Der fremde Geiger
An einem Samstag erschien einst auf einem Bauernhof in der St. Valentiner Gegend ein fremder Musikant und verlangte ein Nachtquartier. Das spöttische Lächeln des Fremden, vor allem aber die lange, feuerrote Hahnenfeder, die auf seinem Spitzhütel baumelte, mutete dem Bauern irgendwie unheimlich an. Dennoch wies er dem Fremden im Stadel ein Nachtquartier an. Am folgenden Morgen, es war ein Adventsonntag, vernahmen die Burschen und Mägde auf dem Kirchenwege in der Scheune wundervolle Geigentöne. Sie verhielten, lauschten und wurden von den immer berückender anschwellenden Klängen ganz gefangen genommen. Als sodann ein plötzlich aufrauschender Windstoß das Scheunentor aufriss, gewahrten sie in der Mitte der blankgefegten Tenne, an einen Pfeiler gelehnt, den fremden Geiger mit der roten Feder auf dem Hute. Verlockend und berauschend entquoll nun eine wilde Tanzmusik seiner Fidel, und trotz der gutgemeinten Ratschläge einiger älterer Kirchengänger konnte die Jugend schließlich nicht mehr widerstehen und die Tenne wurde zum Tanzsaal. Längst war der Vormittag vorüber, aber noch immer tanzten alle wie besessen. Da riss urplötzlich das Spiel ab, der Geiger war verschwunden und ein Hahn mit blutroten Federn krähte mit schriller Stinune (Altertümlicher Ausdruck für Stimme) ein langgezogenes Kikerikiii, schwang sich hinauf auf den Kornstock, der sofort Feuer fing und den Stadel in Brand steckte. Alle, alle Tänzer mussten verbrennen, und das traurige Ende bildete eine Reihe verkohlter Menschenkörper. (Quelle: Wallner)
Auch Bürgermeisterin Kerstin Suchan-Mayr spaziert gerne den Sagenwanderweg entlang. Und immer wieder ist sie wie vielen andere Wanderer oder Spaziergänger erstaunt wie grausam und grusselig so manche Sage ist. Und doch soll der Sagenwanderweg dazu beitragen, dass das besondere Kulturgut der Sagen nicht in Vergessenheit gerät. Die Station der Sage „Der fremde Geiger“ ist beim Wirt am Teich zu finden.
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