16 Tage gegen Gewalt
„Hinschauen, wachsam sein, Zivilcourage haben“
Mit dem „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“ starteten am 25. November weltweite Aktionen zur Kampagne „16 Tage gegen Gewalt“. Mit dem Frauenhaus Burgenland oder "Die Tür" in Eisenstadt bieten unterschiedliche Organisationen Hilfe zur Selbsthilfe an.
BEZIRK EISENSTADT. In Österreich ist laut Statistik Austria jede dritte Frau von körperlicher und/oder sexueller Gewalt innerhalb oder außerhalb von intimen Beziehungen betroffen. Bereits seit 30 Jahren bietet die Frauenservicestelle "Die Tür" in Eisenstadt Frauen und Mädchen kostenlose, anonyme und vertrauliche Beratung. Im Zuge der Aktion "16 Tage gegen Gewalt" wurden in der Fanny-Elßler-Gasse in Eisenstadt „broken flowers“ installieren. Inspiriert von der Künstlerin Renate Holpfer, bleiben diese Blumen über die vollen 16 Tage gegen Gewalt frei zugänglich und symbolisieren, dem Wind und Wetter ausgeliefert , die Vergänglichkeit dieser Frauenleben.
Plakataktion am Neufelder See
Das Frauenhaus Burgenland macht mit seiner diesjährigen Plakataktion „16 Tage – 16 Schläge“ auf psychische und ökonomische Gewalt aufmerksam, da diese Formen der Gewalt oftmals nicht als solche erkannt werden. Die 16 verschiedenen Slogans hängen gesammelt bis 10. Dezember am Neufelder See. Die Plakataktion macht auf die unterschiedlichen Formen von Gewalt, abseits von physischer, aufmerksam. „Psychische und ökonomische Gewalt beginnen oft subtil. Viele Frauen sind nach Beratungsgesprächen erstaunt, dass beispielsweise das Kontrollieren vom Handy oder das Beschränken der Haushaltsausgaben bereits Formen von Gewalt sind“, erklärt Victoria Gärtner, Sozialarbeiterin im Frauenhaus Burgenland.
"Kinder immer mitbetroffen"
Bei gewaltbetroffenen Frauen sind auch immer Kinder betroffen, weiß Julia Pauschenwein, Klinische und Gesundheitspsychologin, Kinderbereich Frauenhaus Burgenland: „Wenn wir von häuslicher Gewalt sprechen, sind Kinder immer mitbetroffen. Entweder indem sie direkt Opfer von Gewalt sind oder indem sie die Gewalt bzw. die Auswirkungen der Gewalt an der Mutter miterleben,“ sagt Pauschenwein. 2022 wurden insgesamt 30 Frauen und 27 Kinder von den Solzialarbeiterinnen betreut.
Krankenhaus trägt orange
„In Gesundheitseinrichtungen kommt uns die besondere Aufgabe zu, Anzeichen der Gewaltausübung frühzeitig zu erkennen,“ betont die Leiterin der Opferschutzgruppe, Prim. Dr. Ingrid Steindl aus Purbach. Einen Gewaltverdacht anzusprechen erfordere laut Steindl einen sensiblen Umgang mit den Betroffenen. Deshalb sei es wichtig, dass Mitarbeiter gewaltbedingte Verletzungen bei Patienten erkennen und verantwortungsvoll handeln. „Hinschauen, wachsam sein, Zivilcourage haben,“ das wünscht sich Prim. Dr. Ingrid Steindl, „nicht nur im Aktionszeitraum. Unsere Arbeit soll nachhaltig wirken“. Die Opferschutzgruppe des Krankenhauses Eisenstadt besteht aus 20 Mitgliedern aus verschiedenen Bereichen.
"Rat, Hilfe und Unterstützung"
Ebenfalls Hand in Hand gehen das Land und die Apothekerkammer Burgenland. Alle 47 burgenländischen Apotheken beteiligen sich an der Initiative und verteilen im Aktionszeitraum Apothekersackerl mit einem Gewaltschutzsticker, auf dem die Frauenhaus-Notrufnummer zu finden ist. „Das Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist leider noch immer aktuell. Daher unterstützen alle Apotheken im Burgenland diese internationale Kampagne, indem wir niederschwellig auf das Thema aufmerksam machen und betroffene Kunden:innen informieren, wo sie Rat, Hilfe und Unterstützung erhalten“, erklärte Julia Kornfeind, Vizepräsidentin der Apothekerkammer Burgenland von der Ruster Apotheke.
Schauspiel im E_Cube
Zum Auftakt der Aktion veranstaltete der GRÜNE Landtagsklub und die GRÜNE Zukunftsakademie Freda die Szenische Lesung "Windhöhe" der Burgenländerin Katharina Köller im E-Cube in Eisenstadt. "Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter. In Windhöhe kommt persönlich erlebte, häusliche Gewalt ebenso zur Sprache wie strukturelle Gewalt", beschreibt die GRÜNE Klubobfrau Regina Petrik das Stück.
GRÜNE Landessprecherin Anja Haider-Wallner: "Die beiden Schauspielerinnen bringen das Thema Gewalt an Frauen eindringlich auf die Bühne. Eine von vier Frauen ist in ihrem Leben davon betroffen. Hier gilt es hinzuschauen und zu helfen."
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