Ennser Fleischer geschlossen
Reisinger: "Haben kein Personal gefunden"

Fleischermeister Thomas Reisinger mit Frau Irmgard und Mutter Christine im leeren Verkaufsraum am Ennser Hauptplatz. Der Familienbetrieb bedankt sich vor allem bei ihren Stammkunden. | Foto: BRS/Losbichler
  • Fleischermeister Thomas Reisinger mit Frau Irmgard und Mutter Christine im leeren Verkaufsraum am Ennser Hauptplatz. Der Familienbetrieb bedankt sich vor allem bei ihren Stammkunden.
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Wegen des Personalmangels sah sich Thomas Reisinger, Fleischer am Ennser Hauptplatz, gezwungen, zu schließen. 

ENNS. "Anfang Oktober haben wir den Entschluss gefasst, dass das Weihnachtsgeschäft ohne dem entsprechenden Personal nicht mehr zu bewältigen ist", erzählt der 42-jährige Fleischermeister. Am 30. Oktober öffnete der Fleischer für den Detailverkauf in Enns zum letzten Mal seine Türen. "Vom Geschäft her ist es uns gut gegangen , die Stammkundschaft war uns immer treu. Nur das Personal hat uns gefehlt." Vor drei Monaten habe ein weiterer Fleischer gekündigt, und bereits seit zwei Jahren mangelt es an Verkaufspersonal. "Es hat sich einfach niemand mehr gehalten", so Reisinger.

Fast 200 Jahre Tradition

Die Entscheidung, endgültig zu schließen, ist dem Ennser Familienbetrieb nicht leicht gefallen – Thomas war bereits Fleischer in der sechsten Generation. Seit 1835 ist die Fleischerei in Familienbesitz. "Vor wenigen Jahren waren wir zehn bis zwölf Mitarbeiter, zuletzt haben wir den Betrieb nur noch zu sechst geführt. Auch meine Mutter hat sich mit 67 Jahren den Ruhestand mehr als verdient. Sie hat jahrelang ohne Urlaub immer gearbeitet." Dennoch hat das Schließen besonders geschmerzt: "Meine Vorfahren haben mit dem Geschäft Kriege überlebt, und auf einmal geht es nicht mehr, weil du keine Leute mehr findest." 

Gewerbe wird weitergeführt

Reisinger würde das Geschäft aber auf jeden Fall verpachten, denkt aber: "Anderen Fleischereibetrieben geht es leider genauso wie uns – sie finden einfach kein Personal." Sein Gewerbe betreibt Reisinger weiter: Er bietet Lohnschlachtungen und -verarbeitung zum Beispiel für landwirtschaftliche Betriebe oder Direktvermarkter. Der Bedarf dafür sei in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Das habe mit dem Umdenken zur Regionalität in der Gesellschaft zu tun. Ein solches brauche es aber auch in den Schulen, meint der Fleischer: "Der Lehre wurde und wird in der Schule noch immer nicht ihr Wert zugesprochen. Zwei Generationen wurden gedrillt, dass nur mit einem Studium etwas aus dir wird. Dabei sind Fachkräfte aktuell gefragter denn je."

Comeback ist möglich

Würde sich die Situation in den nächsten Jahren in die Gegenrichtung entwickeln, und es gebe Personal, schließt Reisinger es nicht aus, wieder aufzusperren. Außerdem könnte eine neue Generation heranwachsen: Die Kinder von ihm und seiner Frau Irmgard sind acht und elf Jahre alt – vielleicht werden sie eines Tages den Ennser Traditionsbetrieb fortführen.

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