Der Stern geleitet sie durch Eis und Kälte
6.000 junge Kärntner sammeln als „Sternsinger“ Geld für arme Kinder. Die WOCHE begleitete eine Gruppe in Griffen.
Pünktlich um acht Uhr morgens wimmelt es im Pfarrhof der Pfarre Markt Griffen nur so vor Kindern, 23 junge Unterkärntner schlüpfen im Umkleideraum in die bunten Kostüme von Caspar, Melchior und Balthasar. Nur dreißig Minuten später schwirren die sechs „Sternsinger“-Gruppen mit ihren erwachsenen Begleitern bei klirrender Kälte in alle Himmelsrichtungen aus, in die Gemächer von Dechant Monsignore Johann Dersula kehrt wieder Ruhe ein.
Vor der Tür lauert der Eisbär
Als die Gruppe Nummer sechs mit ihrer Begleitperson Waltraud Fuiko in die neueren Wohnsiedlungen in Richtung Osten losmarschiert, zeigt das Thermometer zehn Grad unter Null an. „Mir macht die Kälte überhaupt nichts aus, ich habe vier Schichten Gewand an“, erzählt Livia Kuchanig (7). Die zierliche Griffnerin, die heuer zum ersten Mal an der „Sternsinger“-Aktion, an der kärntenweit mehr als 6.000 Kinder teilnehmen, mitwirkt, mimt den Caspar. „Gefroren hat nur die Traudi“, wirft Julia Kressnig alias Balthasar ein.
Die „Sternsinger“ überbringen den Familien die frohe Botschaft von der Geburt Jesu und den Wunsch für ein gutes neues Jahr. Diese Mission gilt es um jeden Preis zu erfüllen, das Wetter spielt dabei eine Nebenrolle. „In den vergangenen Jahren mussten wir schon Schnee und Regen trotzen, jetzt ist es zwar kalt, dafür scheint heute die Sonne“, freut sich Josefine Riepl.
Großes soziales Engagement
Die pensionierte Hauptschullehrerin und Pfarrgemeinderats-Obfrau betreut die „Sternsinger“-Aktion seit mehr als 30 Jahren. „Wir decken mit sechs Gruppen vier Tage lang 19 Teilgebiete der Marktgemeinde Griffen ab, da steckt ein hoher organisatorischer Aufwand dahinter“, erklärt Riepl. 2010 sammelte ihr Team rund 6.200 Euro. „Die Kinder wenden in den Ferien ihre Freizeit auf, das ist eine beachtens- und anerkennenswerte Leistung“, streut sie den „Sternsingern“ Rosen.
Geschwätzige junge Damen
Der Einsatz der vier jungen Damen – neben Kuchanig und Kressnig gehören Sarah Botthof (8) als Melchior und Sternträgerin Carina Pinter (7) der „Sechser“-Gruppe an – am Vormittag läuft ganz nach Wunsch. „Wir klopfen bei jedem Haus an, ein Großteil der Menschen öffnet auch“, berichtet Fuiko. In den Häusern angekommen, singen die Kinder das „Neujahrslied“ und überbringen den Segen der drei Weisen aus dem Morgenland. „Wir haben viel Spaß und quatschen mit jedem“, freut sich Kressnig, die heuer bereits zum zweiten Mal als „Sternsinger“ geht. Als Dank erhalten die jungen Unterkärntner Geld für ihre Kasse, das notleidenden Kindern in Guatemala zugute kommt. Manchmal fällt auch für die „Sternsinger“ selbst etwas ab. „Wir haben heute schon ein Cola bekommen“, erinnert sich Pinter.
Die Aktion im Wandel der Zeit
Als Letztes hinterlassen die Kinder auf dem Türstock den Neujahrssegen. Immer beliebter werden dabei die Aufkleber. „Eigentlich schreiben die ,Sternsinger‘ nur mehr in den ländlichen Gebieten auf alten Höfen mit der Kreide an die Tür“, weiß Riepl. Ebenfalls nur mehr in höheren Lagen wie auf dem Haberberg oder dem Limberg kommt der von den Kindern mitgebrachte Weihrauch zum Einsatz. „Die Körnchen werden auf dem Herd verteilt, danach durchströmt der typische Geruch die Stube.“
Nach dem Mittagessen, zu dem Daniela Pinter, die Mutter von Zwillingen, die heuer beide für die Pfarre Markt Griffen als „Sternsinger“ gehen, lädt, treffen die vier jungen Ladys bei Marlies Theuermann ein. „Schön habt ihr das gemacht“, lobt die Griffnerin die Gäste. Danach marschieren sie gestärkt weiter, ein paar wenige Häuser warten am Nachmittag noch. Aufgeregt klingeln die „Sternsinger“ am Gartentor der Familie Sadjak. Da ein Mitglied der Familie gerade nach Hause gekommen ist, öffnet sich den „Sternsingern“ die Tür. „Wir versuchen niemanden auszulassen, wer heute nicht zuhause ist, den besuchen wir am Ende der Aktion nochmals“, so Riepl.
Schmerzliche Erfahrungen
Beim Einfamilienhaus vis-à-vis schließen die Kinder ihre Tour ab. Als Hürde gilt die Siedlungsstraße, die nur so glänzt vor Glatteis. Kressnig stürzt, nicht zum ersten Mal. „Das ist aber halb so schlimm“, lächelt sie.
In einer Reihe aufgestellt drücken die vier jungen Damen die Türklingel. Niemand öffnet ihnen. Die Kinder klingeln noch einmal, dann noch ein letztes Mal. „Da ist wohl niemand zuhause“, vermutet Botthof leicht geknickt. „Wenn keiner aufmacht, ist es schon ein bisschen traurig“, gibt Kressnig zu.
Hilfe unter gutem Stern:
Die Sternsingeraktion der Katholischen Jungschar kämpft für das Recht jedes Menschen auf ein menschenwürdiges Leben. Ob Afrika, Asien oder Lateinamerika. In rund 500 Projekten wird das gesammelte Geld verwendet: Für Schulbildung, medizinische Versorgung, Nahrungssicherung, sauberes Trinkwasser und für die Stärkung der Menschenrechte. Über 300 Mio. Euro konnten seit 1955 ersungen werden. Im Vorjahr wurden alleine in Kärnten 1,26 Mio. Euro, österreichweit 14,5 Mio. Euro, von Caspar, Melchior und Balthasar gesammelt. Eines der rund 20 Länder, in dem Sternsingerspenden zum Einsatz kommen, ist Guatemala. Das Geld fließt in die Sicherung von Nahrungsmitteln, die Förderung der Gesundheit (sauberes Trinkwasser), den Schutz des Regenwaldes und in das Recht auf eigenes Land, das gemeinsam mit den Bauernfamilien verteidigt wird.
Autorin: Petra Mörth
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