Birnstingln, altes Brauchtum
Region Enns: Stockschießen ohne Bratl

- Volle Konzentration, Eisstockschützen am Werk
- Foto: Hans Rüdiger Scholl
- hochgeladen von Hans Rüdiger Scholl
Stockschießen heuer ein Problem? Zwar wäre es in sehr eingeschränkter Form jetzt auch mit Corona Beschränkungen möglich, aber einerseits gibt es kein Eis weit und breit und andererseits ist die Gastronomie geschlossen.
ST. FLORIAN. „Stockschießen (oder 'Birnstingln') ist ein sehr geselliger Sport, der heuer zu unserm großen Bedauern ausfällt“, sagt Helmut Schaufler, Obmann der Sektion Stockschützen in der Union St. Florian. Es ist guter Brauch, das Spiel im Gasthaus ausklingen zu lassen, wo die besiegte Moarschaft die Sieger auf ein Bratl einlädt. Und so hat jeder etwas davon.
Birnstingln einst und heute
Seit etwa dem 13. Jahrhundert zählt das Eisstockschießen in Skandinavien zu den winterlichen Vergnügen. Belegt durch bildliche Darstellungen, auf denen eine ähnliche winterliche Freizeitbeschäftigung abgebildet ist, wird angenommen, dass dieser Sport bereits im 16. Jahrhundert im Alpenraum ausgeübt wurde. Somit zählt das Stockschießen zum „alten Brauchtum“ in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz.
Die Technik des Spiels klingt einfach: Der schwere, runde Eisstock wird am Stiel mit einer Hand aufgenommen und in aufrechter Position schwungvoll auf die Eisfläche gesetzt, auf der er dann hoffentlich zum Ziel gleitet. Gespielt wird von Mannschaften, Moarschaft genannt, die gegeneinander antreten. Ziel ist es, die „Birnstingl“ - aus Birn- oder Ahornholz gefertigte Eisstöcke – so dicht wie möglich an die Daube (ein Holzwürfel, der auf dem „Daubenkreuz“ liegt) zu platzieren. „Mann“-schaft ist hier nicht wörtlich zu nehmen, da es sich um einen genderneutralen Sport handelt, der gleichermaßen bei Jung und Alt beliebt ist.
Heuer keine Buchungen
Mit mehr als einhunderttausend Mitglieder/Innen ist der Stocksportverband der viertgrößte Dachverband der Sportvereine in Österreich. Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und Staatsmeisterschaften werden ebenso veranstaltet wie regionale und örtliche Bewerbe. Aber nicht nur das „klassische“ Stockschießen, sondern auch spezialisierte Disziplinen wie Weiten- und Zielwettbewerbe werden ausgeführt. Ein Sport mit Vielfalt.
Etwa einhundert Stockschützen in St. Florian werden in diesem Winter aber auf ihr Bratl, die diesjährige Meisterschaft sowie alle heimischen und Gastturniere verzichten müssen. Die zwei Kunsteisbahnen, die sonst genutzt werden, stehen heuer nicht zur Verfügung. Der Buchungsplan der Eisstock Union St. Florian fürs Eis bleibt dadurch leer.
Ob die fünf Asphaltbahnen des Vereins bespielt werden können, hängt vom Pandemieverlauf und den damit einhergehenden Beschränkungen ab. Bislang ist unklar, ob später im Jahr das wöchentliche Training für Schützen und Senioren stattfinden kann. Die neuen Corona Regeln machen das Stockschießen, auf Eis oder Asphalt, zwar möglich, aber ob es auch so lustig ist wie sonst immer – ohne das essentielle Bratl – ist fraglich.



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