Michel Reimon spricht Klartext

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Regina Petrik lud den Syrien-Experten zum „Stadtgespräch“ nach Eisenstadt
EISENSTADT. „Syrien und Eisenstadt“ war das Thema des ersten Stadtgesprächs, zu dem Regina Petrik in Stefans Bistro lud. Eines vorweg – im schulischen Alltag würde der Abend unter die Rubrik Themenverfehlung fallen.
„Wir müssen Resultate verfehlter Politik ausbaden“
Uninteressant war der Abend deswegen aber keineswegs. Dann Mit dem EU-Parlamentarier und Syrien-Experten Michel Reimon hatte Petrik einen Kenner der Situation eingeladen.
„Die lokale Ebene (also wir) kann nur die Resultate verfehlter Politik ausbaden – ein Ende des Krieges muss das einzige politische Ziel sein“, konstatierte Reimon, und zeichnete in der Folge die verflechteten politischen Zusammenhänge zwischen Syrien, Saudi Arabien, Iran, USA, Russland und der EU.
Europa am Scheideweg
Die Zuhörer hingen auch an Reimons Lippen, als dieser zur Europäischen (Un)Einigkeit überging. „Die Union besteht aus 28 ökonomisch und nationalistisch denkenden Staaten. Entweder die Staaten geben Kompetenzen ab, oder die EU droht an dieser Krise zu zerbrechen“, sieht Reimon kaum Besserung. „Es gibt keine schnelle Lösung, es ist jetzt schlimmer als davor“, bezieht sich Reimon auf „EU-rechtswidrigen“ österreichischen Flüchtlings-Tageskontingente von 80 Personen. Österreich hat sich zum Anführer der Visegrád-Gruppe entwickelt“, so Reimon.
Britische Extrawürste
Apropos nationalistisch denkende Staaten – auch über britische Extrawürste bezieht Reimon ganz klare Stellung: „Wenn Großbritannien Ausnahmen machen will, sollen sie über einen weiteren Verbleib in der Union abstimmen.“ Reimon zeigt aber auch negative Konsequenzen eines vereinten Europas auf: „Gemeinsame Außenpolitik bedeutet aber auch – sollte es Krieg geben – dass sich Österreich da nicht ausnehmen kann. Ob wir Krieg wollen oder nicht!“
Wohnraum spenden
Neben dem rund eineinhalbstündigen Exkurs in die Welt- und Europapolitik wurde die Flüchtlingsproblematik dann auf die Heimat heruntergebrochen. Die Diakonie stellte das Projekt „Wohnraumspende“ vor. Man erhält 120 Euro zur Abdeckung der Betriebskosten, wenn man Wohnraum an Menschen im Asylverfahren vermietet. Der Vertrag wird hierbei zwischen Eigentümer und Flüchtling abgeschlossen – dabei unterstützt die Diakonie. Bei der Integration der Flüchtlinge sollte ein unbürokratischer Weg beschritten werden. „Weniger nachfragen, versuchen Sie es einfach. Es wird schnell klar, ob es funktioniert oder nicht“, so Petrik.
Und schlussendlich meldeten sich beim Stadtgespräch auch ein Flüchtlinge selbst zu Wort: „Österreich hat mir geholfen. Nun möchte ich hier arbeiten und so Österreich helfen.“
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