Abrissbirne gegen historische Häuser in der Donaustadt
In der Wagramer und Donaufelder Straße wurden Gründerzeithäuser abgerissen. Die Initiative Denkmalschutz setzt sich für deren Erhalt ein.
DONAUSTADT. Im April letzten Jahres sorgte eine Aussendung der Stadt Wien für Freude bei vielen Donaustädtern. Am 12. April 2017 wurde nämlich eine Bausperre im Bereich der Wagramer Straße angekündigt. Damit sollten die alten Ortskerne baulich geschützt werden. Seitens der MA 19, Architektur und Stadtgestaltung, wurden fünf Bereiche festgelegt, die als Schutzzone ausgewiesen werden können: die Ortskerne von Stadlau, Kagran und Essling, der Schüttauplatz sowie ein Teil der Wagramer Straße.
Auffallend war, dass in den 17 Tagen zwischen der Aussendung und dem Gültigkeitsbeginn der Bausperre noch schnell alte Häuser in den vorgesehenen Schutzzonen abgerissen wurden. Das betraf die Moissigasse 11 sowie die Wagramer Straße 115. Schon damals wurde auch beim Haus in der Wagramer Straße 117 das Dach abgetragen und der Abriss während der Bausperre fortgesetzt. Markus Landerer von der Initiative Denkmalschutz: "In einer Bausperre darf nicht abgerissen werden, wenn eine Schutzzone vorgesehen ist. Außer mit ausdrücklicher Bewilligung der MA 37, Baupolizei."
Geschichte unterm Bagger
Bereits im März wurde das Gebäude in der Wagramer Straße 110 dem Erdboden gleichgemacht. Mit der neuen Baunovelle, die am 1. Juli 2018 in Kraft getreten ist, kam erneut Bewegung in die Sache. Diese schützt besonders vor 1945 erbaute Häuser. Für einen Abriss ist hier eine spezielle Genehmigung erforderlich.
Genau zu diesem Zeitpunkt – teilweise sogar erst am 2. Juli – wurde dem Haus in der Wagramer Straße 113 der Garaus gemacht. Auch das Haus in der Donaufelder Straße 193 wurde im hinteren Teil eingerissen und schwer beschädigt. Nun hat sich die MA 19 eingeschaltet und Dutzende Last-Minute-Abrisse gestoppt. Alle 29 zu beurteilenden Objekte werden einer ersten Einschätzung unterzogen.
Rettung für ein Gebäude
Laut MA-19-Pressesprecherin Ulrike Kittelberger wurde das Haus in der Donaufelder Straße 193 als erhaltenswürdig eingestuft. "Die Wagramer Straße 117 scheint nicht in unserem System auf." Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy spricht sich für den Schutz historischer Bauten aus: "Erstens schützen wir damit das Ortsbild zum Wohl aller gegen die Profitgier einzelner. Zweitens dämmen wir damit den Verlust preisgeregelten Wohnraums ein, der oft durch Vorsorge-Spekulationswohnungen ersetzt wird."
Im konkreten Fall würde der Bezirk laufend in Kontakt mit der Baupolizei stehen, wobei für Nevrivy gilt: "Wenn es nach mir geht, sind unbewilligt beschädigte Häuser wieder herzurichten. Die juristischen Möglichkeiten werden derzeit geprüft."
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