Wenn Schule Spaß machen würde – Schulsystem in Österreich
Mit einem wirklich gut funktionierenden und kindergerechten Schulsystem würden wir uns selbst den größten Gefallen tun, denn dann würden unsere Kinder auch gerne in die Schule gehen. Sie würden mit Freude lernen und auch gute Freundschaften pflegen. Wenn da nicht ein Schulsystem wäre, das schon längst nicht mehr zu den Bedürfnissen der Kinder, Eltern und Lehrer passt. Wir alle haben die Verantwortung, dass sich Kinder absolut wohl fühlen in der Einrichtung die sie formt. Dazu braucht es aber auch Lehrer und Eltern die Respekt und Einfühlungsvermögen vorleben.
Bei 3 Kindern und insgesamt 16 Jahren in denen ich Kindergarten, Schulbetrieb, Elternabende, Sprechtage und Klassenfahrten erlebe und mich auch selbst beruflich für das Wohlergehen von Kindern und deren Eltern einsetze, frage ich mich schön langsam: warum gibt es Waldorf Schulen die wissen was Kinder brauchen und warum schaut sich die Allgemeinheit nicht ganz viel von dieser Form des Unterrichts ab? An dieser Stelle möchte ich betonen, dass leider keines meiner Kinder diese Unterrichtsform genossen hat und ich aus einer Werbung dahin gehend keinen Vorteil ziehe. Offensichtlich lernen die Schüler dieser Einrichtung nicht nur schneller und leichter, sie haben auch keine gesundheitlichen Probleme als Folge von Stress und Streit. Warum gibt es im hohen Norden Europas Schulsysteme die sich so krass von unseren unterscheiden? Wo es keine Frage des Geldes ist ob ein Kind lernen ‚darf‘ und warum gibt es so viele Unterschiede obwohl wir alle auf einer Welt leben? Warum gibt es Länder wo nicht erst Gesetze gefunden werden müssen um die Eingliederung von Schülern zu ermöglichen, deren Muttersprache eine andere ist? Ok, schränken wir das Ganze ein bisschen ein: sogar in den 9 Bundesländern von Österreich gibt es Unterschiede. Nein, schränken wir noch weiter ein: sogar innerhalb eines Bundeslandes gibt es sehr große Unterschiede.
Notengebung
Was sagen die Noten unserer damaligen Schulzeit über uns aus? Dass wir gut oder schlecht waren? Oder sagen sie aus, dass die Eltern und Lehrer Druck machten mit dem Lernstoff, dass wir sogar dafür geschlagen oder eingesperrt wurden und dass wir Angst hatten vor der Schule? Es gibt hier sicher einige wenige die wirklich gerne gelernt haben weil sie Glück mit dem Elternhaus hatten. Die Notengebung kann nicht unterschiedlicher sein sogar unter den Lehrern in ein und derselben Schule. Für manche Schulen ist es wichtig einen guten Notendurchschnitt vorzuweisen, da wird Kindern sogar geholfen eine bessere Beurteilung zu bekommen. In anderen Schulen ist es wichtig möglichst streng zu beurteilen, damit jeder gleich sehen kann wie wichtig der Schule Bildung ist. In keinem der Fälle interessiert sich jemand mit welcher Freude oder welcher Abscheu Kinder in die Schule gehen. Konkurrenzdenken entsteht unter den Schülern, Aggressionen weil sie nicht richtig gefördert werden und daher ihre Energien nicht richtig verwenden können. Und wofür letztendlich? Für eine Bewertung die wieder nur von der Macht des Lehrers abhängt, die aber selten etwas über das Können des Kindes aussagt.
Religion
Es gibt Schulen, da werden 7 verschiedene Formen der Religion unterrichtet aber es gibt keine Vorschulklasse. Wir bestehen aus Körper, Geist und Seele und nur wenige wissen, dass man diese selbst steuern kann. Wäre es nicht besser ein Fach zu wählen wo keine Unterschiede gemacht werden? Vielleicht ein Gegenstand der Spiritualität unterrichtet? Ui, da werden gleich einige erschrecken aber so abgehoben wird es nicht. Hier wären alle Formen der Religion enthalten und auch erlaubt. Viel wichtiger als sich den grausamen Tod von Jesus in 17 verschiedenen Versionen immer und immer wieder in Filmen anzusehen ist doch, dass es für jeden von uns wichtig ist einen Glauben zu haben. Und der Glaube beginnt mit mir selbst. Wenn ich nicht an mich selbst glaube, dann werde ich auch die Möglichkeit nicht zulassen, dass neue Ideen – sei es als göttliche Führung oder als Fügung von Umständen – mich beflügeln.
Unterrichtsform
Die Entwicklung jedes einzelnen Kindes kann man nicht einfach in Altersstufen einteilen (du bist 6, du kommst in die Schule), weil es schon davon abhängt welchen Start ins Leben dieses kleine Wesen hatte. Auch hat jeder eine andere Geschwindigkeit und Motivation zu lernen. Kinder wissen selbst am besten, wann sie bereit sind etwas zu lernen. Ich persönlich halte nichts von Gutachten die von jemandem ausgestellt werden, der das Kind ein Mal sieht, es nicht in einer alltäglichen Situation erlebt und nach einem Fragenkatalog handelt der veraltet ist. Volksschulen könnten früher beginnen zwischen 4 und 5 Jahren und nicht in 4 Klassen geführt werden sondern ein offenes System enthalten wo sich die Schüler gegenseitig unterstützen und fördern können – siehe auch hier Waldorfschule.
Ernährung, Bewegung und Umgang mit anderen
Von der ersten Schul- bzw. Bildungsminute an sollte dies ein Thema sein womit Kinder aufwachsen. Vielfalt in der Ernährung, welcher Ernährungsbedarf in welchem Alter, wie funktioniert der Körper, gemeinsames Zubereiten von Jausenmahlzeiten, usw.
Bewegung sollte täglich und selbstverständlich sein. Wenn ich die Motorik der meisten Kinder betrachte, dann fehlt es an runden, gleichmäßigen Bewegungen, Rhythmusgefühl und Freude. Besuchen sie eine Weihnachtsfeier oder eine Veranstaltung wo Kinder singen oder tanzen. Der leblosen und festgefahrenen Bewegung des Lehrers folgt auch der Bewegungsgrad des Kindes – sehr traurig. Ich habe schon lange keine freudige und bewegte Feier von Schülern erlebt. Hier frage ich mich sehr oft: sieht ein Lehrer nicht was er mit Schülern vorbereitet? Oder ist hier auch wieder nur wichtig wie einwandfrei der Text aufgesagt wird?
Verantwortung für sich selbst, Respekt für die eigenen Fähigkeiten, ein gesunder Körper und bewusstes Leben (nicht erst ab 40) – würde eine Menge Gewalt und Aggressionen aus den Schulen nehmen. Wer mit sich selbst zufrieden ist und sich sinnvoll beschäftigt, der braucht sich nicht an anderen abzureagieren. Wie ist das Schulhaus gestaltet, wie dürfen sich Schüler dabei einbringen und welcher Ton herrscht zwischen Schülern, Lehrern und Eltern? Welche Regeln gibt es und wie konsequent werden diese beachtet?
Wo bleibt die Fantasie und die Freiheit im Denken in einem System das lange schon nicht mehr funktioniert? Es wird Zeit, dass der Kalk abbröckelt und neuen Wind an die Grundmauern lässt. Schließlich sind die Kinder von heute, die Erwachsenen von morgen die vor uns im Alter Respekt haben oder eben nicht.
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