Seit 30 Jahren ungeklärt
Mordfall „Rosi“ in St. Margarethen: Killer-Suche mit Original-Tatortfotos

Hinweisgebern zum Mord an der jungen Mutter sichern Cold Case-Fahnder vom BKA Vertraulichkeit und Anonymität zu. | Foto: Original-Tatortfoto / BKA
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  • Hinweisgebern zum Mord an der jungen Mutter sichern Cold Case-Fahnder vom BKA Vertraulichkeit und Anonymität zu.
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Appell an den Mörder. An etwaige Mitwisser. An mögliche Zeugen. „Brechen SIE ihr Schweigen. Geben SIE sich einen Ruck. Packen SIE aus!“ Emotionaler Polizei-Vorstoß im Cold Case-Fall von St. Margarethen. „Helfen SIE mit, dass ,Rosi‘ und ihre Familie endlich Frieden finden können“. Gewissenserleichterung anstatt quälender Gedanken. Lieber spät, als nie. „Wohl auch die einzige Chance, über ein Geständnis oder eine Aussage, das 30 Jahre alte, ungeklärte Kapitalverbrechen an der jungen Mutter zu lösen“, so Reinhard Nosofsky, Chef-Ermittler des BKA.

St. MARGARETHEN. Eine wichtige Botschaft richten die Cold Case-Fahnder vom Bundeskriminalamt (BKA) an die Lesergemeinde der Bezirksblätter/RegionalMedien Burgenland: „Für Informationen garantieren wir allen Mitwissern und/oder Zeugen absolute Vertraulichkeit. Sichern also hundertprozentige Anonymität zu.“ Chef-Ermittler Reinhard Nosofsky ergänzt: „Für Hinweise, die zur Klärung des Mordes führen, ist nach wie vor eine Belohnung von 5.000 Euro ausgelobt!“

Der Aufruf der Kriminalisten richtet sich an alle Personen, die zum Beispiel von einem Bekannten oder Verwandten etwas über die Tat erfahren haben. Aus Hören/Sagen oder Erzählungen. Dadurch beiläufig, ganz bewusst oder zufällig zu „Mitwissern“ geworden sind. Aber bis jetzt ihr belastendes Wissen für sich behielten. Aus Angst und Scham oder falsch verstandener Loyalität. Ein Fahnder präzisiert: „Wenn dem so ist, dann Handeln Sie jetzt. Brechen Sie das ungerechtfertigte Siegel der Verschwiegenheit“.

Leichenfund bei Pferdekoppel

Gleiches gilt auch für Zeugen. „Alle Wahrnehmungen, wenn sie auch noch so klein und unbedeutend erscheinen, die sie rund um den Auffindungsort der Leiche gemacht haben, können hilfreich sein. Das betrifft den Zeitraum Samstag, den 17. April 1993 oder früher“, erläutert ein Cold-Case-Spezialist. Auffindungsort war eine Pferdekoppel auf der „Ried Bannholz“ im Gemeindegebiet von Sankt Margarethen im Bezirk Eisenstadt Umgebung. Ein weitläufiges Areal, umrandet von Feldern, ohne unmittelbarer Verbauung (siehe die Luftbildaufnahme des BKA).

Ein Luftbild von Sankt Margarethen zeigt auch den Fundort der Leiche. Haben Zeugen ein Auto oder eine Person gesehen? | Foto: BKA
  • Ein Luftbild von Sankt Margarethen zeigt auch den Fundort der Leiche. Haben Zeugen ein Auto oder eine Person gesehen?
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Auf der Orts-Karte ist ersichtlich, dass der Fundort der Leiche mit einem Fahrzeug erreicht werden kann. Daher liegt die Vermutung nahe, dass der Täter sein Opfer mit einem Wagen transportiert hat. Gibt es Zeugen mit Erinnerungen an eine Aktivität in diesem Bereich? Ein Auto bei der Zu- bzw. Abfahrt zur Pferdekoppel? Oder ist etwa eine Person aufgefallen, die etwas aus einem Fahrzeug geladen hat? Sich auffällig im Bereich des mit Holzlatten eingezäunten Areals bewegte?

