten zu füttern.“
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