Romeo Bissuti ist Experte, was die Gewaltbereitschaft von Männern betrifft.
Gewalt kann nie die Lösung sein
(siv). Zeitungen sind voll mit Gewalttaten, oft an Frauen begangen. So wurden im heurigen Jahr bis dato bereits sieben Frauen in Österreich ermordet, zwei davon in Wien, die anderen in Niederösterreich. Was diese Morde gemeinsam haben: Es handelte sich um Beziehungstaten. Opfer und Täter kannten sich, denn die meisten Gewalttaten finden innerhalb der Familie oder im Bekanntenkreis statt.
Warum meist Männer Gewalt ausüben, weiß Romeo Bissuti. Er ist Obmann von White Ribbon Österreich, einer internationalen Kampagne von Männern, die sich für die Beendigung von Männergewalt in Beziehungen einsetzt. Außerdem ist der Psychologe und Psychotherapeut stellvertretender Obmann des Dachverbands für Männerarbeit mit Sitz in der Favoritner Senefeldergasse und Leiter vom Gesundheitszentrum M.E.N. im Kaiser-Franz-Josefs-Spital. Der 51-Jährige arbeitet zudem bei der Männerberatung mit.
Gefährliche Trennung
Bissuti wünscht sich, dass Täter, die von zuhause weggewiesen werden, ein Anti-Aggressions-Training absolvieren müssen. "Das ist derzeit nicht so. Die Männer die 'freiwillig' kommen tun das nur, weil die Frau im Hintergrund darauf besteht. Oder das Jugendamt macht Druck, wenn es auch um Kinder geht. Man muss diesen Männern Exit-Strategien aus der Gewaltbereitschaft bieten", so der Experte. Oft wenden sich die Frauen an Opferschutzverbände und -einrichtungen, die mit der Männerberatung eng zusammen arbeiten.
Den Grund in der Gewalt sieht Bissuti im drohenden Machtverlust. "Wenn Frauen Männer verlassen oder aber auch nur wieder arbeiten wollen, dann zerbricht das traditionelle Rollenbild, das viele Österreicher immer noch haben. Sie haben Angst, Macht und Kontrolle zu verlieren und reagieren aggressiv. Sie fürchten die Reaktionen aus ihrer Umgebung sowie einen Statusverlust und schlagen zu. Gewalt ist nicht immer mit Schlägen verbunden, sind kann auch psychischer oder sexueller Natur sein. Eine Trennung ist in vielen Fällen für Frauen aber extrem gefährlich", so Bissuti.
Prävention wirkt
Der Experte setzt auf Präventionsarbeit: "Es ist wichtig, bereits mit Burschen zu arbeiten. Wir beginnen in Workshops in Schulen oder in Jugendzentren mit Themen wie Männlichkeit, Körper oder Ernährung und kommen so ins Reden. Die Burschen hinterfragen dann viele Dinge", so Bissuti. So lernen die Jugendlichen andere Rollenbilder als das des coolen Machos kennen und dass Frauen und Mädchen gleichberechtigs sein sollten. "Vielen Burschen und Männern sind ihre Privilegien gegenüber von Frauen gar nicht bewusst, für sie ist das selbstverständlich. Auch 'mee to' haben viele nicht verstanden und fragen sich, worüber die Frauen sich da eigentlich beschweren", so Bissuti. In den Workshops will er Orte des Redens schaffen. Denn so kommen die Jugendlichen ins Gespräch miteinander und erfahren, dass sich auch ihre Mitschüler ihre Gedanken über Frauenbilder und Männerrollen machen.
Info: https://www.dmoe-info.at/
https://www.maenner.at/
http://www.men-center.at
https://www.gewaltinfo.at/
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