Wenn das Leben aus der Balance gerät, helfen Lebens- und Sozialberater
BEZIRKSBLÄTTER-Interview mit Mag. Harald Zumpf, Diplom-Lebensbrater – psychologischer Berater und Berufsgruppensprecher der gewerblichen Lebens- und SozialberaterInnen / WKO-Burgenland.
BB: Immer häufiger wird von „Lebens- und Sozialberatung“ gesprochen. Personen, die bereits Erfahrungen damit gemacht haben, berichten begeistert darüber, wie es ihnen mit Hilfe von Lebens- und Sozialberatung gelungen ist, Probleme zu lö̈sen oder Ziele zu erreichen. Was steckt wirklich hinter diesem Beruf?
ZUMPF: „Lebens- und Sozialberatung ist neben der Medizin, Psychologie und Psychotherapie als 4. Sä̈ule im Bereich der Gesundheitsvorsorge angesiedelt. Wenn Probleme auftreten oder das Leben aus der Balance gerä̈t, sind Lebens- und SozialberaterInnen die richtigen Ansprechpartner. LSB ist eine psychologische Dienstleistung für psychisch „Gesunde“. Bei krankheitswertigen Stö̈rungen oder Erkrankungen bleiben Ä̈rzte, Psychologen oder Psychotherapeuten zustä̈ndig.
Im Menschenleben gibt es ,natürliche Krisenzeiten‘ in denen vermehrt Probleme entstehen und das psychische Wohlbefinden aus dem Gleichgewicht geraten kann. Oft geschieht dies in den Phasen der Paarbildung, Beziehungsgestaltung, Elternschaft, Kindererziehung, Lebens-, Beruf- und Karriereplanung, Trennung, Krankheit oder Trauer. Da sich das Erscheinungsbild einer natürlichen Lebenskrise wesentlich von dem einer psychischen Störung oder Erkrankung unterscheidet, ist die Unterstützung durch Lebens- und Sozialberatung sicher optimal.“
BB: Wie funktioniert eine professionelle Beratung, damit das Leben wieder leichter gelingt?
ZUMPF: „Dafür ist effiziente Beratungskompetenz erforderlich. Als Werkzeug dafür dient vorwiegend die Sprache, meist in Kombination mit methodisch fundierten Techniken. Für Problemlösungen gibt es keine vorgefertigten Patentrezepte. Seriöse Berater geben daher keine Tipps oder Ratschläge, sondern die individuellen Lösungen werden gemeinsam mit den Ratsuchenden entwickelt.“
BB: Das hö̈rt sich nach einer verantwortungsvollen Tätigkeit an. Welche Qualifikationen sind dafü̈r erforderlich?
ZUMPF: „Zur LSB gibt es unterschiedliche Zugänge, die jedoch alle gesetzlich geregelt sind. Erlernbar ist dieser Beruf u.a. in zertifizierten und staatlich anerkannten Lehrgängen. Diese umfassen Inhalte aus human-, sozial- und kommunikationswissenschaftlichen Bereichen, ergänzt mit diversen fachspezifischen Kenntnissen wie Methoden der Beratung, Selbsterfahrung, Krisenintervention, und vieles mehr. Nach erfolgreichem Abschluss kann der Beruf im Angestelltenverhältnis ausgeübt werden.“
Wer allerdings LSB gewerblich, also auf selbstständiger Basis anbietet, z.B. in eigerner Praxis, der braucht dafür die entsprechende Gewerbeberechtigung, dafür sind dann zusätzlich noch weitere Nachweise zu erbringen.“
BB: Was haben Personen, die LSB als Dienstleistung in Anspruch nehmen wollen oder selbst eine entsprechende Ausbildung anstreben, zu beachten?
ZUMPF: „Gut ist, wenn Erkundigungen eingeholt werden, denn leider gibt es auch „schwarze Schafe“ die fü̈r LSB weder die Befä̈higung noch die Berechtigung haben. Auf der Webseite der Wirtschaftskammer www.wko.at sind alle gewerblichen Lebens- und SozialberaterInnen eingetragen (Firmen A-Z).
Bei Ausbildungen ist zu beachten, dass die Lehrgä̈nge zertifiziert und staatlich anerkannt sind. Recherchen, Vergleiche oder Erfahrungsberichte von Konsumenten sind jedenfalls immer hilfreich.“
BB: Sie selbst sind ja seit Jahren in diesem Beruf erfolgreich tä̈tig und unterrichten in LSB-Lehrgängen. Wie beurteilen Sie die Berufsaussichten für LSB und was ist „das Schö̈ne“ an diesem Beruf?
ZUMPF: „Vor Jahren gab es noch eine Hemmschwelle, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Jetzt geht der Trend bereits stark in eine neue und bessere Richtung. Anstatt Situationen tatenlos ,auszuhalten‘, werden nun die Chancen genutzt um Probleme zu lö̈sen, daher wird LSB immer wichtiger. Für mich persö̈nlich ist es der Traumberuf. Das ,Schö̈ne‘ daran ist, Menschen zu begleiten und dabei miterleben zu dürfen, wie sie sich verändern und weiterentwickeln, wenn sie ein positives Ziel vor Augen haben.“
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