Demonstration
"Tierschützer gegen Bauern" vor der HLBLA St. Florian
In St. Florian, wo in der HLBLA heute eine Schweinefachtagung stattfindet, und in Wien versammelten sich Aktivisten vom Verein gegen Tierfabriken (VGT), um ein "echtes und rasches Verbot" des Vollspaltenbodens zu fordern. In St. Florian marschierten 15 Landwirte und zahlreiche Schülerinnen und Schüler der HLBLA auf, um das Thema zu diskutieren.
ST. FLORIAN. Der VGT hielt am Mittwoch, 31. Jänner, drei zeitgleiche Demos gegen Schweine-Vollspaltenboden ab. Laut VGT müsse in den nächsten Wochen das Tierschutzgesetz repariert und ein "echtes Verbot des Vollspaltenbodens erlassen werden. Sonst werden alle Schweinebetriebe ab Juni 2025 zumindest zu einem temporären verbesserten Vollspaltenboden Neu umgebaut haben müssen, was ein völlig sinnloser Aufwand wäre", heißt es vom VGT.
"Niemand schert sich darum"
Aktivisten demonstrierten heute früh vor dem Ministerrat am Ballhausplatz und vor dem Nationalrat auf den Stufen des Parlaments in Wien. Gleichzeitig gab es eine VGT-Demo vor der HLBLA St. Florian, weil dort eine Schweinefachtagung stattfindet.
"Wenn es um Tiere geht, wird der Rechtsstaat gerne umschifft. Tierschutzbestimmungen, so hat man in der Tierindustrie gelernt, kann man ignorieren. So steht wortwörtlich seit 2022 in der Verordnung zu Schweinehaltung, dass jedes Schwein Zugang zu einem physisch angenehmen Liegebereich haben muss, aber niemand schert sich darum", sagt VGT-Obmann Martin Balluch.
Gegenveranstaltung der AGÖ
Die Agrar Gemeinschaft Österreich (AGÖ) habe spontan am Vorabend in Whatsapp-Gruppen dazu aufgerufen, zur Diskussion vor der HLBLA zu erscheinen. Vor Ort waren am Mittwoch etwa 15 Landwirtinnen und Landwirte. "Wir haben über eine halbe Stunde versucht, eine Diskussion zu führen", sagt Ruth Boßmann, Landwirtin und AGÖ-Mitglied. Die VGT-Aktivisten hätten aber wenig Verständnis für die Standpunkte der Bauern gezeigt.

- Viele Schüler der HLBLA stellten sich unterstützend zu den landwirtschaftlichen Vertretern.
- Foto: AGÖ
- hochgeladen von Michael Losbichler
Bauern fordern faire Rahmenbedingungen
"Grundsätzlich kostet es uns Bauern Geld, wenn wir in Österreich die Standards immer höher setzen. Das schlägt sich auch im Preis nieder. Dadurch besteht das Risiko, dass wir uns immer weiter in eine Zweiklassen-Gesellschaft verwandeln. Nur Besserverdiener könnten sich dann qualitativ hochwertigere Lebensmittel leisten", so Boßmann weiter. Die AGÖ fordert deshalb faire Rahmenbedingungen. "Der erste Schritt wäre: ein Europa, eine Regelung. Es müssen für alle Landwirte gleiche Mindeststandards gelten." Ein Beispiel nennen die Vertreter der AGÖ: In Frankreich etwa sei die ausgestaltete Käfighaltung von Hühnern noch erlaubt, in Österreich ist sie verboten. Die Eier würden dennoch importiert werden. Die VGT hätte darauf nur gesagt, dass sie Europa nicht interessiere – für sie zählen die Bedingungen innerhalb Europas.

- Etwa 15 Landwirte der AGÖ präsentierten die Interessen der Bauern. Links vorne im Bild: Ruth Boßmann
- Foto: AGÖ
- hochgeladen von Michael Losbichler
"Import nur mit Mindeststandards"
Für Boßmann, die selbst Landwirtin im Bezirk Melk ist, und die AGÖ braucht es weitere Maßnahmen, um das Überleben von bäuerlichen Betrieben zu sichern. "Um auch eine soziale Ungerechtigkeit zu verhindern und um Wettbewerbsgleichheit zu schaffen, der Nationalstaat die höheren Kosten für ,tiergerechtere Haltung‘ den Bauern abgelten." Und zuletzt soll nur noch in die EU importiert werden, was dem europäischen Mindeststandard entspricht. Zusätzlich fordert die AGÖ ein Mindesthaltbarkeitsdatum für Ställe. "Über die Zeit der Abschreibung – bei Rinderställen sind das zum Beispiel 30 Jahre – muss es einen Bestandsschutz geben. Neue Stallbauten sind meist Generationenprojekte. Durch neue Regelungen und die damit verbundenen Umbaumaßnahmen verlieren Landwirt-Familien oft ihre ganze Existenz."
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