Flora Petrik: „Will Glawischnig aus Angst alles klein halten?“
Flora Petrik aus Kleinhöflein: Protagonistin in der „Rebellion“ der Jungen Grünen
Die letzten Wochen waren vermutlich die anstrengendsten in Ihrer politischen Laufbahn – wie geht es Ihnen nach dieser intensiven Zeit?
FLORA PETRIK: Die letzten Wochen waren anstrengend, aber ich habe auch viel gelernt. So bedauerlich und so schade der Ausschluss der Jungen Grünen durch die Bundesparteispitze ist: Ich bin momentan zuversichtlich, dass die Jungen Grünen ihren Weg finden werden. Es kommt sehr viel Zuspruch und Solidarität aus allen Ecken, das tut gut und gibt Kraft.
Zur Kontroverse: Die Grünen wollen nun eine neue Jugendorganisation aufbauen – wie geht es mit den Jungen Grünen, das sind bundesweit ja immerhin rund 4.000 Mitglieder, weiter?
Wir Junge Grüne wollen viele Menschen dafür begeistern, aktiv zu werden und unsere Gesellschaft zum Besseren zu verändern. In welcher Form wir weiter politisch aktiv arbeiten werden, das werden wir als gesamter Verband diskutieren. Da gibt es einige Optionen, innerhalb und außerhalb von Parteien. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir gemeinsame Perspektiven finden werden, um weiterhin junge Menschen begeistern zu können.
Bundesjugendförderung und Parteiinfrastruktur wurden gestrichen – muss sogar der Name geändert werden?
All das wird gerade diskutiert und verhandelt. Wir wünschen uns, dass wir eine sachliche Übergabe mit der Bundesparteispitze erreichen können. Lieber eine geordnete Scheidung als ein vermeidbarer Rosenkrieg.
Die Rücktrittsforderung an Eva Glawischnig haben sie zurückgenommen. War der Trennungsgrund allein die Abspaltung von der GRAS? Und wenn ja, warum hängt die Bundespartei so an der GRAS, dass sie deswegen ihre eigene Jugendorganisation aufgibt?
Die zentrale Frage des Konflikts ist: Will sich die Partei öffnen, demokratisieren und wachsen – oder aus Angst alles klein halten? Die Parteispitze unter Eva Glawischnig will sich mit der GRAS offenbar weiterhin einen winzigen, leicht kontrollierbaren Kreis als Studierendenorganisation mit 20-40 Leuten halten, der mit einem totalen Konsensprinzip nicht wachsen kann. Verschlossene, kleine Gruppen können sich bequem Posten aufteilen und Jobs sichern. Das haben wir als Junge Grüne schon lange kritisiert, nun auch öffentlich. Dass so auf unsere Kritik reagiert wird, hätten wir uns nicht erwartet.
Erfolgreiche Projekte wie die Jungen Grünen, die größte Ehrenamtlichen-Organisation in der Geschichte der österreichischen Grünen, einfach abzudrehen, ist sicher nicht im Sinne der Grünen Bewegung, ist aber bezeichnend für die Entwicklungen der Partei in den letzten Jahren.
Zu Ihren politischen Wurzeln: Sie haben 2011 die Jungen Grünen im Burgenland mitbegründet – was waren die Gründe für diese Entscheidung?
Ich bin vor sechs Jahren zu den Jungen Grünen gestoßen. Ich wollte mich für eine bessere Gesellschaft engagieren – und das nicht alleine. Gerade im Burgenland gab es damals wenig Möglichkeiten für junge Leute, politisch aktiv zu werden. Ob bessere Öffi-Verbindungen oder eine lebendige Innenstadt: Zu tun gibt es genug.
Wie war in letzter Zeit die Stimmung zu Hause am Mittagstisch? Ihre Mutter stand ja stets hinter Eva Glawischnig?
Dass ich mich bei den Jungen Grünen engagiere, ist bei meiner Mutter natürlich auf offene Ohren gestoßen. Dass es da im Laufe der Zeit zu Meinungsverschiedenheiten kommen wird, war klar. Unsere Beziehung hält das zum Glück gut aus.
Wie oft sind sie eigentlich in Ihrer Heimat in Kleinhöflein?
Ich bin etwa einmal im Monat in Kleinhöflein. Dann nutze ich die Zeit und spaziere gern mit meiner Familie durch die Weingärten oder treffe Freundinnen im 2Beans auf einen Kaffee.
Wie sieht die kurz- und langfristige politische Zukunft von Flora Petrik aus?
Auch, wenn wir nicht mehr die Jugendorganisation der Grünen sind: Wir sind weiterhin viele junge Leute, die unsere Gesellschaft zum Positiven verändern wollen. Und daran will ich mit all meiner Energie in den nächsten Monaten arbeiten. Was nach meiner Zeit bei den Jungen Grünen kommt, wird sich zeigen.
Wir wollen mit Mut und Zuversicht nach neuen Perspektiven suchen, wie wir als Junge Grüne weitermachen. Wohin genau die Reise gehen wird, das werden wir gemeinsam diskutieren.
Im Oktober stehen GR-Wahlen im Burgenland an: Wie werden Sie sich in Eisenstadt engagieren?
Wie und ob wir uns in den Gemeinderatswahlkampf einbringen werden, müssen wir erst diskutieren. Der Rauswurf der Jungen Grünen ist eine klare Absage an eine starke, große und kritische Jugendorganisation. Das trifft uns auf allen Ebenen, auch im Burgenland. Wie wir da weiter mit den Grünen zusammenarbeiten können und wollen, müssen wir erst besprechen.
Derzeit gibt es eine ÖVP-Mehrheit und drei Grüne im Eisenstädter Gemeinderat – mit welcher Situation nach der Wahl wären Sie zufrieden?
Ich würde mich natürlich über einen Zuwachs für die Grünen freuen. Denn bei allen Konflikten in den letzten Tagen glaube ich immer noch, dass die Grünen das Potential haben, unsere Gesellschaft zu verbessern.
Über Flora Petrik
Flora Petrik ist in Kleinhöflein aufgewachsen und 22 Jahre alt. Nach Matura am Gymnasium Kurzwiese studiert sie zur Zeit Germanistik und Bildungswissenschaften im Master in Wien. Privat greift sie gerne auch Bücher zurück, geht auf Filmfestivals oder spielt mit ihren Babysitterkindern.
Petrik, Tochter der Grünen Landtagsabgeordneten Regina Petrik, ist seit Jänner 2017 Bundessprecherin der Jungen Grünen. Diese wurden von der Bundespartei ausgeschlossen, aus den Bundesländern kam teils heftige Kritik.
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