Wien-Favoriten: Musikalisches Gedenken an Roma und Sinti
Bereits zum 10. Mal findet im Favoritner Baranka Park eine Veranstaltung zur Erinnerung der Opfer des Nationalsozialismus statt. Die Familie von Harri Stojka lebte einst auf der ehemaligen Hellerwiese, die auf Initiative seines Vaters nach seiner Ur-Großmutter benannt wurde.
Wo sich heute der Baranka-Park befindet, war einst die Hellerwiese, benannt nach der ehemaligen Schokoladenfabrik Heller. Sie wurde seit dem 18. Jahrhundert als Lager- und Rastplatz des fahrenden Volkes benutzt, der Roma und Sinti.
Die Nachbarn kamen gut mit ihnen aus, bis 1940 das NS-Regime auf die Familien aufmerksam wurde. Zunächst wurde das Gelände eingezäunt, bis 1941 die Gestapo damit begann, die Menschen in Konzentrationslager zu verschleppen.
Am 20. Mai erinnern Kulturschaffende daran und setzen damit ein Zeichen gegen das Vergessen. Einer davon ist Harri Stojka, dessen Familie ebenfalls zu den Opfern gehörte.
Als Kind im KZ
Sein Vater, Johann Mongo Stojka, lebte als Kind mit seiner Familie auf der Wiese. Die Familie übersiedelte rechtzeitig nach Ottakring, wurde allerdings im Jahr 1943 ebenfalls in ein KZ deportiert. Mongo Stojka war einer der wenigen Überlebenden. "Mein Vater hat nicht viel über diese schreckliche Zeit gesprochen. Als ich ihn einmal als Kind gefragt habe, was das für eine Nummer am Arm ist, ist er ausgezuckt und hat gesagt, ich soll ihn nie wieder danach fragen", erinnert sich Harri Stojka.
Er ließ allerdings nicht locker und Jahre später begann sein Vater dann zu erzählen. Schließlich verarbeitete Mongo Stojka sein Erlebtes in dem Buch "Papierene Kinder", erschienen im Molden Verlag.
Endlich Anerkennung
Dass der Park nach Harri Stojkas Urgroßmutter Helene „Baranka“ Huber benannt wurde, geht auf die Initiative seines Vaters zurück. Gemeinsam mit dem „Kulturraum 10" gelang es ihm 1999, eine Gedenktafel im Park zu errichten. Im Jahr 2003 wurde der Park dann nach der angesehenen Naturheilerin umbenannt.
"Das macht mich schon stolz, was mein Vater da erreicht hat. Und dass wir Roma endlich eine Anerkennung durch die Stadt erhalten haben." Inzwischen wurde auch seiner Tante Ceija mit einer Platzbenennung gedacht. Und Harri Stojka bekam 2013 das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich.
Vater Mongo ist 2014 verstorben, doch in der musikalischen Gedenkfeier, die alljährlich im Baranka-Park stattfindet, lebt sein Andenken weiter.
Feiern
Die Gedenkfeier im Baranka-Park findet heuer am Sonntag, 20. Mai, statt. Das Programm
17 Uhr: Eröffnung
17.15 Uhr: Musikschule Favoriten
18 Uhr: Lesung Doris Stojka
18.30 Uhr: Roman Grinberg & Klezmer Trio
19.30 Uhr: Ernst Molden
20.45 Uhr: Harri Stojka feat. Mosa Sisic
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