Ein Fall für den Tüftler
Mit der Restaurierung eines Knüpfstuhls verwirklichte sich Johann Kirschner einen Traum.
ENNS (wom). "Anfang November 2014 übergab mir Frau Schwab einen alten, reparaturbedürftigen Knüpfstuhl aus Schlesien. Ich entschloss mich sofort, diesen wieder zum Leben zu erwecken", erklärt Johann Kirschner. Er ist fachkundig, da er vor über 40 Jahren die Webereifachschule in Haslach/Mühl abgeschlossen und anschließend die HBLVA für Weberei und Spinnerei absolviert hat.
"Leider konnte ich während meiner beruflichen Laufbahn nie wirklich in diesem Bereich arbeiten. Darum hat mich dieses Projekt auch so fasziniert", betont Kirschner. Viele verschiedene Arbeiten waren erforderlich, um wieder die volle Funktion herzustellen. "Es galt, die Litzen neu zu schnüren, Holzteile zu richten und zu beizen. Das übernahm der Tischler Helmut Trauner, Enns", erklärt Kirchner.
Helfende Hände
"Kernpunkt des Projekts war ein Riet, das die Teilung der Kettfäden bestimmt", sagt der Ennser. Über Helmut Trauner kam Kirschner mit Günther Knoll aus Enns in Kontakt, der sich intensiv mit Fertigungen von Reliefs beschäftigt. Ihm gelang es, ein Riet mit genau der benötigten Teilung zu fräsen.
"Die Rietteilung war insofern sehr wichtig, da auf dem Knüpfstuhl handelsübliche Feinsmyrna-Wolle verwendet werden soll. Weiteres spezielles Wissen holte ich mir vom Textilmuseum in Haslach/Mühl", erklärt Kirschner. Der Knüpfstuhl wurde auf eine Knüpfbreite von 80 cm ausgelegt. Viele historische Knüpfmuster sind zwischen 70 und 80 cm breit und haben eine Länge von 130 bis 160 cm Länge. Für den Knüpfbereich wurden 145 Fadenpärchen in die Litzen und in das Riet, das ist der Kamm, eingefädelt und auf den Kettbaum gewickelt. Der Schussfaden wird nach einer Knüpfreihe mit einer Holzleiste eingetragen. Eine Probeknüpfung im Rahmen einer kleinen Feier, bei der alle dabei waren, die an der Restaurierung mitgearbeitet hatten, zeigte, dass alles richtig berechnet und gemacht wurde.
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