„Die Welt ist groß, das Leben kurz“
Martin Walker schätzt Tradition als Chance inmitten der Globalisierung ein.
„Das Leben ist kurz, die Welt ist groß“, beantwortet der Schotte Martin Walker die Frage, wo er sich zuhause fühlt. „Heuer zum Beispiel“, konkretisiert er, „war ich drei Monate in Frankreich, zwei Monate in Amerika und den Rest der Zeit in aller Welt unterwegs.“ Und dennoch gibt’s auf dieser Welt einen Landstrich, wo er sich am wohlsten fühlt: „Meine Frau sagt, ich werde zehn Jahre jünger, wenn ich zurück ins Perigord komme.“ – Walkers Wahlheimat seit 14 Jahren.
Vor vier Jahren erschien Walkers erster Romanbestseller „Bruno, Chef de Police“. Inspiration für die Titelfigur ist sein Freund, „der Polizist aus dem Dorf im Perigord, in dem ich lebe, und natürlich die Menschen und deren Kultur“ in jenem Landstrich Frankreichs, der bis vor wenigen Jahren so gut wie unentdeckt war.
„Unser Dorfpolizist wurde ein sehr guter Freund von mir: Er ist mein Tennispartner, lehrte mich kochen, trainiert mit den Kindern Rugby. Er ist ein so wunderbarer Charakter, dass ich mir dachte, irgendwann muss ich über ihn schreiben. 2005 gab es dann die Unruhen in Paris und ich hatte das Bedürfnis über die große europäische Herausforderung der Migration zu schreiben. Ich hatte also einen Dorfpolizisten aus dem Perigord, die Probleme mit der Immigration und somit die Idee für den ersten Bruno-Roman. Schon während ich das erste Buch schrieb, kamen mir Ideen für weitere.“ Fünf Romane sind nun fertig, der vierte erscheint dieser Tage im englischen Original, mit dem dritten in Deutsch war er gerade auf Lesetour, auch in Klagenfurt.
Unterhaltung mit Haltung
Walkers Romane sind eine Art Infotainment: „Weil ich Journalist bin, sind meine Bücher zur Hälfte Reportage über etwas, das ich kenne und weiß. Ich weiß eine Menge über die Geschichte und Kultur des Landes, den Lifestyle, Essen, Jagen … Die Romane sind Fiktion mit viel Wirklichkeit darin.“ Etwa die (realen) Probleme der Globalisierung, der man nicht hilflos ausgesetzt sei, solange man seine Tradition kennt: „Wir sitzen hier in Klagenfurt, inmitten einer reizenden renovierten Altstadt. Auch hier gibt es jede Menge Globalisierung, aber sie haben sich ihre Tradition erhalten, wie in Frankreich. Amerika hat viel größere Probleme damit, Tradition zu erhalten, weil es so wenig davon hat.“
Walkers Ermittler ist übrignes anders als die meisten: „Ich wollte einen Helden und nicht noch einen frustrierten, beziehungsunfähigen Alkoholiker …“
Über den Autor:
Martin Walker studierte Geschichte in Oxford und Ökonomie in Harvard, war 25 Jahre lang Journalist für „The Guardian“, schrieb über internationale Politik und Wirtschaft, leitet seit 2007 als Vorsitzender des „Global Business Policy Council“ einen Think-Tank für Topmanager in Washington. Er ist Autor der „Bruno“-Romane, die in deutscher Sprache bei Diogenes erscheinen.
Autor: Christian Lehner
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