Abschied von Kindern
Kärntnerin will todkranke Kinder auf ihrem letzten Weg begleiten. Sie setzt sich für eine Einrichtung ein.
Dass Sterben alte Menschen betrifft, weiß man. Doch auch Kinder können schon in jungen Jahren mit dem Abschiednehmen konfrontiert sein. – Ein Thema, das in unserer Gesellschaft oft tabuisiert wird. „Kinder dürfen nicht sterben“, kennt Sabine Grünberger die gängige Einstellung. Die gelernte Krankenschwester kämpft nun dagegen an. „Ich will die Öffentlichkeit wachrütteln“, sagt sie.
Grünberger kümmert sich mit ihrer mobilen Kinderkrankenpflege „Moki“ um kleine Patienten. Manche „werden das Erwachsenenalter nicht erreichen“. Deshalb setzt sie sich seit mehr als zwei Jahren für die Einrichtung eines Kinderhospizes in Kärnten ein. „Das Konzept ist fertig, der Finanzierungsplan steht“, so der aktuelle Stand. Fünf Entlastungspflegeplätze für junge Klienten und noch einmal so viele für ganze Familien soll der „Sonnenmond“ bieten.
Keinen Zweifel lässt sie an der Wichtigkeit eines Kinderhospizes in Kärnten aufkommen. Dabei geht es nicht nur um die oft todkranken Patienten. „Kinder setzen sich mit dem Sterben anders auseinander als Erwachsene“, spricht Grünberger aus Erfahrung. Sie gehen offener damit um, stellen Fragen, wenn sie etwas wissen wollen. Grünberger will deshalb den Angehörigen Hilfe zuteil werden lassen. „Familien von Betroffenen brauchen Begleitung und Entlastung“, kennt sie die Sorgen und Probleme, wenn man von einem Kind Abschied nehmen muss. „Wir möchten Eltern auffangen, wenn sie an ihre Grenzen stoßen.“ Fast immer nämlich würden die Paarbeziehungen unter dem Krankheitsfall leiden. Es sei wichtig, dass die Familie auch während der Krankheitsphase einen gemeinsamen Urlaub möglichst unbelastet machen kann. „So kann man die Kraft sammeln, die man braucht, um sich um das Kind kümmern zu können.“
Die Familie braucht Begleitung
Entscheidend sei, dass man mit der Begleitung der Angehörigen frühzeitig beginnt. „Dann finden die Eltern danach leichter und schneller wieder ins Leben zurück, finden vielleicht sogar wieder einen Arbeitsplatz.“ Die Hilfe soll auch den Geschwistern des betroffenen Kindes zuteil werden. „Sie leiden immer, auch wenn sie sagen, dass es ihnen gut geht“, so Grünberger.
Selbst arbeitete die Unternehmerin mehrere Jahre auf einer Kinderkrebsstation und war zwei Jahre auf der Kinderherzchirurgie in München. „Ich war häufig mit solchen Situationen konfrontiert“, berichtet sie. Monatlich betreut sie nun mit ihren 15 Mitarbeitern bei „Moki“ zwanzig Kinder; fünf kleine Patienten müssen sich mit dem eigenen Sterben auseinandersetzen. „Der Bedarf ist viel größer“, weiß sie. Sie will spätestens 2014 mit dem Bau des „Sonnenmond“ beginnen.
Gespräche über das Projekt mit dem Land laufen bereits; eine Arbeitsgemeinschaft soll eingerichtet werden. Vor allem geht es um die Abdeckung der Kosten. Grünberger rechnet vor: „Fünf Millionen Euro kostet die Errichtung; rund 1,5 Millionen Euro der jährliche Betrieb.“ Als Standort für das Kinderhospiz kommt für Grünberger der Großraum zwischen Villach und Klagenfurt in Frage, „damit die Nähe zu einem Krankenhaus gegeben ist“.
Autor: Gerd Leitner
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