Weinlese 2022

Die Winzer im Bezirk Eisenstadt-Umgebung legen los

Unter dem Einfluss des meist heißen pannonischen Klimas, wachsen im Burgenland neben komplexen Weißweinen und außergewöhnlichen Süßweinen auch die körperreichsten Rotweine Österreichs. Wir haben mit drei Winzern aus der Region gesprochen und sie zur heurigen Weinlese befragt. 

BEZIRK EISENSTADT-UMGEBUNG. Der Ostabhang des Leithagebirges mit seinen Kalk- und Schieferböden ist ein einzigartiges Terroir für komplexe Weißweine, vor allem für Weißburgunder und Chardonnay, aber auch Grüner Veltliner oder Blaufränkisch zählen zu den verbreitetsten Sorten des Landes. Die Weingüter Kreiler aus Purbach, Pachinger aus St. Georgen und Mariel aus Großhöflein stellten sich unseren Fragen. 

Weingut Kreiler

Das Purbacher Weingut liegt in der pannonischen Klimazone und ist charakterisiert durch heiße und trockene Sommer. Das gibt den Trauben eine unverwechselbare Kraft und Fruchttiefe. Der Neusiedler See übernimmt dabei die wichtige Funktion des zentralen Klimaregulators. Der Trend geht im Weingut Kreiler auch immer mehr zum früheren Lesen der Trauben. Hier werde dieser Tage bereits der Gelbe Muskateller geerntet. Bezüglich des Ertrages sieht Winzer Manuel Kreiler die Situation abhängig von der Lage seiner Weingärten. Bei seinen Rebstöcken zwischen Purbach und Breitenbrunn, die vorwiegend auf Kalkböden stehen, rechne er mit Einbußen von circa 30 Prozent. "Die Trauben sind jedoch gesund und überhaupt nicht faul", schildert der Winzer. 

Weingut Pachinger

Der St. Georgener Winzer Daniel Pachinger kultiviert auf einer Fläche von 6 Hektar seine Weinstöcke. Mit viel Gespür und Erfahrung werden aus den Trauben frische und vor allem fruchtbetonte Weine gekeltert. Durch die lange Trockenheit haben die Trauben unter der großen Hitze gelitten und auch der Regen kam dafür zu spät. "Bei durchschnittlichem Ertrag in diesem Jahr ist die Qualität der Trauben sehr hoch", erzählt Daniel Pachinger. "Frühsorten wie Muscaris, eine pilzresistente Sorte, wurden bereits gelesen". Der Trend gehe daher eher zur früheren Ernte, blickt man zum Beispiel auf das letzte Jahr zurück. 

BIO-Weingut Mariell

Der Weinbau der Familie Mariell liegt vor den Toren der Landeshauptstadt Eisenstadt, am Fuße der Westseite des Leithagebirges. Aufgrund der positiven Erfahrungen wurde der gesamte Betrieb ab der Ernte 2009 auf die biologisch-organische Bewirtschaftung umgestellt. Seit dem Jahr 2012 können die Weine des Familienbetriebs offiziell als zertifizierter Bio-Wein bezeichnet werden. Im Weingut wird noch alles per Hand gelesen, was eher gegen den derzeitigen Trend spricht. "Handarbeit bleibt Handarbeit", erklärt Richard Mariel. Hier startet man nächste Woche mit der Ernte der Trauben für den Traubensaft. Die Beeren seien in diesem Jahr jedoch eher klein und geben daher auch weniger Saft. "Den früheren Start der Weinlese bemerken wir schon lange", sagt Mariel, besonders im Hinblick auf die Klimaveränderungen werde es einfach immer trockener in unserer Region. 

Trend zur Maschine

Etwas das im Burgenland immer mehr zur Gewohnheit wird ist der Trend zur Weinlese mit einer Erntemaschine. Die meist aus dem Ausland stammenden Erntehelfer fallen in vielen Regionen immer öfter weg, was es für die Winzer schwieriger macht geeignetes Personal für die Weinlese zu finden. Weinlesemaschinen und ihre Betreiber sind in der Zeit um den September daher extrem gefragt. Mehr als die Hälfte des Ertrags werden in den meisten Weingütern bereits maschinell verarbeitet. Die Arbeit bleibt den Winzern durch die Lesemaschine nicht erspart. "Bei der Ernte mit der Maschine wird zuerst vorselektiert, damit unreife oder schlecht gewordene Trauben nicht zum Pressen kommen", erklärt Winzer Daniel Pachinger. Manuel Kreiler sieht den Trend auch immer mehr bei der Maschine, denn: "Die Lesemaschinen werden von Jahr zu Jahr immer besser und technisch ausgereifter." Man könne die Frequenz der hochsensiblen Gerätschaft bereits so genau einstellen, dass gefaulte Beeren durch ihren geringeren Wasseranteil hängen bleiben, die reifen Trauben jedoch von der Rebe gerüttelt werden.