Unsere Jubilare: mit Herta Springschütz aus Siegendorf
Hertha Springschütz feiert ihren 95. Geburtstag. Diese Alter hält sie jedoch nicht von ihrer großen Leidenschaft ab
SIEGENDORF. „Ein- bis dreimal, aber wohl eher doch viermal im Jahr bin ich unterwegs“, erzählt die mittlerweile 95-Jährige. Ihre Reisen führten sie von Montenegro bis Schottland, von Ägypten bis ans Nordkap.
„Die Reiselust habe ich von meinem Vater. Nach der Matura sollte es für mich auf eine Nordlandreise gehen. Doch 1940 waren die Schiffe zu Truppentransportern umfunktioniert worden, das wurde dann nichts“, erinnert sich Hertha Springschütz zurück. So war es der Reichsarbeitsdienst, der sie erstmals in die Ferne – in ihrem Fall nach Schlesien – brachte.
Von Wien nach Siegendorf
Nach absolviertem Gymnasium immatrikulierte sie an der Universität, um technische Chemie zu studieren. Während des Studiums stand anstatt Semesterferien Arbeitseinsatz am Programm. Einer davon führte sie in die Zuckerfabrik nach Siegendorf. „Dort bot man mir eine fixe Anstellung an. Nach Kriegsende war das keine Selbstverständlichkeit. Ich war froh, Arbeit zu haben“, erzählt Springschütz, wie sie im Alter von 22 Jahren in ihre heutige Heimat kam und ihr Studium zu Gunsten eines regelmäßigen Lohns abgebrochen hatte. Doch auch dort konnte sie ihre Leidenschaft ausleben: die Fabrik bot jährlich Städtereisen innerhalb Europas an.
„Mit dem Bus unterwegs“
Die Reiselust nahm nach der Pensionierung nicht ab: „Im Vorjahr war ich am Jakobsweg – aber mit dem Bus, nicht zu Fuß“, schmunzelt die Urgroßmutter. Außerdem standen Ausflüge nach Tavos, Salzburg, zur Lüneburger Heide oder zu bayrischen Christkindlmärkten am Reiseplan.
Und auch 2017 hat Springschütz vieles vor: „Ich möchte zu den norditalienischen Seen reisen, zum Spreewald und in die Tatra. Dort war ich schon einmal – vor 50 Jahren.“ Als Reisemittel bevorzugt sie Busse. „Beim Fliegen sieht man doch nur Wolken, aber nichts von der Erde“, erklärt die Jubilarin, die auf ihren Reisen stets ihre Digitalkamera mit dabei hat, um die schönsten Eindrücke festzuhalten.
Maturareise mit Verspätung
Besonders freut sich die Jubilarin dabei über die Entwicklung in Europa. „Die EU ist spitze. Es gibt kaum langes Warten an der Grenze, auch unterschiedliche Währungen fallen oft weg“, so die Siegendorferin, die in ihrer Freizeit gerne Sudokus verschlingt oder das Angebot für Pensionisten im Ort nutzt. „Ich bin Mitglied bei den Pensionisten, beim Turnen oder beim Club Miteinander des Roten Keuzes – und natürlich bei allen Ausflügen dabei“, so Springschütz, die keiner ihrer Reisen besonders hervorheben möchte. Eine ganz besondere war jedoch dabei: 71 Jahre nach ihrer Matura erfüllte sich Hertha Springschütz den Traum der Reise ans Nordkap.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.