Kapazitäten sind erschöpft
Mangelnde Notdienste in Region St. Valentin

- Die Kassenhausärzte des Sprengels haben laut Katja Kern 2023 an 78 von 117 Terminen freiwillig Notdienst gemacht.
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St. Valentiner beklagen sich über mangelnde Wochenenddienste, Ärzte fordern besseres Notdienstesystem.
ST. VALENTIN. "Wir haben neun Ärzte in St. Valentin, und trotzdem schafft man es nicht, einen ordentlichen Wochenenddienst einzurichten", so Traudi und Fritz Leeb aus St. Valentin. Sie haben sich an die BezirksRundSchau gewandt, um einen Missstand aufzuzeigen. "Der Sprengel umfasst gemeinsam mit Ennsdorf und St. Pantaleon-Erla mehr als 15.000 Einwohner, allein St. Valentin hat beinahe 10.000. Dennoch sind Wochenenden mehrmals im Monat unbesetzt, oder die Dienste werden von Wahlärzten durchgeführt. Nicht jeder kann sich das leisten", beklagen die beiden. St. Valentin selbst zeigt sich in diesem Anliegen nicht verantwortlich: "Das ist ein Thema der Gebietskrankenkasse und der Ärztekammer. Als Stadtgemeinde ist das nicht unsere Aufgabe."
Seit 2019 freiwillige Notdienste
Die zuständigen Stellen wissen um die dürftig besetzten Ärztenotdienste in der Region St. Valentin: „Wir sind nicht glücklich darüber, dass es in diesem Sprengel seit einiger Zeit nur wenige Wochenenddienste gibt“, informiert die Ärztekammer Niederösterreich. Der Verwaltungsgerichtshof hat 2019 die Verpflichtung dazu als gesetzeswidrig aufgehoben. "Da der Dienst nun auf freiwilliger Basis durchgeführt wird, haben einige Ärztinnen und Ärzte diesen leider eingestellt.“ Zusätzlich sei die Belastung der Hausärzte vor allem in den Einzelpraxen enorm gestiegen. "Das Wochenende ist für viele daher eine wichtige Regenerationszeit", so die Ärztekammer NÖ. Eine Lösung sei derzeit in Arbeit. Die Ärztekammer, die Österreichische Gesundheitskasse und das Land arbeiten an einem flächendeckenden Modell für Niederösterreich.

- Katja Kern ist in St. Valentin als Ärztin tätig.
- Foto: Uschi Wolf
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"Fremdpatienten" aus anderen Sprengeln
"Da in vielen Regionen an Wochenenden kein Arzt mehr verfügbar ist, hat es sich eingebürgert, dass uns zunehmend Fremdpatienten im Notdienst beansprucht haben. Seit einiger Zeit geben wir daher über die offizielle Seite der Ärztekammer unsere Dienste nicht mehr bekannt", informiert die St. Valentiner Ärztin Katja Kern. Das erwecke oft den Eindruck, dass es kaum Notdienste in der Region gebe. "Unsere Dienste melden wir direkt an die Gemeinden zur Veröffentlichung auf der Homepage oder in den Gemeindenachrichten, um in erster Linie die Versorgung der lokalen Bevölkerung sicherzustellen“, so Kern.
"Bevölkerung nimmt viel Arbeit nicht wahr"
Dennoch sei es nicht möglich – gerade weil zwei der sieben Kassenstellen im Sprengel nach wie vor unbesetzt sind –, alle Notdienste zu stemmen. „Unsere Kapazitäten sind bei ständig steigendem Patientenaufkommen am Ende der Woche erschöpft. Ein Großteil unserer Tätigkeiten wie Bürokratie, Hausbesuche, Totenbeschaue, schulärztliche Untersuchungen und mehr findet außerhalb der Praxisöffnungszeiten an Nachmittagen und ordinationsfreien Tagen statt und wird daher von der Bevölkerung nicht wahrgenommen. Tatsächlich ist jeder von uns deutlich mehr als 40 Wochenstunden im Einsatz. Auch wir benötigen Zeit für Erholung und Familie und können nicht die Lücken im System stopfen, für die die Gesundheitspolitik verantwortlich ist."
Es braucht ein neues System
Für die Wochenenddienste wäre laut Kern ein neues System wünschenswert, das etwa auch Wahlärzten oder Ärzten ohne eigene Praxis ermöglicht, am kassenärztlichen Notdienst teilzunehmen. Aber auch Patienten müssten dazulernen: „Der Notdienst ist nicht für eine banale Erkältung gedacht oder für Kreuzschmerzen, die seit drei Wochen bestehen.“


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