In Essling
In diesem Garten erblüht die wahre Vielfalt der Donaustadt
Der klingende Name "Garten der Vielfalt" verspricht was er hält. In Essling hat sich nämlich eine Perle der Biodiversität entwickelt, die nun allerlei pflanzliches und tierisches Leben ermöglicht. Ein kleiner Ausflug in eine manchmal verborgene und geheimnisvolle Welt.
WIEN/DONAUSTADT. Ein Garten ist für viele nach wie vor Sinnbild für Ruhe, Entspannung aber auch Selbstentfaltung. So auch in der Donaustadt, wo viele Donaustädterinnen und Donaustädter ihre Gärten schätzen, pflegen und genießen. Das zeigt jeder Spaziergang durch den Bezirk. Wenig überraschend ist so, dass man auch die ein oder andere besondere Garten-Perle ausmachen kann. So etwa in Essling.
In der Esslinger Hauptstraße 132-134 befindet sich hinter den Institutsgebäuden der Bio Forschung Austria ein ganz besonderer Garten: In diesem eineinhalb Hektar großen Schaugarten wird seit Jahrzehnten die Artenvielfalt aktiv gefördert. Unterschiedlich gemähte Wiesenflächen, Wildkräuter, Blühstreifen, Trockensteinmauern, Totholzhaufen, Hecken mit Wildobstgehölzen und ein Feuchtbiotop schaffen unterschiedlichste Lebensräume, in denen sich allerhand Getier und Gewächs tummelt.
Viele geschützte Arten
Die biodiversitätsfördernden Maßnahmen wirken. Im "Garten der Vielfalt" wurden 146 unterschiedlichen Wildbienen-Arten (von rund 400 Arten, die in Wien bekannt sind) gezählt. Darunter auch 22 Naturschutz-relevante, seltene Arten, wie etwa die Mohnmauerbiene, die für die Errichtung ihrer Nester auf spezielle Pflanzen, wie Klatschmohn oder Malve angewiesen ist. Die Knautien-Sandbiene dagegen zeigt guten Modegeschmack: Sie trägt mit rosa gefüllten „Hosentaschen“ den Pollen der Wiesen-Witwenblume zu den Brutzellen ihrer Larven.
Neben den zahlreichen Wildbienenarten wurden im Rahmen des Interreg-Projekts SYM:BIO am Gelände auch 26 verschiedene Tagfalter-Arten gezählt, die durch gezielten Anbau von Wirts- und Futterpflanzen erfolgreich gefördert werden. Sieben dieser Arten, wie z.B. der Kleine Sonnenröschen-Bläuling oder der Große Feuerfalter befinden sich auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Wiens.
Auch auf einer weiß blühenden Kugeldistel herrscht reges Treiben in scheinbar friedlicher Koexistenz. Die borstige Dolchwespe, die ihre Eier im Kompost in die Engerlinge des Trauer-Rosenkäfers und Kupfer-Rosenkäfers legt, interessiert sich nicht für die ausgewachsenen Rosenkäfer neben ihr. Ihre Brut dagegen frisst die Engerlinge der Käfer, weshalb Gärtnerinnen und Gärtner sie gerne willkommen heißen.
Greifvögel und Rebhühner
Neben zahlreichen Insektenarten findet man im "Garten der Vielfalt" auch größere „Nützlinge“: In einer Nisthilfe im Dach des Institutsgebäudes brütet jedes Jahr ein Turmfalken-Paar. Zahlreiche Heuschrecken und Grillen dienen den Jungvögeln im Frühsommer als Beute bei ihren ersten Jagdversuchen und auch Mäuse haben im "Garten der Vielfalt" aufgrund der Greifvögel einen sehr schweren Stand.
In den letzten Jahren waren auch die heute selten gewordenen Rebhühner regelmäßig zu Gast. Das Elternpaar und bis zu zwölf Jungvögel fühlten sich in den vielen Versteckmöglichkeiten in den höheren Wiesen sichtlich wohl. Praktischerweise fressen sie gerne die Samen des Knöterichs, der auch in der Donaustadt ein häufiges Unkraut in Gärten und auf Äckern ist, ebenso Ausfallgetreide. Gerade zur Brutzeit fressen die Weibchen auch häufiger tierische Nahrung, wie Schmetterlingsraupen, Käfer oder sogar Blattläuse.
Ein Besuch ist möglich
Der "Garten der Vielfalt" der Bio Forschung Austria ist werktags von 9 bis 17 Uhr (freitags nur bis 15 Uhr) für alle Naturfreunde geöffnet. Auf der Website der Bioforschung (www.bioforschung.at) werden regelmäßig Gartenführungen, Kurse zur Bestimmung von Pflanzen und Insekten sowie Gartelkurse angeboten.
Das Projekt SYM:BIO, welches durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung kofinanziert ist, fördert den Wissenstransfer für naturnahe Garten- und Landschaftsgestaltung in urbanen Räumen in Österreich und Tschechien. Im Herbst 2022 erscheint die SYM:BIO-Projektbroschüre mit nützlichem Know-how und Tipps und Tricks zum natürlichen Gärtnern. Sie wird zum Versandkostenpreis auf der Website der Bio Forschung erhältlich sein.
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