Viel Wirbel um eingeschlafenen Arm
„Arzt verweigert Patient die Hilfe“ schlagzeilte am vorvergangenen Freitag das größte Kleinformat Österreichs. Außer dem Tipp, sich auf die andere Seite zu drehen, habe der Doktor keinerlei Maßnahmen ergriffen, um dem Mann zu helfen, stand da sinngemäß zu lesen.
EISENSTADT (sz). Die Diagnose der Redakteurin lautete auf Schlaganfall – und wurde nach dem Spitalsaufenthalt vom „Opfer“ dazu verwendet, damit auch bei den regionalen Medien punkten zu können. Dieses Mal sogar mit der Nennung des vollen Namens jenes Arztes, der ihm angeblich die Hilfe verweigert haben soll.
Die angekündigte Beschwerde beim Patientenanwalt ist inzwischen in zweifacher Ausführung eingelangt: Einer der Absender ist Politiker, der andere Rechtsanwalt. „Ich werde jetzt Stellungnahmen der Ärztekammer und des betroffenen Arztes sowie den Krankenakt bzw. den Arztbrief anfordern, damit ich mir ein Bild machen kann“, erklärt Dr. Josef Weiss den weiteren Ablauf.
„Jeder soll wissen, was er mir angetan hat!“
„Ich habe damals in der Nacht den Notruf 141 angerufen, weil ich wegen Schmerzen im Nacken und im linken Arm aufgewacht bin. Dort habe ich die Nummer des diensthabenden Arztes bekommen. Der hat nur gemeint, ich solle mich auf die andere Seite drehen. Obwohl ich ihn gebeten habe, zu kommen, hat er das verweigert“, erzählt das „Opfer“.
Der Mann musste acht Tage im Spital bleiben. „Der Doktor dort hat gesagt, ich habe einen leichten Schlaganfall. Es geht mir wieder gut, aber ich habe mir einen Anwalt genommen, denn ich will Genugtuung“, schilderte er beim Anruf der BEZIRKSBLÄTTER.
Eine Stunde später hatte er sich es allerdings überlegt: „Jetzt will ich auch Geld. Nicht für mich, sondern für meine zwei Kinder.“
„Habe mir nichts vorzuwerfen“
„Es stimmt, dass ich gesagt habe, er soll den Arm ausschütteln und sich auf die andere Seite drehen. Nicht stimmt, dass ihm keine Hilfeleistung zuteil wurde. Der Mann war übrigens auch schon mein Patient. Natürlich habe ich mir am Telefon ein genaues Bild der Situation gemacht, bevor ich ihm mitteilte, dass er vorerst 15 Minuten warten sollte, ob sich seine Symptome (bamstiger Arm) wieder geben. Wenn nicht, dann möge er mich nochmals anrufen“, schildert der Arzt den Vorfall aus seiner Sicht: „Es erfolgte also eine professionelle Abklärung und Einschätzung der Situation, wie dies in einem Bereitschaftsdienst üblich ist, also eine Hilfeleistung und qualifizierte Dienstleistung.“
Keine Rede von Schlaganfall
Und wie aus dem Entlassungsbericht des Krankenhauses hervorgeht, in dem der Mann acht Tage Patient war, hatte er keinen Schlaganfall, sondern lediglich – wie vom beschuldigten Arzt richtig diagnostiziert – eine „passagere Gefühlsstörung im linken Arm“.
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