Interview mit Leihoma Roswitha aus Eisenstadt
Leihoma aus Leidenschaft
Roswitha ist 67 Jahre alt, wohnt in Eisenstadt und ist eine von über 30 Leihomas im Burgenland. Neben ihrer eigenen Enkeltochter hat sie mittlerweile fünf weitere Leihenkerl. Im Interview erzählt sie den Bezirksblättern von ihrer langjährigen Tätigkeit als Leihoma und was diese für sie bedeutet.
BEZIRKSBLÄTTER: Wie sind Sie zum Omadienst gekommen?
ROSWITHA: Ich habe eine Enkelin, die ich über alles liebe. Da sie sehr weit weg wohnt sehe ich sie leider nicht so oft, wie ich gerne würde. Durch Zufall habe ich vom Omadienst erfahren und das wollte ich gerne ausprobieren. Und tatsächlich gibt es so viele Familien, die alles selbst organisieren müssen und für jede kleine Hilfe so dankbar sind.
Wie unterstützen Sie Familien als Leihoma?
Ich helfe zwei Familien mit ihren insgesamt fünf Kindern mehrmals pro Woche und es ist die beste Entscheidung, die ich in meiner Pension treffen konnte. Aber man muss ganz ehrlich sein - es ist einerseits unglaublich erfüllend und ich möchte mir ein Leben ohne die Kleinen nicht mehr vorstellen, andererseits ist es manchmal schon auch ein bisschen anstrengend. Wenn die drei Burschen durchs Wohnzimmer toben ist Unordnung vorprogrammiert. Ich räume danach mit ihnen gemeinsam auf, das gehört dazu. Das wissen sie mittlerweile. Wir genießen die gemeinsame Zeit sehr. Dabei auch die Eltern zu entlasten finde ich sehr wichtig, denn sie müssen zwischen Beruf, Elterndasein und vielen täglichen Herausforderungen jonglieren.
Die Kinderbetreuung steht im Fokus, aber machen Sie auch manchmal Sachen im Haushalt, wie kleinere Einkäufe oder gemeinsames Kochen und Ähnliches?
Das kommt sehr auf die Familie an. Bei einer greife ich den Eltern schon auch ein bisschen unter die Arme und koche oder backe mit den Kindern. Ich mache das gerne und erledige immer wieder kleinere Haushaltstätigkeiten mit den Kleinen gemeinsam. So sehen sie gleich, dass auch das dazugehört. Aber ich weiß auch, dass es Leihomas gibt, die sich ausschließlich auf die Kinderbetreuung konzentrieren. Das ist alles Vereinbarungssache und das kann jede Oma mit ihrer Familie ausmachen.
Sie haben eine Familie mit eigener Enkeltochter. Trotzdem sind Sie mit Herz und Seele Leihoma. Woher kommt Ihre Energie dafür?
Der Moment, wenn man bei der Türe reinkommt und die Kinder strahlen dich an, weil sie sich freuen, dass heute wieder Oma-Tag ist. Das ist die größte Erfüllung, die man sich nur wünschen kann. Das gibt jedes Mal aufs Neue mehr als genug Energie. Man gewinnt ja nicht nur neue Enkelkinder, sondern ganze Familien - ich habe ja auch zu den Eltern ein sehr enges Verhältnis.
Für Kinder sind fixe Bezugspersonen und Routinen sehr wichtig. Wie lange dauert es, bis sich die Kinder an eine neue Oma gewöhnt haben?
Das kommt stark auf die Kinder und ihr Alter an. Normalerweise ist das kein Problem. Sobald sie dich bei der Türe erkennen, ist das Eis gebrochen und sie freuen sich jedes Mal mehr auf dich. Ich glaube, dass Kinder spüren, wenn man gerne Zeit mit ihnen verbringt. Aber jedes Kind ist individuell zu behandeln. Manche kommen von selbst auf dich zu, auf manche muss ich aktiv zugehen. Da ist dann Feingefühl gefragt.
Was war denn ihr schönstes Erlebnis als Leihoma?
Es gibt so viele unvergessliche Momente mit den Kleinen. Schwer, da nur einen herauszugreifen. Aber wenn ich sie von der Schule abhole und sie mir entgegengelaufen kommen und mich umarmen. Das ist wirklich jedes Mal herzerwärmend. Ich schätze so Alltagssituationen sehr.
Wie zeitintensiv ist es, Leihoma zu sein?
Das kann nicht pauschal beantwortet werden, weil sich das jede Oma selbst einteilen kann. Ich habe zum Beispiel zwei Leihfamilien mit insgesamt fünf Kindern. Dabei bin ich bei den drei Burschen öfter. Bei der zweiten Familie sind die beiden Kinder schon etwas größer, da bin ich nur einen Tag pro Woche. Aber auch das unterstützt die Familie sehr und wir freuen uns alle, dass wir uns regelmäßig sehen. So sehe ich die Kinder aufwachsen und darf sie auf ihrem Weg ein Stück begleiten.
Kann es sein, dass Sie in Notfällen einspringen „müssen“?
Müssen würde ich nicht sagen, aber hin und wieder kann es schon sein, dass ich außerplanmäßig vorbeikomme. An manchen Tagen ist das bei mir möglich, an anderen, wie beispielsweise meinem Chor-Abend nicht. Aber manchmal fragen die Kinder nach mir, weil sie die gemeinsame Zeit so genießen und dann fragen die Eltern nach, ob ich noch einen Sprung vorbeikommen möchte. Wenn ich gerade Zeit habe, mach ich das auch unglaublich gerne. Für mich sind es ja auch meine Familien geworden.
Wie sehr werden Sie in die Familien eingebunden? Werden Sie auch zu Geburtstagen oder anderen Familienfesten eingeladen?
Ja manchmal bin ich auch bei einer Geburtstagsfeier dabei. Oft laden mich die Kinder dazu ein, was wirklich zuckersüß ist. Die Einladung kann ich dann natürlich nicht ablehnen. An den Feiertagen verbringe ich Zeit mit meiner eigenen Familie, das hat für mich Priorität. Aber wenn ein Kind einmal eine Aufführung hat, dann darf ich auch zuschauen kommen, das ist für mich dann auch sehr berührend. So entstehen sehr liebevolle Beziehungen.
Wie nennen die Kinder Sie eigentlich - Oma, Leihoma, Roswitha?
Das muss sich jede Leihoma am Anfang gut überlegen, denn den Kindern sollte von Anfang an nur ein Name vermittelt werden. Ich habe mich für meinen Vornamen entschieden. Manche Familien bzw. Kinder haben ja noch ihre Großeltern und mit denen möchte ich keinesfalls konkurrieren. Ich erkläre den Kindern auch immer, dass ich eine Leihoma bin und einfach zusätzlich zu ihrer Oma vorbeikomme.
Zu guter Letzt – Würden Sie den Omadienst Ihren Freundinnen empfehlen?
Ja auf jeden Fall. Ich erzähl davon immer fleißig in meinem Bekanntenkreis. Ich finde die Beschäftigung mit Kindern ist erfrischend und erfüllend zugleich - eine ganz, ganz große Bereicherung. Auch ich bleibe so fit, denn Pausen kennen diese Energiebündel nur selten. Daher kann ich das auch nur jedem absolut ans Herz legen
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