George Muga
Donaustädter lässt Kenias Kleinbäuerinnen wieder hoffen
Ein findiger Donaustädter IT-Experte mit afrikanischen Wurzeln startet eine Crowdfunding-Kampagne für ein Projekt, das dem Klimawandel trotzt und armen Kleinbauern eine Zukunft bietet.
WIEN/DONAUSTADT. Der Stadlauer George Muga ist derzeit auf spezieller Mission unterwegs. Denn er macht den Menschen in der Donaustadt, in Österreich aber auch in Kenia gerde Bio-Erdnussbutter schmackhaft. Der 44-jährige Wirtschaftsinformatiker im Dienst der Stadt Wien hat vor zwei Jahren ehrenamtlich die Genossenschaft „Chains of Work“ gegründet.
Diese baut in Afrika Erdnüsse an, verarbeitet sie zu Erdnussbutter, vertreibt das Produkt vor Ort und sichert damit schon über 100 Familien ein festes Einkommen. Die Starthilfe dafür, organisiert Mugas Unterstützerverein von Wien aus – mit einer Crowdfunding-Kampagne, bei der es als kleines Dankeschön für Spenden ebenfalls ein Glas Erdnussbutter gibt.
Erdnuss statt Kukuruz
Die Not, die Muga bei Kenia-Besuchen im ländlich geprägten Bezirk Homabay erlebte, ging ihm zu Herzen. Da das Wasser immer knapper wird, wächst der Mais als Hauptprodukt der Region kaum mehr. Die Folgen sind fatal: Viele Familien stehen ohne Einkünfte da, die Kinder sind mangelernährt, viele hungern sogar.
Dabei könnte eine Umstellung auf modernere Anbaumethoden weit höhere Erträge bringen, wusste Muga, der früher Entwicklungshelfer in Ruanda und Sierra Leone war. Dazu würde es aber Investitionen benötigen – und vor allem ein gemeinsames Vorgehen der Beteiligten vor Ort.
Als Alternative zum Kukuruz fasste der findige Informatiker die Erdnuss ins Auge. Mit der Hülsenfrucht ist man in Kenia schon vertraut, wird sie doch von vielen Haushalten im Garten angebaut, um dann geschält und am Markt verkauft zu werden. Erdnuss-Fertigprodukte importierte man bisher trotzdem von woanders.
Pilotphase ein voller Erfolg
„Hier wollte ich ansetzen und das Weiterverarbeiten zu Erdnussbutter und deren Vertrieb ermöglichen. Die Kleinbauern erzielen so höhere Preise als durch das Rohprodukt, schaffen nachhaltiges Einkommen und verbessern die Ernährungssicherheit wie auch ihren Lebensstandard“, erklärt Muga.
So startete der Austro-Kenianer vor zwei Jahren damit, die Kleinbauern der Region – die meisten von ihnen sind junge Mütter - in der Initiative „Chains of Work“ (COW) zu organisieren. Die Erdnussbutter des Vereins ist bei Kenias Gesundheitsbehörde zertifiziert und bereits in Supermärkten und Märkten erhältlich.
Die Pilotphase war ein voller Erfolg, über den sich auch Muga freut: „Die Leute sind glücklich über die fertige Erdnussbutter – und immer mehr wollen sich beteiligen, da sie sehen, dass es funktioniert. Schon über 100 Familien machen mit, und für heuer zeichnet sich eine sehr gute Erdnussernte ab.“
Eine neue Mühle muss her
Das Projekt läuft so gut, dass die angeschaffte Erdnussmühle bereits einen Nachfolger braucht, um mit größeren Kapazitäten zurechtzukommen. Das Modell dafür hat Muga bereits gefunden: Eine Mehrzweckmaschine, die Erdnüsse schält, mahlt und zu Erdnussbutter weiterverarbeitet. Für deren Finanzierung – 7.500 Euro sind für den Ankauf in Holland und Transport nach Kenia erforderlich – setzt der Social Entrepreneur auf Unterstützung aus Österreich. Auf der Internet-Plattform startnext.com hat er eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen, deren Spenden zu 100 Prozent für die Mühle verwendet werden.
Begeisterte Rückmeldungen für die Initiative gibt es auch aus Österreich: So sponsert etwa der Betrieb Neuland.Bio ein Glas feinster Weinviertler Bio-Erdnussbutter für jede 35-Euro-Spende und liefert einen Rezeptvorschlag gleich dazu. Die Spezialität ist nahrhaft und vielseitig einsetzbar: „Erdnussbutter kann man wie Marmelade aufs Brot streichen, aber auch zum Kochen verwenden. Besonders Veganer interessieren sich dafür und verwenden es als
Schlagobers-Ersatz“, erklärt Muga.
Auch andere kleine „Dankeschöns“ wie kenianische Gewürzmischungen, Ohrringe oder Picknickdecken können Spender auf www.chainsofwork.at bestellen. Die Seite berichtet auch über die vielen anderen Initiativen des gemeinnützigen Vereins, die von Gemeinschaftsgärten und -küchen für Arme über Geflügelprojekte bis hin zu einer Vorzeige-Zuckerrohrfarm, Brunnenbauten und Patenschaften für Kinder reichen.
Zur Sache
Das Crowdfunding-Projekt gibt es unter: www.startnext.com/erdnussbuttermaschine.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.