Auszeit vom Lagerleben in Traiskirchen
Michael Woditschka engagiert sich für unbegleitete Flüchtlinge in Traiskirchen und bereitete einigen von ihnen einen unvergesslichen Tag in Wien.
Die fünf jungen Afghanen auf dem Stephansplatz wirken wie ganz normale Touristen. Mit großen Augen bestaunen sie den Stephansdom, in dem sie eine Kerze anzünden und ihre Wünsche in ein Gebetsbuch eintragen. Ein Wunsch ist dabei mit Sicherheit ein Leben ohne Krieg, vor dem sie aus ihrer Heimat Afghanistan fliehen mussten.
Handeln statt reden
Als Reiseführer fungiert an diesem Tag der 36-jährige Donaustädter Michael Woditschka. Auf die Frage, warum er Flüchtlingen in Traiskirchen hilft, lautet seine Antwort: "Ich möchte nicht nur ein Couch-Demonstrant sein, der seinen Unmut in den sozialen Netzwerken äußert, sondern aktiv etwas tun." Aus diesem Grund hält er bereit seit Wochen regelmäßig Deutschkurse für Flüchtlinge ab.
Allein auf der Flucht
Begonnen hat das Engagement des Donaustädters damit, dass er Sachen für die Menschen in Traiskirchen sammelte und vor Ort verteilte. Dabei lernte er den 15-jährigen Qasim aus Afghanistan kennen, der vor den Taliban fliehen musste, die seine gesamte Familie umgebracht haben. Seine Freunde teilen dasselbe Schicksal. Michael Woditschka: "Durch den Kontakt zu Qasim kam es, dass ich mittlerweile mehrmals die Woche nach Traiskirchen fahre, wo wir uns in die Wiese vor dem Lager setzen und Deutsch üben. Wir sind bereits eine große Gruppe von Menschen, die mitmachen, und es werden immer mehr."
Sightseeing mit Wiener Charme
Um seinen Schützlingen eine Abwechslung vom Alltag im Lager von Traiskirchen zu bieten, lud der Kaisermühlner fünf unbegleitete Flüchtlinge zwischen 15 und 18 Jahren auf eine Sightseeing-Tour nach Wien ein. Den Beginn des Ausflugs bildete eine Fiakerfahrt. "Das Schönste daran war, dass "Fiaker Susi" uns auf die Fahrt einlud, als sie hörte, dass es sich bei den Fahrgästen um Flüchtlinge handelt", so Woditschka.
Beeindruckende Menschlichkeit
Der anschließende Besuch im Stephansdom war für die jungen Flüchtlinge ein sehr bewegendes Erlebnis. Auch auf der nächsten Station, dem „Vienna Time Travel“, wurde die Wiener Gastfreundschaft deutlich, als der TourGuide den jungen Afghanen geduldig in Englisch die Geschichte der Stadt erzählte. Den Abschluss des Tages in Wien bildete ein Besuch im Prater, bei dem die Jugendlichen ausgelassen Spaß haben konnten.
Für Michael Woditschka steht fest, dass das nicht der letzte gemeinsame Ausflug war: "Wir hatten einen unvergesslicher Tag mit ganz viel Wiener Charme und Menschlichkeit. Umso schwerer war für mich wieder der Weg nach Traiskirchen, um die Jungs zurück ins Lager zu bringen."
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