Im Rahmen dieser Aufrufe sprechen die Kriminalisten auch direkt den Verbrecher an: „Wir appellieren auch an den Täter, sich zu stellen. Sich von der Last eines Mordes zu befreien. Reinen Tisch zu machen. Die quälenden Nächte hinter sich zu lassen.“ Auf das Gewissen des Killers hoffend: „Wir wissen, dass Sie sich schuldig fühlen. Ihr Verbrechen bereuen. Nehmen Sie ihre Tat nicht mit ins Grab. Befreien Sie die Familie des Opfers von der Last der Ungewissheit, was mit Rosi geschehen ist! Vor allem ihren Sohn, der zum Tatzeitpunkt gerade mal drei Jahre alt war. Ganz besonders er hat das Recht zu erfahren, wie und warum seine Mama sterben musste und wer sie getötet hat - um endlich Ruhe finden zu können!“

Junge Mutter erwürgt oder erdrosselt

Dass der Mörder von schrecklichen Gedanken begleitet und bis heute verfolgt wird, liegt, ob des Modus operandi, also der Tötungsart, auf der Hand. Laut Obduktionsbericht hat der Killer die junge Frau nämlich „mit Gewaltanwendung gegen den Hals“, umgebracht. Also entweder erwürgt oder erdrosselt. Somit den letzten Atemzug von „Rosi“ hautnah gesehen oder gespürt. Vielleicht sogar mit ihr gekämpft. Minutenlang. Denn diese Art des Sterbens ist kein schneller Tod. Sondern für Opfer und Täter ein wahres Martyrium.

Eine Besonderheit gibt es auch punkto Leiche. Diese wurde, so die Ermittlungen der Polizei, nach dem Verbrechen vermutlich in einem gut durchlüfteten, trockenen Raum regelrecht „gelagert“. Über mehrere Monate. Eventuell in einer Art Scheune, einem Schuppen, einem Keller... Aus irgend einem Grund wollte oder musste der Kriminelle aber im April 1993 die sterblichen, teils verwesten Überreste von „Rosi“ loswerden. Aus dem Versteck wegschaffen.

Sägespuren auf dem Oberschenkelknochen

Dabei kam es zu einer weiteren, verstörenden Handlung des Mörders. Vor dem Abtransport versuchte er offenbar die bereits teilweise verweste Leiche zu zerkleinern. Belegt durch mehrere Sägespuren auf dem rechten Oberschenkelknochen. Geruch oder Ekel könnten das gruselige Vorhaben des Mörders vereitelt haben. Schlussendlich verfrachtete er „Rosi“ nach St. Margarethen zur Pferdekoppel. Dort versteckte er die sterblichen Überreste der jungen Mutter unter einem Weidenstrauch (siehe Original-Tatortfotos).

Im eingezäunten Areal deponierte der Mörder die sterblichen Überreste der 29jährigen "Rosi". Am Samstag, den 17. April 1993, gegen 9.45 Uhr, schlug ein Reiter bei der Polizei Alarm. | Foto: Original-Tatortfoto / BKA
  • Im eingezäunten Areal deponierte der Mörder die sterblichen Überreste der 29jährigen "Rosi". Am Samstag, den 17. April 1993, gegen 9.45 Uhr, schlug ein Reiter bei der Polizei Alarm.
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Ein Reiter entdeckte das Opfer am 17. April 1993, gegen 9.45 Uhr und alarmierte sofort die Polizei, weil ihm „der Müll“ seltsam vorkam. Jahrelang blieb die Identität der Leiche, trotz weltweiter Nachforschungen, ein ungewolltes Geheimnis. Es gab keinerlei verwertbare Spuren. Die junge Frau wurde nackt aufgefunden, ohne Schmuck, ohne Papiere. Nichts. Das Gesicht war, ob der fortgeschrittenen Verwesung, nicht mehr erkennbar. Über das Gebiss gab es keine Identifizierung. Auch erstattete niemand eine Abgängigkeitsanzeige, die zur Leiche passen könnte. 

29jährige wollte ihre arme Familie unterstützen

Erst 2016 gelang es einem rechtsmedizinischen Fachlabor, durch eine spezielle Analyse, die Herkunft der Toten zu klären. Es handelte sich beim Opfer um keine Europäerin, sondern um eine Frau aus der Dominikanischen Republik. Mit diesem Wissen fanden die Cold Case-Ermittler aus Wien rasch heraus, dass es sich bei der ermordeten Frau um Julia Margarita RIJO handelt. Im Burgenland von allen "Rosi" genannt. Zum Zeitpunkt ihres Todes 29 Jahre alt und Mutter eines dreijährigen Sohnes. Sie hatte ihr Heimatland verlassen, um ihrer armen Familie in Santo Domingo zu helfen. Mit verdientem Geld aus Österreich.

Vermutlich hatte man der Frau damals versprochen, dass sie als Tänzerin oder Kellnerin ihr Geld machen würde. Tatsächlich führten ihre „Dienstgeber“ aber anders im Schilde und ließen sie als Prostituierte in mehreren Bordellen in Eisenstadt und Umgebung arbeiten. Solange, bis sie spurlos verschwand...

Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Man kann sich aber auch direkt an die Cold Case-Ermittler im BKA wenden unter der Telefonnummer: 01-24836-985025. Wer per E-Mail Informationen mitteilen möchte: spoc@bmi.gv.at

Mordfall "Rosi": Cold-Case-Abteilung verfolgt "mehrere Spuren"

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