Eltern und Lehrer in Währing fordern Recht auf Schule

- Mit vielfältigen Sport- und Therapieangeboten - wie zum Beispiel Tischtennis - sorgt die Hans-Radl-Schule für individuelle Betruung ihrer Schülerinnen und Schüler.
- hochgeladen von Christine Bazalka
In der Hans-Radl-Schule herrscht Angst vor Kürzungen zulasten von Kindern mit erhöhtem Förderbedarf.
WÄHRING. "Geradezu widersprüchlich" erscheint einigen Eltern der Währinger Hans-Radl-Schule die rechtliche Lage ihrer Kinder. Sie sieht nämlich vor, dass Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf kein Recht darauf haben, das elfte und zwölfte Schuljahr an der Schule zu verbringen – und das, obwohl die Regierung vor Kurzem die Ausbildungspflicht bis 18 Jahren beschlossen hat.
Es wäre nicht das österreichische Schulsystem, wenn alles einfach wäre. Wie lange Kinder eine Sonderschule wie die Hans-Radl-Schule besuchen dürfen, ist im Schulunterrichtsgesetz geregelt. Darin steht, dass es für die letzten beiden Jahre eine Zustimmung des Schulerhalters braucht – also von der Gemeinde Wien.
Vergangenes Jahr konnten die Schüler, die das zwölfte Schuljahr an der Hans-Radl-Schule verbringen wollten, das nicht tun, weil ihre Anträge abgelehnt wurden. Diese Nachricht ist für die Kinder und Eltern bitter. Immerhin genießt die Schule einen ausgezeichneten Ruf, wenn es um die Betreuung und Förderung von Schülern mit körperlicher oder intellektueller Beeinträchtigung geht. Unterricht und Therapie wechseln sich hier, individuell abgestimmt, ab. Es gibt kleine Klassen, einen Garten und Sportangebote.
Verständlich, dass viele Eltern ihre Kinder gerne so lange wie möglich in dieser Umgebung wissen wollen, nicht zuletzt weil diese aufgrund ihrer Behinderung oft verzögert lernen. Auch die Lehrer der Hans-Radl-Schule möchten ihre Schützlinge bei sich behalten. Die gemeinsame Angst: dass immer mehr Anträge abgelehnt werden, weil gespart wird.
Rechtsanspruch gefordert
Behindertenanwalt Erwin Buchinger ist für einen Rechtsanspruch auf das elfte und zwölfte Schuljahr. Er habe die Erfahrung gemacht, dass die freiwilligen Schuljahre heute viel restriktiver bewilligt würden als früher. "Generell profitieren Schüler im Regelfall von einem längeren Verbleib im System Schule", sagt er. "Was sie dort an Bildungskompetenzen und sozialen Fähigkeiten erwerben, kann nicht gleichwertig durch arbeitsmarktbezogene Maßnahmen ersetzt werden."
Der Wiener Landesschulinspektor für Inklusion, Rupert Corazza, erklärt, wie die Entscheidung über die Anträge getroffen wird: "Jeder Jugendliche erhält ein Coaching, bei dem er über die Möglichkeiten beraten wird." Corazza hält weiterführende Ausbildungen im Bereich Berufsvorbereitung für sinnvoller als noch ein Jahr Schule: "Das sind 16- und 17-Jährige, die fühlen sich in der Mittelschule nicht mehr wohl." Es gebe sehr gute Werkstätten und andere Angebote für Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf. "Im Zuge der Ausbildungspflicht hat der Bund hier auch sehr viele Mittel freigemacht."
Anders ist das beim elften und zwölften Schuljahr: Hier gibt es um ein Drittel weniger Lehrstellen als in den Jahren davor – also zu wenige. Die Stadt muss diese Schuljahre querfinanzieren: "Um die Älteren adäquat zu versorgen, müssen wir quasi den Jüngeren etwas wegnehmen", so Corazza.
Trotzdem: Vergangenes Jahr seien 167 von 169 Anträgen auf ein elftes und 50 von 95 auf ein zwölftes Schuljahr bewilligt worden. "Ich erwarte, dass das heuer wieder so sein wird", sagt Corazza. Verunsicherte Eltern möchte er damit beruhigen: "Bevor ein Kind auf der Straße steht, bekommt es natürlich den Schulplatz."
Bezirk unterstützt Schule
In Währing wächst indes die Unterstützung für die Hans-Radl-Schule und die Eltern. In der Bezirksvertretung wurde einstimmig ein Resolutionsantrag angenommen, der die Wiedereinführung des elften und zwölften Schuljahres fordert. "Mehr können wir auf Bezirksebene nicht tun", sagt der Währinger FP-Klubobmann Georg Köckeis, der den Antrag eingebracht hat. Er hofft aber, dass die Stadt sich einsichtig zeigen wird.
Von Gesprächen mit dem Wiener Stadtschulrat berichtet Clemens Rauhs, dessen Sohn die Hans-Radl-Schule besucht: "Wir glauben an eine positive Entwicklung." Mit dem Bildungs- und dem Sozialministerium, die den Rechtsanspruch auf Bundesebene verankern könnten, hat es laut Rauhs bereits konstruktive Gespräche gegeben.
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