Gesundheit

Logopädie: "Sprechen ist eine Kunst"

Logopäden arbeiten mit Menschen deren Fähigkeiten beim Sprechen, Schlucken, Hören eingeschränkt sind.

FELDKIRCHEN. Als Logopädin arbeitet Anita Barbara Falgenhauer mit Menschen aller Altersgruppen, deren Fähigkeiten beim Sprechen, Schlucken, Hören oder der Stimme eingeschränkt sind.

WOCHE: Was versteht man unter Logopädie?
ANITA BARBARA FALGENHAUER: Logopädie bedeutet medizinisch Sprachheilkunde. Sie wird bei Krankheit und/oder Störungen von Stimme, Sprache, Sprechen, Schlucken, Kommunikation und Hören angewandt.

Was macht ein Logopäde?
Ein Logopäde beschäftigt sich mit den oben genannten „Störungsbildern“: Diagnostik – Prävention – Beratung – Therapie nach Überweisung eines Facharztes.

Welche Arten von Behandlung gibt es und wann soll man damit beginnen?
Es gibt unterschiedliche Ansätze und Vorgehensweisen. Abhängig von Alter, Entwicklungsstand, Störungsbild, Compliance des Patienten, dem Zugang des jeweiligen Therapeuten sowie dem Umfeld des Patienten. Man sollte so rasch wie möglich mit der Therapie beginnen. Pauschal kann man hier kein Alter nennen. Nach konkreten Anlassfällen – Schlaganfall, … geht es darum das Verlorene wiederherzustellen beziehungsweise zu kompensieren. Der Sprachabschluss selbst sollte laut Wissenschaft mit vier Jahren stattgefunden haben. Das bedeutst, dass alle Laute vorhanden sein und korrekt gebildet werden sollten, ebenso eine korrekte Satzstellung. Der Wortschatz bildet sich natürlich ein Leben lang weiter.

Sind nur Kinder betroffen?
Nein, es sind nicht nur Kinder betroffen. Bedarf gibt es bei allen Altersgruppen. Meist hat jeder Logopäde seine Schwerpunkte – wie bei Fachärzten. Logopädie ist so vielseitig, dass man nicht alle logopädischen Defizite abdecken kann, sondern eine Spezialisierung notwendig ist.

Wie erkennt man Schwächen frühzeitig?
Wenn wir von Kindern sprechen, sieht man diese bereits im Alter von etwa zwei Jahren. Konkretes Beispiel: Das Kind spricht verbal nicht. Mit drei bis vier Jahren äußert sich das, indem das Kind von bezugsfremden Personen nicht verstanden wird. Das hat zur Folge, dass sich das Kind zurückzieht oder auffälliges Verhalten zeigt.
Kinderfachärzte und Kindergartenpädagogen haben bereits ein geschultes "Auge und Ohr" dafür und empfehlen eine logopädische Abklärung. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass viele Kinder häufig nicht nur ein "rein logopädisches Defizit" aufweisen. Vielfach gibt es auch in jenen Bereichen, die Ergotherapeuten abdecken – wie beispielsweise Konzentrations-, Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungs-Problematiken – Aufholbedarf. Deshalb bin ich sehr dankbar für eine gute Zusammenarbeit mit Ergotherapeuten und Sonderkindergartenpädagogen. Meist ist eine ergotherapeutische Therapie im Vorfeld sinnvoll und notwendig, um dann auch sprachliche Fortschritte zu erzielen.

Gibt es seit Beginn der Coronakrise vermehrt Bedarf?
Auf Grund des 1. und 2. Lockdowns waren auch die Therapeuten eingeschränkt und viele Therapien mussten verschoben werden. Dadurch gibt es jetzt Engpässe an notwendigen Therapien und den Kapazitäten. Sprache und Sprechen sind so viel mehr als wir hören. Die Sprache wird von vielen Dingen beeinflusst: Das Umfeld, die sozialen Kontakte, die Umwelt, Vorbilder, Medien, das Miteinander und vieles mehr wirken sich auf die eigene Artikulation aus. Wenn diese wertvollen Strukturen wegfallen, hat dies natürlich auch Auswirkungen auf die Sprache und das Sprechen.
---------

Zur Person

Anita Barbara Falgenhauer, verheiratet, drei Kinder, lebt in Himmelberg. 2004 Diplom an der "Akademie für den logopädisch-phoniatrisch-audiologischen Dienst".
Seit 2004: Anstellung Diakonie de La Tour im Bereich Menschen mit Beeinträchtigung im Jugend- und Erwachsenenalter, freiberufliche Wahllogopädin (Therapiehaus Feldkirchen, Kindergarten).
• Schwerpunkte: Kinder mit Sprach- und Sprech- oder Schluckauffälligkeiten
• UK = Unterstützte Kommunikation (Wenn sich Menschen lautsprachlich nicht äußern können.)