"Mylife": Ein ganz "normaler" Arbeitstag
Am 20. März ist Internationaler Tag der Sozialen Arbeit. Die WOCHE hat eine Sozialarbeiterin einen Tag begleitet.
FELDKIRCHEN (fri). Als Corina Wintschnig, Leiterin der Mobilen Jugendarbeit "Mylife" in Feldkirchen, um 9 Uhr ins "Mylife" kommt, warten schon zwei Adressaten vor der Türe. Einer hat um 10 Uhr einen AMS-Termin, zu dem ihr Kollege ihn begleitet. Vorab werden noch ein paar Fragen geklärt. Der andere ist stark alkoholisiert, wirkt sehr müde und unterkühlt. Er trägt trotz eisiger Kälte nur eine leichte Stoffjacke.
Eine schlimme Nacht
Beim Frühstück beginnt der Jugendliche von letzter Nacht zu erzählen. Wiederholt sei sein betrunkener Vater auf die Mutter losgegangen und als er versuchte einzuschreiten, warf der Vater ihn aus dem Haus. Weil er niemanden erreichen konnte, verbrachte er die Nacht in diversen Gasthäusern. Dort hat er getrunken und gewartet, bis die Mobile Jugendarbeit aufsperrt. Gemeinsam sucht Wintschnig mit ihm nach Lösungen für die kommende Nacht. In der Zwischenzeit ist der Kollege mit seinem AMS-Termin fertig und so machen sich die beiden Sozialarbeiter auf den Weg nach Klagenfurt, um einen Adressaten zu besuchen, der nach einem psychischen Zusammenbruch und gescheitertem Suizidversuch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie untergebracht ist.
Zeit ist Mangelware
Im Anschluss wäre noch ein Besuch in der Justizvollzugsanstalt geplant gewesen, um dort zwei Adressaten zu besuchen. Dieser muss aus Zeitmangel ausfallen. Zurück in Feldkirchen warten bereits vier Jugendliche auf die Sozialarbeiter. Sie wollen sich am Nähprojekt "Myarts" beteiligen. Zwei von ihnen stehen deutlich unter Substanzeinfluss und einer erzählt von einer neuen Research Chemical. Sie erkundigen sich nach Gefahren und Risiken und werden von den Sozialarbeitern aufgeklärt. Viel später beginnt einer der beiden zu erzählen, dass sein Drogenkonsum ständig steigen würde, er seinen Job verloren hat, Schulden habe und sich die Vorstrafen häufen würden. Er ist verzweifelt, weiß nicht mehr weiter. Die Sozialarbeiter klären ihn auf, bieten Unterstützung an. In der Zwischenzeit ist das Essen, das eine geringfügig angestellte Mitarbeiterin gekocht hat, fertig.
Alkohol als Ausweg
Draußen wird es laut. Jemand schreit, eine Flasche zerbricht. Der Adressat, der am Morgen schon hier war, ist wieder da. Er ist noch stärker betrunken und erzählt, dass sein Vater ihm eine Nachricht geschrieben hat, er bräuchte nicht mehr zu Hause auftauchen. Der Freund, bei dem er übernachten wollte, ist auf Montage, die Schwester hebt nicht ab. Er weiß nicht wohin, er hat keine Winterjacke. Er ist verzweifelt, fängt an zu weinen und lässt sich nur schwer beruhigen. Sie finden, trotz intensiver Suche, keine Schlafstelle für ihn und können ihn nur mit einer neuen Winterjacke, Essen und einer Thermoskanne mit Tee in die kalte Nacht schicken.
Tag für Tag für die Menschen da!
Marina Salmhofer, Landessprecherin des Berufsverbandes der Sozialen Arbeit Kärntens, zum Tag der Sozialen Arbeit: „In Anbetracht des Welttages der Sozialen Arbeit, der in allen Ländern gefeiert wird, ist es mir ein besonderes Anliegen, auf die Wichtigkeit der Sozialarbeit hinzuweisen. Die Kollegen geben Tag für Tag in den verschiedensten Bereichen alles für ihre Klienten, damit diese wieder ein Teil der Gesellschaft werden oder dies auch bleiben können. Sie fungieren als Sprachrohr für diejenigen, die es selbst nicht (mehr) können. Und trotzdem arbeiten sie oftmals am Limit, da die finanziellen Ressourcen knapp sind, jedoch die Anfrage groß ist und unvermindert zunimmt. Sozialarbeit gehört gewürdigt und auch finanziell wertgeschätzt. Dafür setzt sich der Berufsverband der Sozialen Arbeit Kärntens ein.“
20. März ist Internationaler Tag der Sozialen Arbeit
Marsch durch Feldkirchen: Treffpunkt, 20. März, 13 Uhr, Innenhof Campus:Inklusiv
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