Die erste Schule vor der Favoriten-Linie

- Das Schulhaus Favoritenstraße 96 (um 1908)
- Foto: Bezirksmuseum Favoriten
- hochgeladen von Karl Pufler
FAVORITEN. Die meisten Kinder der Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen Ansiedlung vor der Favoriten-Linie waren dem Schulbesuch fern geblieben. Um dem abzuhelfen hatte die Bezirksvorstehung des 4. Bezirks, zu dem die junge Siedlung damals gehörte, im Haus des Herrn Heinrich Knöll, einem Mitglied des Bezirksausschusses, eine Volksschule einrichten lassen.
Am 3. Dezember 1862 wurde diese Schule im Wohnhaus Himberger Straße 14 (heute Favoritenstraße 96) feierlich eröffnet. Im „Wiener Tagesbericht“ vom 5. 12. 1862 war zu lesen:
„Vor der Favoriten-Linie und in der Richtung gegen die Himberger Straße hat sich in den letzten Jahren gewissermaßen eine Colonie angesiedelt, die, wenn die Bewohner der inneren Gebäude des Südbahnhofes dazu gerechnet werden, in nahezu hundert, mitunter recht stattlichen Häusern eine Bevölkerung von fast 4.000 Seelen, worunter 600 bis 700 Kinder, zählen dürfte. Dieser Bevölkerung hat bis jetzt eines der nöthigsten Elemente socialen Gedeihens, eine in der Nähe befindliche Volksschule nämlich, gefehlt, und die Kleinen mußten selbst in der rauhen Jahreszeit einen weiten und sehr beschwerlichen Weg zurücklegen, um innerhalb der Linien des nothwendigsten Unterrichtes theilhaftig zu werden.
Der energischen Verwendung des Vorstandes des IV. Bezirkes beim Gemeinderathe und dem bereitwilligen, in dem betreffenden Berichte von uns erwähnten Entgegenkommen der städtischen Repräsentanz verdankt man nun die Beseitigung des schweren Übelstandes und die Errichtung einer Volksschule, die am 3. d. M. in der Himberger Straße 14 eröffnet wurde“.
In zwei Klassen wurden 133 Kinder unterrichtet. Der neue Leiter der Städtischen Volksschule hieß Johann Hirsch und hatte den Titel „Dirigierender Schulprovisor“. Die Schulpflicht dauerte damals sechs Jahre.
Im Schuljahr 1864/65 war eine einzige „Rekordklasse“ von 140 Kindern besucht. Zur Zeit der Bezirksgründung 1873 waren in diesem Haus sieben Schulklassen, eine Oberlehrerwohnung, zwei Zinsparteien, drei Geschäftslokale und ein Gasthaus untergebracht. Die Wirtshausgäste teilten sich mit den Schulkindern die Abortanlage.
Nachdem ab der Jahrhundertwende auch in Favoriten ein Großteil der heute noch bestehenden Schulgebäude errichtet wurde, nutzte man ab 1922 die Schulräume als „städtische Hilfsschule für schwachbefähigte schulpflichtige Kinder“. Im Jahre 1934 wurde der Schulbetrieb im städtischen Wohngebäude Favoritenstraße 96 endgültig eingestellt.
Mehr zum Bezirksmuseum Favoriten.
Text und Fotos: Bezirksmuseum Favoriten/Sturm



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