A3 in Müllendorf
Bei Überholmanöver mit Pistole auf Autolenker geschossen
Halsbrecherische Überholmanöver. Auf der Autobahn. Links. Rechts. Über den Pannenstreifen. Lichthupen-Signale. „Eindeutige“ Gestiken. Zwischen zwei Pkw-Lenkern. Plötzlich kurbelt ein Fahrer sein Fenster runter. Richtet eine Waffe auf den Kontrahenten. Und drückt ab... Wild-West auf der burgenländischen A3 im Bezirk Eisenstadt-Umgebung.
MÜLLENDORF. „DAS GEHT GAR NICHT!“, fauchte Vorsitzende Birgit Falb in Richtung des Angeklagten, der zögerlich vor dem Richterpult Platz nahm. Schuldbewusst von „einmaliger Dummheit“ sprach und den Kopf senkte. Immerhin ist der Burgenländer, Mitte 30, nicht nur verheiratet, sondern auch Vater dreier Kinder. „Ein schönes Vorbild“, merkte eine Prozessbeobachterin an.
Ich habe einfach die Nerven verloren
„Ich bekenne mich zur gefährlichen Drohung schuldig. Das mit der Schusswaffe habe ich damals bei der Polizei auch gleich zugegeben“, zeigte sich der gelernte Monteur einsichtig. „Was ich getan habe, ist geschehen. Das werde ich nicht abstreiten!“ Und weiter: „Ich habe einfach die Nerven verloren. Hatte viele Probleme. Mit meiner Tochter. 16 Jahre. Was soll ich ihnen sagen, Frau Rat. Ein schwieriges Thema!“
"Nettigkeiten" per Handzeichen
Am 15. Juni vergangenen Jahres steuerte der Burgenländer auf der Autobahn A3, Höhe Müllendorf, seinen Firmenwagen in Richtung Ungarn. Trotz Lichtsignale blieb ein langsam vor ihm fahrendes Auto auf der Überholspur. Also lenkte der Monteur seinen Kombi rechts vorbei. Es folgte ein reger Austausch von „Nettigkeiten“ per Handzeichen. Daraufhin schaukelte sich die Situation auf. Mit mehrmaligen Rücküberholungen, teils auch über den Pannenstreifen.
Aus fahrendem Auto Schuss abgefeuert
„Mein Lehrbub saß auf dem Beifahrersitz. Er hatte sich gerade eine Schreckschusspistole gekauft. Also, wütend wie ich war, hab ich mein Fenster runtergelassen, auf Höhe des anderen Wagens die Waffe rausgehalten, in Richtung des Fahrers gezielt und abgedrückt!“, schilderte der Beschuldigte den Tathergang. „Diese Blödheit hat mir seitens der Bezirkshauptmannschaft 6 Monate Führerscheinentzug gebracht und eine Nachschulung.“
6 Monate Führerscheinentzug
Nachdenklich ergänzend: „Zudem 500 Euro Geldstrafe wegen Verkehrsauffälligkeit. Und jetzt sitze ich auch noch im Gericht!“ Dann kam das Schuss-Opfer als Zeuge zu Wort. Der ungarische Masseur schilderte, dass beide Lenker, also auch er, agierten, als ob sie „unter Strom gestanden wären!“ Der 35-Jährige räumte gegenseitige Provokationen ein, „aber, dass einer dann eine Waffe zückt, auf mich zielt und aus dem fahrenden Auto auf mich schießt...!“
Opfer erlitt Schock - Schütze entschuldigte sich
Der Ungar, der einen Feuerstrahl und einen lauten Knall aus der täuschend echt aussehenden Walther P99 Schreckschusspistole wahrgenommen hatte, erlitt einen Schock. Alarmierte sofort die Polizei. Sagte im Saal 8 des Landesgerichtes Eisenstadt zum mutmaßlichen Täter: „Sie wissen gar nicht, was sie damit angerichtet haben. Wie ich mich danach gefühlt habe!“ Daraufhin stand der Burgenländer auf und sagte reumütig: „Es tut mir leid. Ich weiß, es war mein Fehler!“ Besiegelt mit einem Handschlag zwischen den beiden „Kontrahenten“.
"Kopfwäsche" der Richterin und Geldbuße
Mit mahnenden Worten wusch die Richterin dem Angeklagten den Kopf. Mehrmals. Machte dem dreifachen Familienvater eindeutig klar, dass das mehr als ein kleiner Fehler war. Ließ aber trotzdem Milde walten und verdonnerte den Monteur nur zu einer Geldbuße von 400,- Euro im Rahmen einer Diversion. „Das ist ihre letzte Chance. Stellen sie ja nie wieder etwas an und kommen sie nie wieder hierher!“ Urteil nicht rechtskräftig, da die Staatsanwältin keine Erklärung abgab.
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