Baupolizei
So werden Wiener Altbauten vor dem Verfall geschützt
Die "Offensive Altbautenschutz" ist in Favoriten und Rudolfsheim-Fünfhaus unterwegs. Dabei werden Gründerzeithäuser unter die Lupe genommen, um ihren Verfall zu verhindern. Die BezirksZeitung war bei einem Rundgang mit dabei.
WIEN/FAVORITEN. In jüngster Zeit hört man immer öfter von Abrissen alter Häuser, die noch gerettet werden könnten. Oft ist aber eine Neuerrichtung günstiger, auch wenn die historisch sehenswerten Gebäude den Flair von Wien ausmachen.
Rund 30.000 Altbauten gibt es in Wien und inzwischen wird versucht, die Gründerzeithäuser durch regelmäßige Kontrolle zu schützen. So soll gegen Spekulanten verstärkt vorgegangen werden. Dabei werden zurzeit 14-tägig Begehungen der Baupolizei in Favoriten und Rudolfsheim-Fünfhaus unternommen. Sie sollen sicherstellen, dass die schützenswerten Gebäude nicht dem Verfall weitergegeben werden.
Feuchtigkeit und erste Löcher
Im Bereich der Columbusgasse und weiter bis hin zur Rotenhofgasse (10.) waren die Baupolizisten am Mittwoch, 24. Mai, unterwegs. Dabei heißt es für die Beamtinnen und Beamten zuallererst das Haus von außen in Augenschein zu nehmen. In der Columbusgasse waren die ersten Mängel leicht zu entdecken: Aufsteigende Feuchtigkeit hat den Sockelputz bereits angegriffen.
Auch erste Löcher konnten bei der Begehung entdeckt werden. Inwiefern dies ein Mangel ist, muss aber genauer untersucht werden, so Stephan Steller von der Baupolizei. Abbröckelnder Wandverputz, bei dem bereits die Ziegel zu sehen sind, wurden ebenfalls entdeckt. "In so einem Fall gibt es einen Bauauftrag", so Steller.
Das heißt schließlich, dass der Eigentümer beauftragt wird, diese Mängel zu beheben. Natürlich kontrollieren die Baupolizisten am Ende auch, ob die Beanstandungen korrigiert wurden. Insgesamt werden rund 160 bis 180 Begutachtungen vorgenommen, wobei es zu zehn bis 15 kleinen Beanstandungen kommt, erklärt Steller.
Ritterrüstung ohne Mangel
Bei so mancher Kontrolle müssen auch die Wohnungen besichtigt werden. Dabei kommt es häufig zu Überraschungen. So erschrak sich der Baupolizist, als er ins Wohnzimmer kam, weil in der Altbauwohnung eine Sammlung von Ritterrüstungen zu sehen war. "Zu beanstanden gab es hier aber nichts", schmunzelte der Baupolizist.
Auch die Meldungen für die Offensive Altbautenschutz, die jeder und jede abgeben kann, sind nicht immer hilfreich. So kam etwa die Anzeige: "Das Haus ist schiach". Dagegen können die Baupolizisten nicht vorgehen.
Aber die erste Zwischenbilanz kann sich sehen lassen. In den ersten vier Tagen sind bereits 140 Meldungen bei der Service-Hotline eingegangen. "Wir gehen allen Meldungen nach", so Steller. In den ersten Tagen kam es zu 95 konkreten Meldungen durch die Bevölkerung. Dabei sind 89 Gründerzeithäuser mit baulichen Mängeln betroffen. Und es wird weiter kontrolliert. Positiv daran: Bislang musste kein Gebäude als abbruchgefährdet eingestuft werden.
Sollte dies allerdings der Fall sein, so wird das umgehend an den Leiter der Sofortmaßnahmen weitergeleitet, der sich dann um das Objekt kümmert. "Bei der Sicherheit ist bei den derzeitigen Begehungen vor allem auf die Stufen zu achten", sagt Walter Hillerer, Leiter der Abteilung Sofortmaßnahmen. Bei Häusern, die bereits 150 Jahre alt sind, kann es schon sein, dass die Abnutzung zu groß ist und es zu Verbesserungen kommen muss.
Favoritner können Missstände melden
Sofortmaßnahmen braucht es etwa, wenn die Elektrik, also die Stromleitungen, nicht mehr dem Standard entsprechen, erklärt Hillerer. Auch wenn gefährliche Stoffe gelagert werden, springt das Team von Hillerer sofort ein.
Die Favoritnerinnen und Favoritner können jederzeit über die Service Hotline unter der Telefonnummer 01/4000 4001 ihre Beobachtungen melden, täglich von 7 bis 17 Uhr.
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