Gewalt gegen Frauen
"Frauen müssen nicht alles erdulden"
Angst und Unsicherheit haben die Gewaltbereitschaft erhöht. Betroffene Frauen finden Hilfe beim "Lichtblick" in Feldkirchen.
FELDKIRCHEN. "Gewalt beginnt nicht von heute auf morgen. Es ist vielmehr ein Entwicklungsprozess, der sich aufbaut und irgendwann gerät die Situation außer Kontrolle", weiß Waltraud Bina, Vorsitzende der Mädchen-, Frauen- und Familienberatungsstelle "Lichtblick" in Feldkirchen. "Anfangs sind es vielleicht nur abfällige Äußerungen, verbale Beleidigungen oder Erniedrigungen. Aus Erfahrung wissen wir, dass darauf Handgreiflichkeiten folgen, es zu gewalttätigen Übergriffen kommt."
Notbremse ziehen
Wichtig sei es daher, dass Frauen rechtzeitig die Notbremse ziehen. "Frauen müssen nicht alles erdulden. Aber natürlich ist es nicht einfach wieder aufzustehen, wenn man schon am Boden liegt", so Bina. Im "Lichtblick" ist man bemüht Betroffene nicht nur in Akutsituationen zu unterstützen, sondern schon im Vorfeld tätig zu werden. "Wir wollen Frauen in ihrem eigenen Ich bestärken. Oft wurde ihr Selbstwertgefühl über einen langen Zeitraum untergraben, um sie schwach und verletzbar zu machen. Auf diese Weise hat der Partner eine große Angriffsfläche und ein wenig wehrhaftes Opfer."
Ausweg Notschlafstelle
Entschließt sich eine Frau aus dem Gewaltszenario auszubrechen, dann gibt es über den "Lichtblick" die Möglichkeit für zwei bis drei Monate in einer Notschlafstelle unterzukommen. "Dort können Frauen – ob mit oder ohne Kinder – zur Ruhe kommen und ihre Lebenssituation überdenken", sagt die "Lichtblick"-Vorsitzende. "Es ist ein erster Schritt heraus aus einem gewaltbestimmten Alltag und es dauert eine Zeit, bis die Betroffene zu sich selbst gefunden hat." Das "Lichtblick"-Team begleitet Frauen in dieser Phase und unterstützt sie dabei die Weichen für eine Zukunft zu stellen.
Türen sind immer offen
"Leider haben wir aufgrund der Maßnahmen in den letzten beiden Jahren wenig Öffentlichkeitsarbeit in Form von Vorträgen oder Seminaren leisten können. Dennoch sind wir immer für die Menschen da", erklärt Waltraud Bina. In den Räumlichkeiten des "Lichtblicks" in Feldkirchen sind alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um auch in dieser Zeit Beratungen unter Einhaltung der erforderlichen Regeln möglich zu machen. "Wir wissen, dass der Bedarf gegeben ist und es eine hohe Dunkelziffer gibt. Glücklicherweise überwinden immer mehr Frauen die Hemmschwelle und reden über ihre Situation."
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